Viel „Rädäbäng“ in Rheinfelden
Von: Hans Berger
Bei kaum einer Musik trifft Wilhelm Buschs Bemerkung: „Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden“ den Nagel so punktgenau auf den Kopf wie bei jener der Trommler und Pfeifer. So ist nicht gänzlich auszuschliessen, dass vergangenen Samstag und Sonntag in Rheinfelden anlässlich vom 33. Zentralschweizerischen Jungtambouren- und Pfeiferfest die gelben, schaumgummigen, zylinderförmigen „Dingerchen“ heisser begehrt waren wie an einem ganz normalen Wochenende.
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Diese, den ultimativen Sound eliminierenden „Dingerchen“, gemeint sind natürlich Ohrstöpsel, brauchten die Stadtbummler jedoch weniger wie jene Stadtbewohner, in deren Häuser rund 400 Jungtambouren und PfeiferInnen versuchten, die gestrengen Juroren von ihrem Können zu überzeugen.
Es ist sicher rechtens, dass im Sektionswettspiel einmal mehr die Fasnachtzunft Ryburg unter der Leitung von Ivan Kym als Sieger hervorging, ob jedoch ein Laienohr die rhythmische, spielerische Differenz zum zweitplatzierten TV Laupersdorf-Thal herausgehört hätte, ist eher anzuzweifeln. (Rangliste)
Viel Rädäbäng
Spielte sich der Wettbewerb auch eher hinter verschlossen scheinenden Türen ab, „rädäbängtä“ es rund ums Hugenfeldschulhaus (nähe Hotel Schützen) doch so heftig, dass ein echtes Basler Fasnachtsherz frühzeitig aus dem Tiefschlaf erwachte und freudige Luftsprünge vollführte. Viele Tambouren genossen es sichtlich, nach dem monatelangen Ueben auf dem soundlosen Trommelböckli endlich mal so richtig nach Herzenslust „ruesse“ (trommeln) zu können. Andere wiederum waren hoch konzentriert, übten beflissen Schlag um Schlag, Wirbel um Wirbel.
Bund fürs Leben
Ja, Trommeln und Pfeifen gehört gewiss nicht zu jener Gattung Musik, die das Gros der Bevölkerung gerne täglich aus dem Radio hören möchte. Trotzdem ist sie ein fester Bestandteil der schweizerischen Kultur und beispielsweise an der Basler Fasnacht nicht wegzudenken.
Auch wenn eine Schriftstellerin mal behauptete: „Basler kommen mit Trommeln zur Welt“, frönen jedoch von den rund 174‘000 Einwohnern nur deren 2‘500 (1.44 %) dem wohl ältesten Instrument der Menschheit. Jedoch macht diese „Minderheit“ wiederum rund ein Drittel aller in der Schweiz registrierten Tambouren aus.
Da auch die Flöte zu den Urinstrumenten gehört, versteht sich von alleine, dass Trommel und Flöte, mangels Konkurrenz, schon vor langer Zeit einen Bund fürs Leben schlossen. Das Piccolo, als kleine Schwester der Querflöte, drang jedoch erst ab 1735 in die Beziehung ein.
Rheinfelden übertönt Basel
Da also Basel zu den Hochburgen der Trommel- und Pfeifermusik gehört, versteht sich von alleine, dass deren Musikstil im nur wenigen Kilometer entfernten Rheinfelden das 33. Zentralschweizerische Jungtambouren- und Pfeiferfest dominierte, an dem jener vom Wallis, eine weitere Hochburg, fehlte, weil der Kanton nicht dem organisierendem Verband angehört.
Egal - eines steht fest: Rheinfelden war am Wochenende das Mekka für die trommelnden und pfeifenden Jungmusikerinnen und Jungmusiker, hat die beiden Metropolen auf den zweiten, respektive dritten Platz verwiesen und den Baslern klar gemacht, wer diesbezüglich das Sagen hat (wenn auch nur für zwei Tage).
Diese „Machtdemonstration“ mag dann auch der Grund sein, weshalb die Basler am Sonntagnachmittag nicht massenweise ins Zähringerstädtchen pilgerten, um am halbstündigen Umzug die Jungmannschaften mit Applaus zum Weitermachen zu motivieren. Vielleicht aber fürchteten sie auch feststellen zu müssen, dass ihnen Rheinfelden punkto Akustik und Ambiente mindestens ebenbürtig ist.
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