Rheinfelder Zentralfest versprühte viel Esprit
Von: Hans Berger
„Den Riesenkampf mit dieser Zeit zu wagen, da frisch noch blüht der Jugend Kraftgefühl, des Lebens Bürde mutig stark zu tragen, zu ringen nach der Tugend hohem Ziel, auf Edles stehts den kühnen Blick zu wenden, um gut zu kämpfen, besser zu vollenden, dafür, dafür, haben wir geschworen, und keiner, keiner geh aus unserm Bund verloren!“ Gewiss, diese erste Strophe des Liedes „Riesenkampf“, mit dem der Schweizerische Studentenverein am vergangenen Sonntagnachmittag sein dreitägiges Zentralfest in Rheinfelden beendete, klingt schon etwas pathetisch und dennoch schien es, als ob nebst den anwesenden 3'000 aktiven und ehemaligen Studentinnen und Studenten auch das ganze Zähringerstädtchen von dieser ehrenhaften Ideologie beseelt gewesen sei.
Festakt auf dem Albrechtsplatz
Auch wenn während dem dreitägigen Zentralfest nebst feierlichen, religiösen Anlässen auch ernsthafte Themen erörtert und wissenschaftliche Diskussionen gehalten wurden, stand die Geselligkeit im Zentrum des Events. Die Fröhlichkeit hatte in Rheinfelden Hochkonjunktur. Beim Treffen ehemaliger Kommilitonen dürfte wohl manches Bierchen die Kehle benetzt haben. Ja, der braune Gerstensaft scheint grundsätzlich das obligate Getränk der Studentenverbindung zu sein, ansonsten wäre für gestern Montag wohl kaum ein Katerbummel auf dem Programm gestanden.
Tradition
Grosses Aufsehen in der breiten Öffentlichkeit erregte der Studentenverein am Samstagabend mit einem Fackelumzug und insbesondere am Sonntagnachmittag beim farbenfrohen Umzug von der badischen Seite über die alte Rheinbrücke zum Albrechtsplatz.
Angeführt wurde der Cortège von einem Tambourentrio, ihm folgten der Sechsspänner der Brauerei Feldschlösschen und die Stadtmusik Rheinfelden.
Auffallend beim Umzug die unterschiedlichen „Hüte“. Manche Verbindungen tragen als offizielle Kopfbedeckung den sogenannten Stürmer, andere wiederum eine Cadorna-Mütze, Biedermeiermütze, Tellermütze oder ein Biertönnchen. Die Grundstruktur der Mützen ist jedoch bei allen Studentenverbindungen in etwa gleich.
Seine Farbigkeit verliehen dem Umzug indes die historischen Uniformen, das prächtige Fahnenmeer und seine Lebendigkeit hatte er, weil die rund siebzig vorbeiziehenden Verbindungen meist ein Lied sangen, bei dem die inbrünstige Interpretation oft wichtiger war wie die richtige Tonlage.
Hopper und Trämmli
Auf dem Albrechtsplatz begrüsste OK-Präsident Magnus Willers - der in seiner Verbindung den Namen „Hopper“ trägt“ - die gut gelaunte Festgemeinde; erwähnte, dass der 1841 gegründete Schweizerische Studentenverein zwar immer schon der Zeit voraus gewesen wäre, jedoch erst jetzt ein grenzüberschreitendes Zentralfest organisiert habe. So lobte er die gute Zusammenarbeit der beiden Rheinfelden und übergab das Mikrophon dem gemeinhin so genannten (v/o) „Trämmli“, hinter dem sich niemand Geringerer wie der SBB-CEO Andreas Meyer verbirgt.
In seiner Festansprache appellierte Andreas Meyer, den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) eine höhere Priorität beizumessen. Meinte, dass die Schweiz in der Symbolik mehr Offenheit brauche und unterstrich diese Forderung, indem er sich seiner Krawatte entledigte.
In einem weiteren Punkt hinterfragte der SBB-CEO, ob die Schweiz genug tue, um den Wohlstand voranzutreiben. Diesbezüglich erwähnte er die Feststellung eines chinesischen Managers: „You work to live, we live to work“, der damit meinte, die Schweizer arbeiten, um zu leben, die Chinesen leben, um zu arbeiten“. Ein Zitat, das jedoch angesichts seines kommunistischen, diktatorischen, Menschenrechte missachtenden Herkunftslandes nicht besonders gewichtet werden sollte.
Ehrungen
Vor der Ehrung der 50-Jahr Veteranen bedankte sich der Zentralpräsident beim Rheinfelder OK für die gute Organisation des Zentralfestes, was vom Auditorium mit grossem Applaus quittiert wurde. Der Festakt wurde mit dem bereits eingangs erwähnten Lied beendet...
Und auf der Weisheit lichtem Pfade wandelnd, wo rastlos forscht der Geist und prüft und denkt, nach steter Pflicht und reinem Rechte handelnd, bis unser Auge sich zum Grabe senkt. Mit gutem Sinn die Wissenschaft zu pflegen, nicht weichend von des Glaubens Sonnenwegen, dafür, dafür, haben wir geschworen, und keiner, keiner, geh aus unserm Bund verloren!
Um den Altar des Vaterlands zu stehen, zum Schutz der Kirche und der Freiheit Hort, für Recht und Eigentum in Kampf zu gehen, dies sei des wahren Schweizer Losungswort. Der Freundschaft feste Säule zu umarmen, am treuen Bruderherzen zu erwarmen, dafür, dafür, haben wir geschworen, und keiner, keiner, geh aus unserm Bund verloren!
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