Zierpflanze gegen Asthma?
Von: Sara Käch, Interpharma
Die Korallenbeere ist eine beliebte Zierpflanze. Ihre Blätter enthalten zugleich einen potenziellen Wirkstoff gegen Asthma und andere Lungenkrankheiten. Ein deutsch-englisches Forscherteam berichtet von erfolgreichen Tierversuchen mit Mäusen.
Die Blätter der Korallenbeere enthalten den Naturstoff FR900359. (Foto: Raphael Reher/Daniela Wenzel/Uni Bonn)
Die Blätter der Korallenbeere (Ardisia crenata) enthalten eine Substanz, die unter der Bezeichnung FR900359 bekannt ist. „Von diesem Stoff wird schon länger vermutet, dass er als Arznei gegen bestimmte Krankheiten genutzt werden könnte. Aber bedauerlicherweise hat er bisher in der Wissenschaft nicht die nötige Beachtung gefunden“, sagt Dr. Daniela Wenzel, Juniorprofessorin am Institut für Physiologie der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn.
Das könnte sich nun ändern. Daniela Wenzel und ihr Forscherteam haben zusammen mit Pharmazeuten der Universität Bonn sowie Kollegen aus dem englischen Nottingham in Tierversuchen nachgewiesen, dass FR900359 möglicherweise als Wirkstoff für Asthma und andere Lungenkrankheiten eingesetzt werden kann. Darüber berichten sie in der Zeitschrift 'Science Translational Medicine'.
Entkrampfung der Bronchialmuskeln
Asthmatikerinnen und Asthmatiker leiden an Verkrampfungen der Atemwege. Die Verkrampfungen verhindern, dass genügend Luft in die Lunge gelangt und rufen mitunter lebensbedrohliche Atemnot hervor. Der Stoff FR900359 unterbindet nun das Zusammenziehen der Bronchialmuskeln.
Das konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Versuchen mit Mäusen zeigen. Die Spasmen werden nach Auskunft der Forscher effektiver und langfristiger gelöst als mit dem gängigen Asthmamedikament Salbutamol. Der Grund für diese hohe Wirksamkeit liegt daran, dass FR900359 über Gq-Proteine wirkt. Das ist eine Gruppe von Signalmolekülen, die bei der Verkrampfung der Atemwege eine zentrale Rolle spielen.
Grosstierversuche am Schwein
Mit dem Erfolg bei Mäusen ist noch kein Wirkstoff auf dem Tisch, der sich für die Anwendung bei Asthmapatientinnen und -patienten eignet, dessen sind sich die beteiligten Forscher bewusst.
„Im nächsten Schritt möchten wir den potenziellen Wirkstoff im Grosstierversuch am Schwein testen, denn deren Atmungsapparat hat eine ähnliche Anatomie und Physiologie wie jener des Menschen“, sagt Daniela Wenzel.
Die Forscher möchten überdies herausfinden, ob der aus der Korallenbeere gewonnene Stoff gegen andere Lungenerkrankungen wirksam ist. Mittelfristig sind dann auch klinische Studien beim Menschen notwendig, „dafür müssen wir als Institut der Grundlagenforschung dann aber geeignete Partner finden“, sagt Daniela Wenzel.
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