Aargauer Unternehmer sehen das Licht am Ende des Tunnels
Von: mm/f24.ch
Die im Auftrag der Aargauischen Industrie- und Hadelskammer (AIHK) von Fahrländer Partner Raumentwicklung durchgeführte Wirtschaftsumfrage 2017 zeigt, dass die Aargauer Wirtschaft für das angelaufene Jahr 2017 eine weitgehende Erholung erwartet.
Bereits zwei Jahre ist es her, als die Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank die Schweizer Volkswirtschaft quasi über Nacht mitten ins Mark ihrer Wettbewerbsfähigkeit getroffen hat, dies obwohl im Vorfeld so namhafte Banker wie Oswald Gruber dies längst gefordert hatten.
Die Schweizer Wirtschaft hat seither eine erstaunliche Resilienz gezeigt. Der Kurswechsel der SNB hatte das Wirtschaftswachstum im Jahr 2015 zwar stark abgebremst, aber bereits 2016 – darin waren sich die Konjunkturauguren bereits Mitte 2015 für einmal einig – vermochte sich das Wirtschaftswachstum wieder zu erholen.
Hinter den gesamtwirtschaftlichen Wachstumszahlen verbirgt sich aber die Tatsache, dass die Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit viele, insbesondere kleinere Industrieunternehmen, aber auch den Detailhandel, das Gastgewerbe und die Schweizer Geldpolitik noch immer stark beschäftigt.
Zum heutigen Zeitpunkt stellt sich daher die Frage, welche der Branchen und Regionen bereits über den Berg sind und wer noch mitten im Anpassungs- oder Schrumpfungsprozess steckt. Die diesjährige AIHK-Wirtschaftsumfrage vermag für den Kanton Aargau Licht ins Dunkel zu bringen.
Die jüngste AIHK-Wirtschaftsumfrage zeigt, dass die Aargauer Wirtschaft für das angelaufene Jahr 2017 eine weitgehende Erholung erwartet. Bereits im abgelaufenen Jahr haben Exporte und Umsätze insgesamt zwar die Talsohle durchschritten, die Stabilisierung auf dem Arbeitsmarkt und damit die Überwindung der Frankenaufwertung dürfte aber erst 2017 einsetzen.
Insbesondere die für den Kanton gewichtigen Branchen Maschinenbau und Metallurgie stehen aktuell erst am Anfang des Erholungskurses. Zwei Jahre nach dem sogenannten Frankenschock und den damit im Jahr 2015 ausgelösten, deutlichen Umsatzrückgängen bei der Aargauer Industrie und dem Handel ist die Mehrheit der Aargauer Branchen für das angelaufene Geschäftsjahr 2017 vorsichtig optimistisch.
Exportorientierte Aufhellung / Binnenwirtschaft erstmals wieder bremsend
Erstmals seit Jahren ist der Dienstleistungssektor weder beim Rück- noch beim Ausblick positiver gestimmt als der Industriesektor. Der Dienstleistungssektor spürte die gesamtschweizerisch verhaltene Binnenkonjunktur und verzeichnete insgesamt stagnierende Gesamtumsätze. Auch 2017 erwartet der Sektor hier kein Wachstum, während die Umsätze im Industriesektor insgesamt leicht am Steigen sind.
Fast allen Industriebranchen gemeinsam ist, dass die Inlandumsätze rückläufig bis stagnierend waren und damit hinter den Exportumsätzen zurücklagen. Wie beim Schweizer BIP ist die Aufhellung auch im Kanton Aargau in erster Linie auf den Aufholeffekt der Exporte zurückzuführen.
Maschinenbau und Metallurgie reagieren weiterhin mit Verringerung der Einkaufskosten
Dass die Auswirkungen der Frankenaufwertung infolge der Aufhebung des Mindestkurses auch im letzten Jahr noch nach Gegenmassnahmen verlangten, zeigt, dass mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen und rund achtzig Prozent in der Industrie eine entsprechende Massnahme umgesetzt haben.
