Gewalt gegen Frauen geht alle etwas an
Von: mm/f24.ch
Die Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen» startet am 25. November in der Deutschschweiz. An der Medienkonferenz von heute betonten Nationalratspräsidentin Pascale Bruderer Wyss und Ständeratspräsidentin Erika Forster-Vannini welches Engagement vonnöten ist, damit Gewalt in der Schweiz und weltweit aufhört. Cécile Bühlmann von der feministischen Friedensorganisation machte auf die Bedrohung von Frauen durch Waffen in Schweizer Haushalten aufmerksam und Sandra Fausch ging auf das Ausmass und die Folgen von Gewalt in Teenagerbeziehungen ein.
(v.l.) Sandra Fausch, Co-Leiterin Bildungsstelle Häusliche Gewalt Luzern, Ständeratspräsidentin Erika Forster-Vannini, Nationalratspräsidentin Pascale Bruderer Wyss, Cécile Bühlmann, cfd-Geschäftsleiterin (Foto: Renata Autra)
Cécile Bühlmann, Geschäftsleiterin der feministischen Friedensorganisation cfd, die die Kampagne in der Deutschschweiz organisiert, verdeutlichte die Notwendigkeit der Kampagne: «Gewalt gegen Frauen ist die am weitesten verbreitete Menschenrechtsverletzung. Für Frauen zwischen 15 und 44 Jahren gehört Gewalt zu den Hauptursachen für Tod und schwere gesundheitliche Schäden.»
Daher liege ein Schwerpunkt der Kampagne auf der Bedrohung durch Waffen, die im Haushalt aufbewahrt werden. Im Jahr 2009 war bei der Hälfte der Tötungsdelikte im Rahmen häuslicher Gewalt eine Schusswaffe die Tatwaffe. Cécile Bühlmann ging auch auf die kürzlich veröffentlichten Zahlen ein, wonach bis zu 20% der Männer in der Schweiz Opfer häuslicher Gewalt sind. Es gelte daher gemeinsam nach Lösungswegen zu suchen.
Nationalratspräsidentin Pascale Bruderer Wyss betonte ebenfalls die gemeinsame Verantwortung von Frauen und Männern, um der Gewalt ein Ende zu bereiten: «Es gilt, gemeinsam die stereotypen Rollenbilder unserer Gesellschaft zu überwinden – die der Frauen, aber auch diejenigen der Männer.» Dazu sei es nötig, dass die tatsächliche Gleichberechtigung nicht nur auf dem Papier, sondern auch im Alltag vollzogen werde, was durch gegenseitigen Respekt und respektvollen Umgang miteinander möglich sei.
Ständeratspräsidentin Erika Forster-Vannini unterstrich die Verantwortung der Schweiz, den international getroffenen Abkommen zur Verbesserung der Stellung der Frauen zur Durchsetzung zu verhelfen. Es sei unerlässlich, im Rahmen der Menschenrechtsdialoge mit anderen Ländern immer wieder explizit auf die Rechte der Frauen hinzuweisen. «Ganz wichtig ist zudem, dass die Problematik von der politischen Ebene in die Gesellschaft getragen und präsent gehalten wird», ergänzte Erika Forster-Vannini.
Sandra Fausch von der Bildungsstelle Häusliche Gewalt Luzern hob hervor, dass Gewalt in Jugendbeziehungen ein breiteres Phänomen ist als bislang vermutet: Jede vierte oder fünfte junge Frau ist von physischer Gewalt durch ihren Beziehungspartner betroffen; bei männlichen Jugendlichen zwischen 14%-18%. In jugendlichen Liebesbeziehungen kommt es zu physischer, psychischer und sexueller Gewalt.
Eine spezielle Form der Gewalt in Jugendbeziehungen ist jedoch das öffentliche Blossstellen im Internet oder per Mobiltelefon – zumeist unter Zwang oder auf Druck des Beziehungspartners. Jugendliche, die Gewalt in Teenagerbeziehungen erleben, neigen deutlich häufiger zu selbstgefährdendem Verhalten, als gewaltfrei aufgewachsene junge Erwachsene. Im Laufe ihres Lebens steigt für junge Frauen mit Gewalterfahrungen im Teenageralter das Risiko zu Opfern sexueller Gewalt in ihrem Erwachsenenleben zu werden, auf bis zu 56%.
Wie wichtig es ist, die breite Öffentlichkeit, Frauen, Männer und Jugendliche für das Thema Gewalt an Frauen zu sensibilisieren, betonten alle Referentinnen. Diesen Schritt macht die Kampagne und spricht insbesondere Jugendliche mit verschiedenen Social Media-Seiten wie Facebook und Twitter an.
Am 25. November beginnt in der Deutschschweiz die Kampagne «16 Tagen gegen Gewalt an Frauen». Zum dritten Mal lancierte die feministische Friedensorganisation cfd die Kampagne in der Schweiz. An ihr beteiligen sich über 50 Organisationen mit Veranstaltungen, machen auf verschiedene Gewaltformen aufmerksam und zeigen Lösungen auf.
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