Theater Münchwilen sorgt für viel Trubel in neuer Wohnung
Von: Hans Berger
Ein Umzug ist bekanntlich Stress pur. Ist er dann endlich geschafft und in der neuen Wohnung steht alles einigermassen am richtigen Platz, wollen die neuen Mieter nach dem wochenlangen „Chrampf“ verständlicherweise nur noch eines - ihre Ruhe haben und das neue Heim geniessen. Dies möchte gewiss auch der frisch gebackene Vater Marco Hunkeler (Urs Schumacher), doch hat er „die Rechnung ohne den Wirt gemacht“ wie in dem vom Theater Münchwilen vergangenen Samstag uraufgeführten Lustspiel „Die noi Wohnig“ von Annelies Lischer entnommen werden kann.
Das Ensemble vom Theater Müchwilen
Es grenzt bei der heutigen Immobiliensituation beinah schon an ein Wunder die perfekte Wohnung, an guter Lage zu finden, welche obendrein auch noch preisgünstig ist. Marco Hunkeler ist ein solcher Glückspilz, das heisst er wäre es, wenn das menschliches Umfeld dem Glücksgefühl nicht Einhalt gebieten würde. Da sein Frau Linda (Nicole Woodtli) mit Sohn Linus noch im Wochenbett liegt, steht der frisch gebackene Vater seinem Schicksal so ziemlich alleine gegenüber. „Kann ja sein, dass der Mann im Hause den Zimmermann ersetzt, ohne Managerin ist er aber vollkommen verloren“, könnte durchaus ein Fazit der Situation sein.
„Mutter Courage“
Da ist zum einen Marcos Mutter Berta Hunkeler (Beatrix Ben Kheder), die zwar so feurig wie ihre Haarfarbe gleichzeitig aber auch herzensgut ist, jedoch nicht akzeptieren kann, dass ihr Sohn zwischenzeitlich ein erwachsener Mann ist und ihn dementsprechend behandelt. Ein Umstand der ein paar Stunden hingenommen werden kann, kaum aber mehrere Tage, denn Mütterchen hat gegen den Willen ihres Sprösslings beschlossen, sich für eine Woche einzuquartieren. Doch damit nicht genug, in der irrigen Meinung Marcos Wohnung einrichten zu müssen, bringt sie auch noch ihren alten Plunder mit, den sie selber schon einige Jahre auf dem Estrich deponiert hatte.
Zum anderen gibt’s auch noch die Hausgenossin Esther Meise (Gerdi Woodtli), die, wie ihr Name schon vermuten lässt, tatsächlich auch eine „Meise“ hat. Schlimmer indes ist, dass sie einen Charakter hat, der den Bewohnern von Udo Jürgens „Ehrenwertem Haus“ gleichkommt. Eine Giftnudel sondergleichen.
Transvestie
Eine weitere Belastung für den stressgeplagten neuen Mieter ist sein Freund Andrea Joggi (Sven Kungler), dessen Ehefrau Yvonne (Zita Burkart) nichts von seiner, seit Monaten andauernden Arbeitslosigkeit weiss. Dummerweise hat sich der Freund erfolgreich um eine Stelle beworben, welche explizit nur durch eine Frau besetzt wird.
So wie der Teufel in der Not auch Fliegen frisst, wird Andrea Joggi folgedessen gezwungenermassen zum Transvestit, worüber er seine Frau jedoch nicht informieren will. Logisch, die Metamorphose vom Mann zur Frau und wieder zurück wird in der neuen Wohnung von Marco vollzogen, für etwas hat man ja schliesslich Freunde.
Quälgeister
Eine weitere Nervensäge ist Hauswart Koni Lang (Rainer Borer) dessen Slogan „Bim Lang goht’s nie lang“ überhaupt nicht mit der Realität übereinstimmt. Das Sprichwort „Vierzehn Handwerker, fünfzehn Unglücke“ ist wohl arg übertrieben, Koni Lang vermag es jedoch nicht zu entkräften, im Gegenteil.
Der pensionierte Handwerker Paul Fink (Frank Glienke) hat zwar zweifelsfrei das besser „Händchen“, um seine Arbeitsmoral ist es jedoch nicht wesentlich besser bestellt, wie um jene von Koni Lang. Die einzig „normale“ Bewohnerin im Miethaus ist Susi Meier (Claudia Adler), ihr Handicap allerdings ist ihre extreme Schüchternheit, was einer guten Kommunikation entgegenwirkt.
Besichtigung
Regisseur Alex Waldmeier und das Ensemble vom Theater Münchwilen haben „die nöi Wohnig“ von Annelies Lischer trefflich eingerichtet. Am kommenden Samstag ist sie um 20 Uhr in der Münchwiler Mehrzweckhalle nochmals zur Besichtigung frei gegeben.
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