Insbesondere Preisnachlässe und die Verringerung der Einkaufskosten standen dabei wie schon 2015 im Zentrum. Die Antworten zu geplanten Massnahmen zeigen, dass die Reaktionen 2017 nun doch relativ deutlich zurückgehen dürften. Dies unterstützt das bereits beschriebene Bild, wonach sich die Erholung im Laufe von 2017 weitgehend festigen wird, wenngleich noch nicht alle Unternehmen über den Berg sind und der Anpassungsprozess noch nicht abgeschlossen ist.
Bei den zwei Sorgenkindern Metallurgie und Maschinenbau plant immer noch die Mehrheit weitere Massnahmen für 2017, insbesondere durch die Verringerung der Einkaufskosten. Gemäss Angaben des Branchenverbandes hat die MEM-Branche seit dem SNB-Entscheid rund 15‘000 Arbeitsplätze ins Ausland verlagert. Die AIHK-Umfrage ergibt, dass immerhin noch acht Prozent der antwortenden Unternehmen für 2017 eine (Teil-)Verlagerung ins Ausland planen. Insbesondere beim Maschinenbau und der Metallurgie bleibt dieser Schritt weiterhin ein Thema.
Industrie-Stellenabbau nähert sich dem Ende
Erfreuliche Resultate liefert die Wirtschaftsumfrage bei der Beschäftigungsfrage trotzdem. Nach zwei Jahren mit Stellenabbau bei den Aargauer Industrieunternehmen (wenngleich sich der Abbau bei den an der Umfrage teilnehmenden Firmen mit -0,9 Prozent bereits im Jahr 2016 verlangsamt hatte) planen die Industrieunternehmen insgesamt keine weitere Stellenreduktion mehr (+0,1%).
Dies ist ein Indiz dafür, dass die pendente Frage, ob sich der Frankenschock weiter negativ auf den Aargauer Arbeitsmarkt niederschlagen wird, mit Nein beantwortet werden kann. Wenngleich auch im laufenden Jahr vom Dienstleistungssektor keine grossen Beschäftigungsimpulse zu erwarten sind, zeigt die Stabilisierung des Arbeitsmarktes, dass im laufenden Jahr weitgehend eine Erholung der Aargauer Wirtschaft einsetzen dürfte.
2017: Herantasten an das Potentialwachstum
Die Prognoseinstitute sehen für das angelaufene Jahr keine markante Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, aber immerhin auch keine Verschlechterung. Dies gilt sowohl für die BIP-Entwicklung als auch für Arbeitslosigkeit, Investitionen und Zinsen. Einzig in Bezug auf die Jahresteuerung verdichten sich nun die Anzeichen, dass die gewünschte Rückkehr in den positiven Bereich endlich eintreffen könnte.
Die Konsensus-Prognose lässt für das laufende Jahr ein BIP-Wachstum von 1,6 Prozent und für das Jahr 2018 eine weitere Beschleunigung auf 2,1 Prozent erwarten. Noch immer betrachtet Fahrländer Partner jedoch die Gefahr einer mittel- bis längerfristigen Phase mit moderatem Wachstum, die man durchaus eine säkulare Stagnation nennen könnte, weiterhin als gegeben, da sich die makroökonomische Konstellation in praktisch allen Industrienationen seit 2008 nicht normalisiert hat.
Das Jahr 2016 hat dem Euro/Franken-Kurs eine eher ruhige Devisenfahrt beschert, was den Budgetplanungen der Unternehmen zugutekam. Solange die Europäische Zentralbank (EZB) ihre expansive Geldpolitik nicht ändert, werden auch in der Schweiz die Zinsen auf tiefem Niveau und damit der Druck auf den Franken als sicherer Hafen weiter bestehen bleiben.
Hoffnungen auf eine allmähliche Abwertung des Frankens gegenüber dem Euro weckt eine Fortsetzung des moderaten Erholungskurses im Euroraum, was ein
Zurückfahren der expansiven Geldpolitik seitens der EZB erlauben würde.
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