Es ‚fasnächtelet‘ in Laufeburg - und wie!
Von: Hans Berger
Wer sagt denn, dass es im Oberrhein keine Salme mehr gibt? Wenn dem so wäre, hätte wohl die Laufenburger Narro-Altfischerzunft nicht schon Wochen zuvor die gestrige Anlandung inklusive Salm präzise um 16.30 Uhr auf badischer Seite in der Codman-Anlage ankündigen und den vielen ‚Gwunderigen‘ dann tatsächlich auch ein Prachtexemplar von mindestens zwei Metern Länge präsentieren können. Woraus zu schliessen ist, dass der Salm, entgegen allen Behauptungen, noch in rauen Mengen, zumindest in Laufenburg, heimisch ist.
Es ‚fasnächtelet‘ in Laufeburg - und wie!
Vielleicht aber sind die Salme so eine Art Heimwehlaufenburger und folgen in Massen instinktiv dem Ruf der jeweils am 3. Faisse morgens früh um fünf Uhr erstmals ertönenden ‚Tschättermusig‘. Was wiederum eine Erklärung dafür wäre, weshalb der Termin so genau eingehalten werden konnte, was selbst bei einer handvoll Salmen und noch so vielen ‚Petri-Heils‘ ein Ding der Unmöglichkeit wäre, was wohl jeder Angler nur bestätigen kann.
Gespenstische Ruhe
Doch nun zurück zum Tagesanfang. Nach dem gestrigen symphonischen Weckruf und der darauffolgenden obligaten Mehlsuppe kehrte in Laufenburg erstmals wieder Ruhe ein. Eine gespenstische Ruhe, weil sie so gar nicht zum momentan überaus bunten Erscheinungsbild der beiden Laufenburg passte. Es scheint so, dass wenn sich die Närrinnen und Narren in ihre warmen Stuben zurückziehen die Narrengeister auf den Putz hauen.
Ökonomische und ökologische Fete
Um 15 Uhr allerdings mussten sie dem Nachwuchs weichen, welcher in Begleitung von Mamis und Papis gleiches in der ‚Hüülerhööli‘ tat. Hei, ging da die Post ab, wofür aber den Kleinen die sich automatisch recycelnden Konfettis genügten. Das Konzept einer erfolgreichen Kidfete ist einfach, kostengünstig und erst noch umweltfreundlich: „Man nehme ein paar Säcke bunt gemischter Konfettis und zerstreue diese auf dem Boden“, fertig. Alles andere erledigt sich von alleine.
Die Kids fanden es wahnsinnig lässig, die Räpplis, wie ein waschechter Basler sagen würde, unermüdlich auf dem Boden einzusammeln, um damit wieder jemanden zu attackieren. „Wenn mein Kind zuhause doch nur auch so beflissen den Boden säubern würde wie hier in der Hüülerhööli“ dürften wohl manche der Eltern gedacht haben.
Prozession
Während der Nachwuchs sich in der Konfettischlacht austobte, gaben sich draussen beidseits des Rheines stetig zunehmend kostümierte und zivile Narren ein Stelldichein. Kurz von 16 Uhr versammelte sich auf badischer Seite beim Stadttor die Narro-Altfischerzunft mit ihren historischen Plätzlikleidern und führte alsdann mit ihrer betörenden, melancholischen ‚Tschättermusig‘ die Prozession Richtung Rhein an, um dort den erfolgreichen Petrijüngern und deren riesengrossem Fasnachtsfisch die Referenz zu erweisen.
Argwohn
Vier ohrenbetäubende Böllerschüsse kündigten die Ankunft der Fischer an, welche aber, entgegen jeglicher Tradition, die Schaulustigen nicht etwa mit dem standesgemässen "Petri-Heil‘ als vielmehr mit dem närrischen "Narri" begrüssten und mit "Narro" erwidert bekamen. Ein Sachverhalt, der bei den Auswärtigen den Verdacht schürte, dass es womöglich bei der ‚Salmfischete‘ doch nicht ganz mit rechten Dingen zugegangen ist... Aber egal, wer will denn schon mit solchen Belanglosigkeiten die gute Stimmung verderben? Niemand, wie es schien.
Kein Bissen
Am allerwenigsten natürlich die Fischer, welche mit erhobenem Haupt den drei Weidlingen entstiegen und dem Volk voller Stolz ihre Trophäe präsentierten. Laufenburg wären ja keine richtigen Schwesternstädte, wenn die eine Stadt die andere nicht an ihrem Glück teilhaben liesse. Und so begaben sich Fischer, Salm und ‚Tschättermusig‘ auf die Schweizer Seite, wo der Tross vom närrischen Stadtoberhaupt Felix Klingele und dessen Untertanen begrüsst wurde, ohne dafür auch nur einen kleinen Bissen vom Salm abzubekommen.
Magistratentanz
„Geiz scheint eben auch unter den Narren geil zu sein“, dachten die Auswärtigen. Als dann aber nach deren Begrüssung auch weder Bürgermeister Ulrich Krieger, noch Vizeammann Meinrad Schraner, der dies gar noch in Versform machte, nichts vom Fisch abbekamen, vertieften sich die vorgängig gehabten Zweifel. Die allerdings beim Tanz der jungen ‚Hexen‘ sofort wieder entfloh - erst recht, als in der zweiten Auflage die beiden Magistraten mittanzten und danach das närrische Stadtoberhaupt Felix Klingele die ‚Tollen Tage‘ als eröffnet erklärte.
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