Bauhandwerk Frick bringt Alter und Wohnen in Einklang
Von: Hans Berger
Unzählige Studien belegen, dass die angestammte Wohnung für ältere Menschen und auch Pflegebedürftige als Heimat von grösster Bedeutung ist. Mehr als die Hälfte der Seniorenhaushalte lebt in Gebäuden der Baujahre 1949 bis 1980. Die Hälfte der Eigentümer und ca. ein Drittel der Mieter leben bereits über dreissig Jahre in ihrer Wohnung. Viele der Gebäude sind aber weder barrierefrei, noch barrierearm. Oft zu spät erkennen Eigentümer wie Mieter, dass sie es verpasst haben, sich wohnungsmässig rechtzeitig auf das Alter einzurichten. Unter dem Titel „Bauen und Modernisieren in allen Lebensphasen“ machte vergangenen Freitag das Bauhandwerk Region Frick und der Hauseigentümerverband (HEV) Fricktal in der Aula vom Bez.-Schulhaus Ebnet in Frick anlässlich einem Vortrags-Apéro mit Präsentationen sowie einem spannenden und dynamischen Referat von Architekt Ruedi Vogel auf die Problematik aufmerksam.
Architekt Ruedi Vogel referiert übers Wohnen im Alter
Weil ältere Menschen häufig sehr lange in ihren Wohnungen leben, bewohnen sie vielfach ältere Gebäude. Mehr als die Hälfte der Seniorenhaushalte lebt in Gebäuden der Baujahre 1949 bis 1980. Die Hälfte der Eigentümer und ca. ein Drittel der Mieter leben bereits über 30 Jahre in ihrer jetzigen Wohnung.
Ganz normal
Wohnen im Alter assoziieren viele Menschen mit Sonderwohnformen. Die häufigste Wohnform im Alter ist jedoch die „normale“ Wohnung. 93 Prozent der 65-Jährigen und älteren Menschen leben in „normalen“ Wohnungen, und auch noch rund zwei Drittel der 90-Jährigen nutzen keine besonderen Wohnformen für das Alter, sondern wohnen im „normalen“ Wohnungsbestand. Die meisten älteren Menschen leben auch dann noch in einer „normalen“ Wohnung, wenn sie auf Hilfe und Pflege angewiesen sind.
Gute Resonanz
In seiner Begrüssung philosophierte Christoph Vogel, Präsident vom Gewerbeverein Region Frick-Laufenburg über die verschiedenen Lebensphasen des Menschen, welche er mit dem Wohnen in Verbindung setzte. Regula Senn, Präsidentin vom HEV-Fricktal wie auch Franziska Bircher, Bereichsleiterin vom Bauhandwerk Region Frick zeigten sich bei ihren Willkommensgrüssen über die grosse Resonanz des Vortrags erfreut und priesen, wie sich später feststellen liess, zu Recht den Referenten, Architekt Ruedi Vogel als versierten Kenner der Materie.
Ausgangslage
Der demografische Wandel stellt auch Wohnungseigentümer und Wohnungspolitik vor neue Herausforderungen. Der Anteil älterer Menschen nimmt stetig zu. Auf allen Ebenen wird heute das mitunter auch kostengünstige Ziel verfolgt, älteren Menschen möglichst lange den Verbleib in der vertrauten Umgebung zu ermöglichen. Daher sind Anpassungen im Wohnungsbestand und im Wohnumfeld notwendig, befand Ruedi Vogel einleitend.
Identisch
Barrieren seien häufig Anlass für Stürze und schwere Verletzungen. Damit ältere Menschen ihrem Wunsch entsprechend so lange wie möglich selbständig und möglichst unfallfrei in ihrer Wohnung und in ihrer vertrauten Umgebung leben können, seien Investitionen in die Anpassung des Wohnungsbestandes und des Wohnumfeldes erforderlich, gab sich Ruedi Vogel überzeugt.
Gleichzeitig machte er aber eindrücklich darauf aufmerksam, dass die Bedürfnisse der Jungen oftmals identisch mit jenen der Senioren sind, besonders wenn die Jungen anstatt mit einem Rollator mit einem Kinderwagen oder unfallbedingt mit Krücken konfrontiert sind. Auch dann sei die Barrierefreiheit, die Platzierung von Schaltern, der Freiraum in Küche und Bad massgebend für das Wohlbefinden.
Wo ein Wille ist…
Der Architekt gab sich überzeugt, dass es beinah kein altersbedingtes Wohnproblem gibt, das architektonisch oder technisch nicht gelöst werden kann. Wichtig sei aber, bei jedem Umbau die künftige Handicapierung im Auge zu haben. Respektive die Anpassung von Wohnungsbestand, Wohnumfeld und Infrastruktur frühzeitig ganz oben auf die Bau- oder Umbau-Agenda zu setzen. Dabei sei insbesondere auch auf die mit dem Alter einhergehenden Seh- und Hörprobleme zu achten.
Die Ausstattungsqualität der Sanitäranlagen ist ein weiteres zentrales Kriterium für eine selbstständige Lebensführung im Alter. Etwa ein Viertel der Seniorenhaushalte hat zu geringe Bewegungsflächen im Bad. Mit einer Fusion zweier Räume sowie einer bodengleichen Dusche könne die Situation entschärft werden, so der Rheinfelder Architekt. Weitere Details des Referats können der ausführlichen Fotoreportage entnommen werden.
Fazit
Mit seinem, wie bereits eingangs erwähnten spannenden, dynamischen und auf eigenen Erfahrungen fundierten Vortrag vermochte Ruedi Vogel wohl bei manchen seiner ZuhörerInnen des rund hundertköpfigen Auditoriums die Lust aufs Umbauen und das Alter an die Hand zu nehmen zu wecken. Die Veranstalter, Bauhandwerk Region Frick und der Hauseigentümerverband (HEV) Fricktal indes dürfen den Anlass als sehr erfolgreich verbuchen.
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