Das Comeback von Luchs, Wolf, Braunbär und Vielfrass
Von: mm/f24.ch
Das Aussterben bedrohter Arten macht regelmässig Schlagzeilen. Umso erfreulicher sind Erfolgsmeldungen. Jetzt zeigt eine Studie im Journal Science, unter der Beteiligung der Vetmeduni Vienna, dass die grossen Beutegreifer – Luchs, Wolf, Braunbär und Vielfrass – auch im dicht besiedelten Europa wieder geeigneten Lebensraum finden.
Auch der Braunbär siedelt sich wieder in eurpäischen Gefilden an. (Foto: Petra Kaczensky/Vetmeduni Vienna)
Als Konkurrenten und Schädlinge wurden die grossen Beutegreifer lange Zeit verfolgt. Ihr Lebensraum, der Wald, wurde grossflächig abgeholzt und ihre Nahrungsgrundlage, die wilden Huftierbestände, grossflächig ausgerottet oder auf ein Minimum reduziert.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Luchs und Co. weitgehend ausgerottet. Restpopulationen konnten sich nur in den südlichen, östlichen und nördlichen Randgebieten Europas oder in wenig zugänglichen Bergregionen halten. Die Anwesenheit grosser Beutegreifer wurde zum Synonym für unberührte Wildnis.
Internationales Forschungsteam
Nun zeigt sich, dass die grossen Beutegreifer viel anpassungsfähiger sind, als geglaubt. In den letzten zwei Jahren hat ein Team von 76 WissenschafterInnen aus 26 Ländern unter der Schirmherrschaft der „IUCN - Large Carnivore Initiative for Europe“ den Status und die Verbreitung der grossen Beutegreifer in Europa zusammengestellt.
Das Ergebnis präsentiert das AutorInnenteam im Wissenschaftsjournal Science unter der Federführung von Guillaume Chapron von der Schwedischen Universität für Landwirtschaft. Petra Kaczensky, Georg Rauer und Felix Knauer vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie an der Veterinärmedizinischen Universität Wien waren ebenfalls massgeblich an der Studie beteiligt.
Erfolgreiche Rückkehr der grossen Beutegreifer in Europa
Ein Drittel Europas, das sind etwa 1,5 Millionen Quadratkilometer, ist heute wieder von mindestens einem der vier grossen Beutegreifer besiedelt. Auf 600'000 Quadratkilometer kommen sogar mindestens drei der vier Beutegreifer gemeinsam vor. Fast alle Bestände sind stabil oder ansteigend. Insgesamt beherbergt Europa heute wieder 17'000 Bären, 12'000 Wölfe, 9'000 Luchse und 1'250 Vielfrasse in seinen dicht besiedelten Kulturlandschaften.
Mehr Wald, mehr Wild und ein neues Naturverständnis fördern Wiederansiedlung
„Die Waldfläche hat sich dramatisch vergrössert“, meint Wildtierforscherin Kaczensky. „Zudem sind die wilden Huftierbestände vielerorts höher als je zuvor. Auch unser Naturverständnis hat sich geändert und der Schutz der grossen Beutegreifer ist ein gesellschaftliches Anliegen geworden. Dafür wurden gesetzliche Grundlagen auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene geschaffen.
Diese Entwicklung zeigt, dass es auch ohne riesige Wildnisgebiete möglich ist, Biodiversität auf grosser Fläche zu erhalten. Selbst anspruchsvolle Wildtiere wie Luchs und Co. können in vielseitig genutzten Kulturlandschaften mit uns zusammen leben – wenn wir sie lassen.
“Übergriffe auf Haustiere, Beuteneid und die Angst vor dem Unbekannten bestimmen heute vielerorts die Diskussionen um Luchs und Co.. „Obwohl wirtschaftliche Aspekte in den Vordergrund gestellt werden, sind die grossen Beutegreifer zur Projektionsfläche für die gesellschaftliche Kluft zwischen verschiedenen Interessensgruppen geworden. Daher gibt es in einigen Gebieten stagnierende oder stark gefährdete Bestände. Um das Zusammenleben mit den grossen Beutegreifern in Europa nachhaltig sicherzustellen, sind ein ständiger Dialog mit den Interessensgruppen und ein aktives Konfliktmanagement wichtig“, plädiert Kaczensky.
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