Glocken der Klosterkirche Wettingen erklingen wieder
Von: mm/f24.ch
Das Geläut der Klosterkirche Wettingen stammt aus dem 17. Jahrhundert und gilt als das älteste erhaltene mehrstimmige Geläut der Schweiz. Die Restaurierungsarbeiten an den acht Glocken, von denen sieben noch die Originale von 1639 sind, sind abgeschlossen. Sie erklingen am 1. Advent nach einem Unterbruch von drei Monaten erstmals wieder.
Klosterkirche Wettingen (Foto: Badener)
Auf dem Dach der Klosterkirche Wettingen lässt nur ein schlanker, achteckiger Dachreiter über dem Kirchenfirst auf das Vorhandensein von Glocken schliessen. Das mächtige Geläut der Klosterkirche besteht allerdings aus acht Glocken, von denen nur die vier kleinsten im Dachreiter hängen. Die übrigen sind in Zweiergruppen auf dem Dachboden der Kirche in hölzernen Glockenstühlen untergebracht.
Neue Klöppel für gut erhaltenes Geläut
Obwohl die Technik der Anlage noch in funktionsfähigem Zustand war, zeigten sich zahlreiche Alterungserscheinungen. Der Kanton als Eigentümer der Klosteranlage beauftragte deshalb die Glockengiesserei Rüetschi aus Aarau, die Glocken samt Klöppel zu überprüfen und zu restaurieren.
Dazu wurden sämtliche Glocken demontiert und vermessen. Mit der sogenannten Magnetpulveruntersuchung können Risse frühzeitig erkannt und behoben werden. Man entschied sich, sämtliche Eisenteile mit einem Korrosionsschutz zu versehen und die Klöppel neu zu giessen. Dabei musste besonders auf Form, Einstellung der Anschlagsintensität und Materialhärte geachtet werden. Abschliessend wurden die Glocken neu gestimmt und von einem Glockenexperten abgenommen.
Die gute Erhaltung des ältesten mehrstimmigen Kirchengeläuts der Schweiz ist dem Umstand zu verdanken, dass dem Unterhalt des Glockenstuhls und der Mechanik schon zu Klosterzeiten stets Sorge getragen wurde. Auch wurden die Glocken des Geläuts regelmässig gestimmt. 1977 installierte die Turmuhrenfabrik Mäder dann den ersten Läutecomputer, damit die Glocken nicht mehr von Hand geläutet werden mussten.
Beeindruckend in Schmuck, Klang und Gewicht
Der von den Giessern angebrachte Glockenschmuck ist mit Umschriften und Gebeten, Darstellungen von Heiligenfiguren und Schmuckfriesen überaus reich. Aber auch ihre Masse sind beeindruckend: Die grösste Glocke wiegt rund 2'150 Kilogramm und hat einen Durchmesser von 1,53 Metern, die kleinste ist bei einem Durchmesser von 0,75 Metern etwa 240 Kilogramm schwer.
Die acht Glocken ergeben eine vollständige C-Dur-Tonleiter mit der Oberoktave des Grundtons. Dadurch sind viele Klangkombinationen möglich, Dur- und Moll-Akkorde, aber auch Dur- und Molldreiklänge.
Die Klosteranlage besteht seit 1227, aber erst nach einem Grossbrand im Jahr 1507 beantragte man erstmals die Erlaubnis zur Anschaffung einer Glocke. Aus finanziellen Gründen wurde jedoch darauf verzichtet. 1639 liess der damalige Abt durch die Glockengiesser Rossier acht Glocken giessen. Eine einzige erlitt seither einen Sprung und wurde 1938 durch die Glockengiesserei Rüetschi in Aarau ersetzt. Alle anderen sind erhalten.
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