Mit Kira zu Besuch im Alterszentrum Bruggbach
Von: Dieter Deiss
Tiere in einem Haus für alte und zumeist pflegebedürftige Leute? Passt dies zu unseren Hygienevorstellungen? Ja, meinen dazu Jacqueline Ott, ab kommendem Monat Pfle-gedienstleiterin im Fricker Alterszentrum «Bruggbach» und Stationsleiterin Heidi Bühler. Sie haben dazu eine klare Meinung: «Wir sind kein Spital, wir sind ein Daheim!»
Jenni Schmeisser (links) und Hundebesitzerin Nicole Schwenne mit Hündin Kira und ihrem Jungen. (Fotos: Dieter Deiss)
Hündin im Schwangerschaftsurlaub
Heute ist ein ganz besonderer Tag: Hündin Kira hatte nämlich Schwangerschaftsurlaub, sie schenkte acht Welpen das Leben. Nicole Schwenne aus Zeihen kommt erstmals mit Kira wieder ins Alterszentrum und ihre Kollegin Jenni Schmeisser aus Zuzgen, ebenfalls Besitzerin eines Besuchshundes, trägt auf dem Arm einen der acht Welpen hinein ins Zimmer, wo bereits einige Bewohnerinnen der Etage erwartungsvoll da sitzen.
Freudig wedelnd begrüsst Kira ihre «Kundschaft» und wandert schnuppernd durch die Reihe. Der Kleine, mit seinen noch übergrossen Pfoten, trottet tolpatschig hinterher. Sichtlich erfreut sind die Einen, die Anderen verfolgen das Geschehen vorerst mit Respekt. Alle jedoch suchen in irgendeiner Form den Kontakt zu den Hunden.
Nicole Schwenne drückt einer Bewohnerin einen Ball in die Hand, welchen diese jetzt Kira zuwirft, die den Ball zur Freude der Bewohnerin wieder zurückbringt mit der unmissverständlichen Aufforderung, das Kunststück zu wiederholen. Die Hundebesitzerin hat aber auch einige Leckerbissen für Kira bei sich. Sie drückt einem Bewohner ein paar Guezli in die Hand und dieser verfüttert sie Kira und verpasst der Hündin gleichzeitig ein paar Streicheleinheiten. Eine Frau freut sich sichtlich ob dem Spiel mit den Hunden, selber will sie jedoch nicht aktiv werden.
Emotionen wecken
Jacqueline Ott und Heidi Bühler erzählen, dass die Arbeit mit dem Besuchshund zunächst versuchsweise aufgenommen worden sei. Schon bald stellte man fest, dass viele Bewohner durch die Anwesenheit des Hundes «wach» wurden, Emotionen zeigten und anschliessend Gesprächsstoff hatten. Zudem sei die Vorfreude auf den Besuch gross, bedeutet doch dieser eine zusätzliche Abwechslung im Alltag. Insbesondere nehmen daran diejenigen teil, die nicht mehr mobil sind. Bettlägerige werden zudem am Bett besucht. Es gebe aber auch Leute, die wollen nichts von den Hunden wissen.
«Kira ist kein Therapiehund sondern ein Besuchshund», betont Nicole Schwenne, die zusammen mit ihrem Hund beim Roten Kreuz in Lörrach eine spezielle Ausbildung absolviert hatte. Zudem sei der Hund vorgängig auf seine Eignung geprüft worden.
Die gelernte Schreinerin besucht zusammen mit ihrem Liebling, übrigens einem «Goldimix», wie sie betont, das Alterszentrum in Frick jede zweite Woche. Im Vordergrund stehe bei ihrer Arbeit die Steigerung des Wohlbefindens der Besuchten.
Die Anwesenheit des Teams (Frau und Hund) habe aber durchaus auch eine therapeutische Wirkung. Schwenne möchte nun auch in der Schweiz einen Verein gründen für Besitzerinnen und Besitzer von Besuchshunden. Der Verein sollte den Zweck haben, die Lebensqualität der Mitmenschen zu verbessern und Lebensfreude zu schenken. Das Team könne man übrigens nach Absprache auch privat buchen, betont Nicole Schwenne abschliessend.
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