Theater Münchwilen widerlegt Sinnesspruch
Von: Hans Berger
„Da soll doch noch einer sagen, auf der Alm da gibt’s koa Sünd!“ „Denkste!“, werden vergangenen Samstag wohl die meisten Besucher der Münchwiler Alm gedacht haben, als sie leibhaftig miterlebten, was für Intrigen in dieser idyllischen Ecke, wo sich noch Fuchs und Hase gut Nacht sagen, abgehen. Wer jedoch noch an das Ammenmärchen der heilen Almwelt glaubt, der kann sich am kommenden Samstag eines Besseren belehren lassen.
Theaterensemble Müchwilen
Dass es auf der Alm keine Sünde geben soll, ist wohl der Gipfel aller Sinnsprüche, trotzdem wird er immer wieder aufs Neue in vielen Liedern oder Texten verwendet. So kommt’s halt, dass für die Gutmenschen unter den Besuchern der Münchwiler Alm die nackte, knallharte Realität gar nicht ertragbar wäre, wenn es nicht unzählige Szenen gäbe, bei denen sie sich vor lauter Lachen die Bäuche halten und stetig die Tränen – wohlgemerkt nicht solche der Trauer - aus den Augen wischen müssen.
Dubios
Was hoch über dem Fricktal, auf dem Lechnerhof so alles abgeht, gleicht eigentlich einer süffigen Posse. Zwar ist offensichtlich: die Bauersleut Severin Lercher (Rainer Borer) und seine Holde, Walburga (Beatrix Ben Kheder) nagen schwer an dem Umstand, dass ihre Ehe kinderlos geblieben ist.
Eine eher dubiose, Zwietracht säende Rolle in diesem Verhältnis scheint indes s‘Chrüter-Anni (Zita Burkart) einzunehmen. Jedenfalls erteilt sie der Bäuerin Ratschläge, die keinesfalls zum Eheglück beitragen und erweckt obendrein den Eindruck, als ob sie dies im besonderen Masse befriedigen täte.
Chancenlos
Null Chancen, selbst nur zu einem Casting zugelassen zu werden, geschweige denn einen Schönheitswettbewerb - auch weit abseits der Zivilisation - zu gewinnen, ist das schwierige, zermürbende, jegliches Selbstvertrauen stehlende Los, mit dem die schmuddelige Magd Käthy (Claudia Adler) und der raubeinige Knecht Sepp (Sven Kungler) im Unterbewusstsein zu kämpfen haben.
Erleuchtung
„Hei, hallo Leute, seid doch wenigstens damit zufrieden, dass ihr in einem solch paradiesischen Flecken leben dürft!“, ist wohl nach einem Rundblick in die schöne Bergwelt ein neidvoller Blitzgedanke gar mancher Almbesucher und unwillkürlich erinnern sie sich an das Kinderlied „De Hans Dampf im Schnäggeloch hät alles was er will. Und was er will, das hät er nid und was er hät, das will er nid. De Hans Dampf im Schnäggeloch hät alles was er will.“ Da die erleuchteten Gäste ihre Erkenntnis jedoch für sich behalten, lässt sich der Lauf der Geschichte nicht aufhalten.
Überschätzung
Ein Funken der Hoffnung klimmt auf, als der sich als Poet ausweisende Siegfried Schreiber (Urs Schumacher) auf dem Lechnerhof erscheint und sich dort einnistet. Bald stellt sich aber heraus, dass seine poetischen Fähigkeiten Lichtjahre von jenen eines Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) oder seines Zeitgenossen Johann Christoph Friedrich von Schiller (1759-1805) entfernt sind. Was jedoch die etwas einfältige Käthy nicht einzuschätzen vermag, weshalb sie dem Schmalz des eingebildeten Poeten erliegt.
Hoffnung?
Zur Trübung der heilen Almwelt tragen indes auch Isidor (Frank Glienke) und Hildegard Schreiber (Gerdi Woodtli), die auf ihrer verzweifelten Suche nach ihrem verschollenen Sohn – dem Poet Siegfried – im Lechnerhof auftauchen, bei. Was ab dann noch so alles abläuft sei an dieser Stelle genauso wenig verraten wie ob Wachtmeisterin Hugentobler (Brigitte Schneider) dem Ruf ihrer Gilde „die Polizei - Dein Freund und Helfer“ vermag, gerecht zu werden. Nur so viel: die Voraussetzung dafür ist mehr wie schwierig.
Die Geheimnisse um das genaue was, wie, wann, wo und warum offenbart am kommenden Samstag ab zwanzig Uhr in der Mehrzweckhalle wahrheitsgetreu das Theater Münchwilen in seiner knackigen, von Alex Waldmeier humorvoll inszenierten Komödie „Gliich und Gliich“.
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