Ä Huet, ä Stock, ä Rägäschirm
Von: Hans Berger
All jene, die sich explizit auf die UHU- (ums Hus ume) oder Balkonia-Ferien gefreut und sich dafür die ersten zwei Wochen der Schulferien ausgesucht haben, verdienen unser aller Mitgefühl. Das Sprichwort „Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung!“ mag für die Betroffenen so wenig ein richtiger Trost sein wie das Wissen „Nach em Räge schint d’Sunne!“, vor allem auch dann, wenn die Prognose nicht den wettermässigen Wünschen entspricht.
Ä Huet, ä Stock, ä Rägäschirm
Wer sich aber um all das keinen Deut schert, der kann selbst ohne Hut, ohne Stock und ohne Regenschirm und solch garstigem Wetter wie gestern bei einem Spaziergang entlang des Rheins von Möhlin Richtung Wallbach eindrückliche Momente erleben, welche beispielsweise auf den Seychellen zu suchen sind.
Schwindender Reichtum
Romantischer kann ein Weg nicht sein, wie jener von Möhlin Richtung Wallbach, zwar zu schmal für ein Liebespaar, aber für die innere Einkehr bestens geeignet. Ein, einem Tunnel gleichendes, dichtes Laubdach schützt vor dem Nieselregen, dessen Ankunft auf den Blättern wie eine Symphonie wahrgenommen werden kann. Abertausende von Diamanten finden sich auf den Blättern. Ein Reichtum, der bei aufkommendem Wind oder durch unsachgemässe Behandlung ebenso schnell schwindet wie das Vermögen der Credit Suisse, wie gestern zu vernehmen war.
Regen, prassle hernieder!
Die Minibächlein auf dem Mergelweg scheinen alle dem Rhein entgegenfliessen zu wollen, um alsdann ins grosse Meer zu gelangen, sich dort von der Sonne in den Himmel hieven zu lassen, um anderswo den Kreislauf wieder von neuem zu beginnen. Ein stetiges Kommen und Gehen.
Ist der Mensch mit seinem Wassergehalt von zwischen 90 % (als Säugling) bis 60 % (im Alter) ein Teil von diesem Organismus? Wenn es tatsächlich stimmt - und daran ist eigentlich wenig zu zweifeln - dass das Wasser Bestandteil aller Ökosysteme und Lebensgrundlage aller Menschen ist, dann ist es die Quelle des Lebens.
„Also Regen, prassle hernieder wenn Du unbedingt willst, vergiss aber jene Menschen nicht, die dich nötiger brauchen, zwischenzeitlich geniessen wir die Sonne. Kannst ja wieder kommen, wenn die Ferienzeit vorbei ist.“
Wässeriges
Die gesamte Wassermenge der Erde wird auf 1,4 Milliarden Kubikkilometer geschätzt (ohne die unbekannte Menge, die tief im Erdinneren in Gesteinen eingeschlossen ist.) Davon sind gut 97 Prozent Salzwasser und nur 2,75 Prozent (38,5 Millionen Kubikkilometer) Süsswasser.
Alljährlich verdunsten etwa 505’000 Kubikkilometer Wasser, davon 434’000 über den Ozeanen und 71’000 über dem Festland. Von diesem Wasser fallen 398’000 Kubikkilometer Niederschlag auf die Ozeane, und 107’000 auf das Festland - es findet in der Summe also jährlich ein Transport von etwa 36’000 Kubikkilometern (Süss-)Wasser von den Ozeanen auf das Festland statt.
(Quelle: Ökosystem Erde, Jürgen Paeger)
Mitten im Leben
So ein Spaziergang in einem unbekannten, bei der momentanen Witterung beinah tropischen Gebiet weist Parallelen zum Leben auf. Mal führt der Pfad ein wenig bergauf, dann folgt eine ebene, gut begehbare Fläche, um sich dann wieder etwas zu senken. Bei der Gabelung des Weges wird ein Entscheid fällig und bei dessen Biegung fehlt der Weitblick.
Während die Blätter des einen Baums im saftigsten Grün sind, scheint sich dessen Nachbar langsam von der Welt zu verabschieden. Die gebückte Haltung der Gräser und Blumen weist darauf hin, dass der Regen auch auf ihr Gemüt drückt und sie vermutlich nichts dagegen hätten, wenn er weiterziehen würde, obwohl sie ihn noch vor kurzem herbeigesehnt haben.
Aber eben; Undank ist bekanntlich der Welt Lohn oder wie der Mohr von Tunis in Friedrich Schillers Trauerspiel „Die Verschwörung des Fiesko zu Genua“ enttäuscht feststellt: „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen.“
Ja, so ein Regenspaziergang kann einem zum Grübeln bringen und gibt gleichzeitig Mut zum Leben und versöhnliche Gedanken zum Sterben, er vermag den Blues der Seele zu wecken, um alsdann im gemütlichen Beizli der „Fischerzunft Möhlin Ryburg“ etwas geläutert wieder ins alltagtägliche Leben zurückkehren zu können...
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