Jodlerklub Laufenburg-Rheinfelden lud in die Bergwelt
Von: Hans Berger
„Lueget, vo Berg und Tal, flieht scho de Sunnestrahl, lueget, uf Aue und Matte, wachse die dunkele Schatte, d´Sunn uf de Berge erstoh, o, wi si d'Gletscher so rot“. Vergangenen Samstag entsprach die Kulisse wie ebenso die Lieder des Jodlerabends vom Jodlerklub Laufenburg-Rheinfelden in Gansingen haargenau der im wohl berühmtesten Schweizer Abendlied aus dem 19. Jahrhundert prachtvoll beschriebenen Idylle eines Sonnenuntergangs in den Bergen.
Jodlerklub Laufenburg-Rheinfelden
Passend auch das Motto des die Seele und den Geist massierenden Jodlerabends „dä Bärge zue“. Eine Atmosphäre zum Herunterfahren und die Mühen und Sorgen des Alltags für mindestens rund drei Stunden vergessen zu lassen. Dazu beigetragen haben nebst dem Jodlerklub Laufenburg-Rheinfelden jener von Affoltern am Albis, einige Gesangsformationen der beiden Klubs, das Ländlertrio „Goudbach Giele“ sowie die mit Charme und Witz durchs Programm führende Moderatorin Eliane Weiss.
Winter passé
Mit seinem Eröffnungslied ignorierte der gastgebende Chor die Tatsache, dass in rund sieben Stunden die Winterzeit beginnt und empfahl dem Publikum im voll besetzten Saal, wider den meteorologischen Gegebenheiten: „Chum lueg, fasch über Nacht, het üs dr Föhn dr Früehlig bracht. Warmi Luft fahrt über d'Matte, ds letschte Schneeli schmilzt im Schatte. Schnee und Iis Vergangeheit, Liebi, Blueme, Heiterkeit.“ Damit war im Saal der Winter passé bevor er angefangen hatte, denn auch das „Schratte-Schäfer-Trio“ trieb in den Bergen mit dem Ruf „Chum Halla Halla“ seine Schafherde zusammen.
Atemlos
Wie der Jodlerclub Laufenburg-Rheinfelden stehen auch deren Kolleginnen und Kollegen von Affoltern am Albis unter der Leitung von Therese Lüscher, die somit während des Konzertes kaum eine Verschnaufpause hatte. Atemlos aber war Therese Lüscher nie, obwohl sie beide Chöre leitete, alle zwanzig Lieder mitsang, in verschiedenen Formation auftrat und obendrein auch noch als Solistin zu brillieren vermochte.
Szenarium
Mit dem anspruchsvollen, tiefsinnigen Lied „z’Bärg“ von Max Huggler widerspiegelten die Gäste gesanglich das melancholisch stimmende Abendrot der Kulisse. Wenn es klimatisch im selben Tempo weitergeht ist zu befürchten, dass wenn der Jodlerklub Affoltern am Albis Ende Oktober mit der Natur übereinstimmend singt: „Härt am Isrand, uf de Hochweid stönd die Arve ungebeugt. Letschte Schnee fallt ab de Aeschte, schmilzt, wenn d’Sunne Wärmi streut. Jo, der Bärgwald will verwache, denn der Früehlig ist scho cho. Jetz wird s’Läbe wieder Sieger, und der Winter, der muess goh“, der Klimawandel eine Tatsache geworden ist.
Mit ihrer lüpfigen Musik vermochten indes die „Goudbach Giele“ solch grübelnde Gedanken im Nu zu eliminieren.
Wenn zwei das Gleiche tun…
Dieses Auf und Ab der Gefühle war dann auch das Markenzeichen des Konzertes, gleichzeitig aber auch der Beweis dafür, dass die Schweizer Volksmusik mehr Tiefgang hat wie das die Gegner ihr zugestehen wollen. Allerdings werden diese Kritiker einerseits nicht müde, die patriotischen Elemente der Jodellieder zu brandmarken, andererseits aber jubeln sie Traufer frenetisch zu, wenn er sich mit „doch Heiterefahne, miis Härz ghört da hi“ gesanglich offenbart oder stimmen freudig in den - keinen Deut weniger heimatverbundenen - Plüschsong „un i ha Heimweh nach de Bärge, nach em Schoggi und em Wii, nach dä Wälder, nach dä Seeä u nach em Schnee“ ein. Ja, ja: Wenn zwei das Gleiche tun ist das offensichtlich noch lange nicht dasselbe...
Fazit
In Anbetracht einer Welt, die von der Gier nach Macht und Geld, Mauscheleien, Bespitzeleien, Krieg, Terrorismus, Krisen und sozialen Problemen dominiert wird, war es Labsal für die Seele und den Geist, genau diese Welt drei Stunden lang zu vergessen.
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