Kulturnacht Laufenburg begeisterte Kunst- und Nachtschwärmer
Von: Hans Berger
Als im Jahr 2005 die Kulturnacht Laufenburg ihren Anfang nahm, wurde sie mehrheitlich von den noch zahlreich ansässigen Galerien bestritten. Pro Kopf der Bevölkerung hatten die beiden Städte damals eine ausserordentliche Galeriendichte. Doch vermochten offensichtlich auch die Laufenburger Galeristen nicht dem Zahn der Zeit, respektive der auf Quoten und Marketing ausgerichteten Kulturpolitik zu trotzen, sodass sie vergangenen Samstag an der 10. Kulturnacht Laufenburg eine klare Minderheit unter den 28 Veranstaltern waren.
Kulturnacht Laufenburg begeisterte Kunst- und Nachtschwärmer
Während in den Anfängen die Kulturnacht Laufenburg vorwiegend ein Indoor-Event war, spielt sich heute vieles auf der Strasse ab, was jedoch den Vorteil hat, dass der Bevölkerung der Zugang zur Kultur nochmals erleichtert wird und sie keine Schwellenhemmnisse zu überwinden hat. Der Preis allerdings ist eine Kommerzialisierung der Kunstszene. War die Kulturnacht vor zehn Jahren eher familiär, ist sie heute öffentlich.
Entschleunigung
Nichts desto trotz, die Laufenburger Kulturnacht ist heute zwar anders, aber wie eh und je immer noch magisch, mystisch, schön. Dadurch, dass sie sich auch die Strassen und Gassen erobert hat, wird die historische Architektur der beiden Städte miteinbezogen. Ohne jedwelche Mahnfinger verleitet die Kulturtour automatisch zur Entschleunigung, wodurch der ansonsten unbeachtete Brunnen, ein Winkel, eine Hausinschrift, eine Türe, ein Fenster, ein Dach, ja selbst Pflanzen plötzlich die ihnen gebührende Beachtung bekommen.
Leckerbissen
Nach wie vor kamen aber auch die Freunde der modernen Kunst auf ihre Rechnung, wozu vorwiegend die wenigen Galerien Hand boten, welche ihren Besuchern nebst kulturellen oftmals sowohl kulinarische wie musikalische Leckerbissen offerierten.
Mutigen Kindern und Erwachsenen wurde die Chance geboten, sich als KunstmalerIn zu testen. Wer weiss, vielleicht war dies für den Einen oder Andern der Anfang einer steilen Künstlerkarriere. Grosse Aufmerksamkeit weckte indes auch die Sulzer KulturWerk-Stadt mit ihren rund hundertjährigen Strickmaschinen.
Wer die Beine mal entlasten und die Seele baumeln lassen wollte, war unter anderem beim Theater Wiwa in der KulturSchür, beim Märchenerzähler Martin Moffor aus Kamerun am richtigen Ort und zum völligen Hinunterfahren bot sich zudem eine Schifffahrt an.
Mit von der Partie war selbstverständlich auch das Museum Rehmann, wo die Schlossbärghüüler fetzig losheulten und genauso unüberhörbar waren wie das Tambourencorps in den Strassen der Zwillingsstadt.
Trügerisch
Mehr wie eindrücklich war eine Audi-Video-Installation in der Codmananlage im badischen Laufenburg. Nanu?, dachte da wohl so mancher der Besucher, munteres Vogelgezwitscher nach Sonnenuntergang gibt es doch nicht?, was einerseits zu den projizierten Landschaften, andererseits aber nicht zu der knallrot beleuchteten Fassade und dem grellen Neonlicht im Innern passte. Anfänglich übertünchte das Vogelgezwitscher die Diskrepanz, die Welt war soweit in Ordnung. Die Illusion von der heilen Welt wurde jedoch bald durch quietschenden Lärm zerstört. Das knallig rote Haus, die schöne Landschaft, das muntere Vogelgezwitscher, der quietschende Lärm versinnbildlichten den Zustand der heutigen Welt.
Fazit
Ohne den Organisatoren nun speziell schmeicheln zu wollen - gäbe es die Kulturnacht Laufenburg nicht, man müsste sie erfinden. Der vorgängig beschriebene Querschnitt und die ausführliche Fotoreportage zeigen: Einmal mehr war auch die 10. Kulturnacht Laufenburg kulturell gesehen die Nacht der Nächte, in der es vieles zu erleben, viel zu sehen, viel zu erfahren und letztlich auch viel lukullisches zu schnabulieren gab. Kurzum - die Kulturnacht war auch in ihrer Jubiläumsausgabe eine Nacht für Geniesserinnen und Geniesser.
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