Gigolos, Mafiosi und Machismo
Von: Sarah Beringer (eingesandt)
Mit Professionalität, Spielwitz und Humor fesselte die Budapest Swing Jazz Steps Band ihr Publikum im Schützen Kulturkeller in Rheinfelden.
Swing Jazz Steps Band begeistert im Schützen Kulturkeller Rheinfelden (Foto: zVg)
Was schiesst einem durch den Kopf, wenn man an Ungarn denkt? Puszta, feuriger Gulasch und heissblütige Musik. Kenner der ungarischen Volksseele werden nun rufen: «Klischees!» Dass allerdings in der Meinung, die Ungarn spielten ihre Musik speziell heissblütig, ein Kern Wahrheit steckt, bewies die Budapest Swing Jazz Steps Band bei ihrem Konzert im Schützen Kulturkeller in Rheinfelden. Ein quirliges Feuerwerk an Tönen wurde da gezündet, das Vitalität und Heiterkeit verströmte.
Dabei hatte die Band ein Problem: Saxophonist, Klarinettist und Bandleader Zoltán Finok war aus gesundheitlichen Gründen ausgefallen, so dass die Combo um einen Musiker reduziert spielen musste.
Mit Professionalität steckte das Quintett diesen Ausfall weg und musizierte mit einer Souveränität, die die fehlende Stimme meist vergessen liess. Nur in ein paar Stücken vermisste man das Saxophon wie etwa im Glenn Miller-Klassiker «Pennsylvania 6-5000», basierte doch einst der legendäre Glenn Miller-Sound auf dem warmen Klang dieses Holzblasinstruments.
Mehr noch fehlte das Saxophon in den Songs des US-amerikanischen Trompeters und Sängers Louis Prima, in dessen Musik die kernig gemeisselten Solos des Saxophonisten Sam Butera eine zentrale Rolle gespielt hatte. Dass Stücke wie «I’m Just A Gigolo», «Jump, Jive An’ Wail» oder «Buona Sera» dennoch zu fesseln vermochten, war dem Trompeter und Sänger der Combo Istvan Lazar zu verdanken. Mit tragender Stimme und umwerfender Nonchalance brachte er diese Songs zum Vibrieren. Ein paar der Titel wie etwa Duke Ellingtons Evergreen «It Don’t Mean A Thing (If It Ain’t Got That Swing)» wurden vom Posaunisten und Sänger Tamas Kovacs mit silbrig schillernder Stimme interpretiert.
Nicht wenig trugen auch kleine Showeinlagen der Musiker zum Erfolg des Auftritts bei wie betonte Mimik, kleine Tanzschritt-Folgen oder das obligate Sänger-singt-vor, Publikum-singt-nach. Eine schwarze Sonnenbrille aufgesetzt, verwandelte sich Sänger Istvan Lazar in einen Mafioso, der leidenschaftlich «The Godfather Love Theme» intonierte. Mit opernhafter Theatralik wiederum trällerte der Interpret zum italienischen Macho aufgeplustert Louis Primas «Angelina».
Der junge Gitarrist der Band, Balazs Lazar, brillierte vor allem beim Solieren. Bewegten sich die beiden Bläser Lazar und Kovacs in ihren Solos im eher konventionellen Rahmen des klassischen Jazz, tastete sich der Gitarrist immer wieder in chromatische Dimensionen vor, was dem Sound der Budapest Swing Jazz Steps Band einen modernen Anstrich verlieh.
Kompakt wie Basalt schliesslich die Rhythmus-Gruppe des Quintetts mit Janos Lutz am Kontrabass und Tibor Czako an den Drums. Spieltechnisch makellos legten die beiden Musiker eine solide Basis, auf der die Band aufbauen konnte.
Erwähnt sei noch, dass der Konzertabend vom Jazzclub «Ja-zz» organisiert wurde, der seit mehreren Jahren im Kulturkeller des Hotels Schützen Gastrecht geniesst und jeden letzten Freitag im Monat traditionelle Jazzkonzerte durchführt (Programm siehe www.hotelschuetzen.ch).
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