Rheinfelder Hotel Schiff wird „rundumerneuert“
Von: Hans Berger
In etwa von gleicher Bedeutung wie im 2. Weltkrieg „Lili Marleen“, war im vorangegangenen Weltenbrand Peter Gripekovens (1870-1929) Komposition „Die alten Strassen noch, die alten Häuser noch, die alten Freunde aber sind nicht mehr“. Wie kaum ein anderes Lied zeigt es die Wichtigkeit der Architektur für die Menschen auf, lässt letztlich jedoch keine Zweifel daran, dass der Mensch selber gleichwohl die höhere Priorität hat. Weil Architektur eben derart identitätsstiftend ist, wird die gestrige Bekanntgabe der „Schützen Rheinfelden Immobilien AG“, dass in ein paar Jahren das Rheinfelder Hotel Schiff einem Neubau weichen soll nicht alle Zähringer-Altstadt-Fans auf Anhieb zu einem Freudensprung veranlassen.
Da jedoch die Eigentümerin vom Hotel Schiff, die „Schützen Rheinfelden Immobilien AG“, schon mehrfach den sorgsamen Umgang mit ehrwürdigen Häusern bewiesen hat, kann davon ausgegangen werden, dass das, was kommt besser ins Ortsbild passt wie das was ist, respektive geht, ein typischer, auf modernität getrimmter, das Umfeld wenig berücksichtigender Bau der 1970er Jahre.
...trotzdem
Wenn am 18. Juni 2016 der Schweizer Heimatschutz der ältesten Stadt des Aargaus den Wakkerpreis übergibt, dann sicher nicht wegen dem Hotel Schiff, sondern trotzdem, wie Peter Ess, Vorsitzender des Rheinfelder Beurteilungsgremiums an der gestrigen Medienorientierung betonte. Tatsächlich, auch das Schweizer Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder von nationaler Bedeutung stuft das äussere Bild vom Hotel Schiff als nicht erhaltenswert ein.
Geben und nehmen
Eine weitere Garantin für eine ansprechende Architektur ist die in den Bereichen Psychosomatik, Psychiatrie, Psychotherapie Privatklink, Gastronomie sowie Hotellerie tätige Mieterin, die „Schützen Rheinfelden AG“ mit ihrer Losung: „Tu die Menschen in eine wertvolle Umgebung, dann fühlen sie sich wertvoll“, wie CEO Dr. Samuel Rom bekundete.
Gift und Galle
Wie wichtig den beiden „Geschwister-Firmen“ (Vermieter / Mieter) eine ins Ortsbild passende „Gebäudehülle“ ist, belegt auch, dass sie die Stadt frühzeitig in die Planung miteinbezogen und gar einem zehnköpfigen „Beurteilungsgremium“ zustimmten, in dem sie als Eigentümer mit nur drei Mitgliedern klar untervertreten sind.
Ottonormalverbraucher würde wohl Gift und Galle spucken, wenn andere bestimmten, wie das Produkt seiner sauer verdienten, dennoch lediglich Zwanzigfranken-Investition auszusehen hat, geschweige denn es sind - wie beim Hotel Schiff - deren zwanzig Millionen Franken.
Öffentlichkeit
Wie Chris Leemann, VR-Vizepräsident des „Schützen Rheinfelden Immobilien AG“ versicherte, war es bis anhin eine fruchtbare Zusammenarbeit, welche gestern in der Vorstellung des, aus einem als Studienauftrag eingestuften Architektur-Wettbewerb hervorgegangenen Siegerprojekts der „Miller & Maranta dipl. Architekten AG ETH BSA SIA, Basel“ mündete.
Klar, die Geschmäcker sind immer verschieden, dass nach intensiven Diskussionen die Jurorinnen und Juroren aus den sechs eingereichten Projekten einstimmig für das am 29. Juni zwischen 17.30 und 19.30 der Öffentlichkeit zugängliche, markante, das Stadtbild einst positiv prägende Siegerprojekt votierten, spricht für das Projekt, von dem sich auch Stadtammann Franco Mazzi wie ebenso Stadtbaumeister Urs Affolter begeistert zeigten.
Gesamtwürdigung
„Insgesamt gelingt es den Verfassern, mit dem Projekt für den Ort eine präzise städtebauliche Setzung zu finden, welche sich gut in den Stadtkörper integriert, den Brückenkopf überzeugend ausformuliert und das historische Rheinufer qualitätsvoll abschliesst. Für die durchgehende Hotel- und Kliniknutzung wird ein angemessenes architektonisches Konzept vorgeschlagen, welches in seiner Umsetzung überzeugt. Die Anordnung und Ausbildung der Räume überzeugt und schafft für die Gäste ein qualitätsvolles Ambiente“, lautet die Gesamtwürdigung des Jurorenteams, dem sich vermutlich am 29. Juni auch die Mehrheit der Info-TeilnehmerInnen anschliessen kann.
Bis das Zähringerstädtchen im westlichen Teil ein neues, die Altstadt würdigendes Gebäude bekommt, wird allerdings noch sehr viel Wasser den Rhein runterfliessen. Denn vorerst steht bei der „Schützen Rheinfelden Immobilien AG“ die innere, auf zwei Jahre veranschlagte Sanierung vom Hotel / Klink Schützen an und damit verbunden die Verlegung der Gäste ins Hotel Schiff.
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