Lotta kann fast alles
Von: Hans Berger
„Wem soll ich nun meine Aufmerksamkeit schenken, den vielen kleinen Zuschauern oder der Szenerie auf der verschneiten Bühne? Ein „Dilemma“, vor dem am vergangenen Mittwoch in der Rheinfelder Kapuzinerkirche wohl manche der erwachsenen Zuschauer vom Puppentheater „Lotta kann fast alles“ standen. Beides war faszinierend: hier die strahlenden Augen der über die Massen ereiferten Kinder und dort das temperamentvolle, mit ein bisschen „Berliner Schnauze“ gespickte Spiel von Regina Wagner, Mitinhaberin des in Berlin - Spandau ansässigen „Theater Zitadelle“.
Lotta kann fast alles, aber auch Regina Wagner vom Theater Zitadelle
Astrid Lindgren (1907-2002), die schwedische Autorin der Weihnachtsgeschichte von „Lotta kann fast alles“, zählt zu den berühmtesten Kinderbuchautoren der Welt. Zu ihren bekanntesten Romangestalten gehören Meisterdetektiv Kalle Blomquist, Ronja Räubertochter, Karlsson vom Dach und natürlich Pippi Langstrumpf.
Kein Wunder also, dass die Geschichte nicht nur die Kinder zu faszinieren vermochte, zumal sie von Regina Wagner auch noch äusserst witzig, lebendig und gleichzeitig einfühlsam erzählt und gespielt wurde. Besonders beeindruckend war, dass sich die Erzählerin so in die Geschichte einbringen konnte, als ob sie selber ein Teil davon wäre. Genau so, wie wenn die Kinder zum Sprachrohr ihrer Puppen werden und ihnen ihr Leben einhauchen.
Typisch Lindgren
Wie Pippi Langstrumpf ist auch Lotta ein Tausendsassa, die einfach alles kann, worauf sie auch mächtig stolz ist und das lauthals kundtut. Genau betrachtet sind dies aber nur Sachen, welche die kleinen Zuhörer meist auch schon können, was wiederum - und das ist typisch Lindgren - das Selbstbewusstsein der Kleinen stärkt. Die fünfjährige Lotta kann nämlich pfeifen, skifahren, Blumen giessen, fotografieren und sich um die kranke Nachbarin Tante Berg kümmern.
Allerdings - und damit holt Lindgren die Kleinen auf subtile Art wieder vom hohen Ross runter - Lotta kann nicht Slalom fahren, wie ihre beiden Geschwister Jonas und Mia-Maria etwas spöttisch bemerken, was aber an ihrem Selbstbewusstsein keineswegs kratzt. Die pädagogische Botschaft dabei ist: „Steh zu Deinen Schwächen, Du musst nicht alles können, um Spitze zu sein!“ Gut, wenn das die ErzieherInnen auch so sehen.
Lotta kann‘s
Was jedoch Lotta von den kleinen Zuhörern abhebt ist, dass ihr Lieblingsstofftier „Teddy“ nicht etwa ein Hamster, eine Katze oder gar ein Hund, sondern ein kleines rosa Schweinchen ist. Und was gewiss auch anders ist, dass es so aussieht, als ob es heuer keinen Weihnachtsbaum gibt, weil aufgrund des vielen Schnees zu wenig Bäume gefällt wurden und drei Tage vor dem Fest alle bereits verkauft sind. Lindgren wäre nicht Lindgren und folgedessen Lotta nicht Lotta, wenn sie die Situation nicht in den Griff bekommen würde, schliesslich kann sie auch im Kopf reden, ohne dass die anderen dies hören.
Happy End
„Das ist Denken“, belehrt die Mutter und beauftragt ihre Tochter, der kranken Tante Berg einem Stollen zu bringen. Den Müll kann sie auch gleich mitnehmen. Auf dem Weg passiert dann so einiges.
Aus Versehen schmeisst Lotto statt die Fischresten die Tüte mit dem Stollen samt Teddy in den Müll und bringt Tante Berg den stinkenden Fisch und als sie bei Frau Blomgren Bonbons für die Nachbarin besorgt, fällt ein Weihnachtsbaum von einem Lastwagen. „Darf ich den Baum nun mitnehmen?“ fragt sie die Kioskfrau. „Na klar, der braucht ja auch nicht so schnell zu fahren“, war deren Antwort und damit ist das Weihnachtsfest gerettet und alles wendet sich zum Guten.
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