Bier und Wärme aus einem Haus
Von: Hans Berger
Geht es nach dem Willen von AEW Energie AG, so bedient das Feldschlösschen innert Kürze die Bevölkerung nicht nur mit Bier, sondern auch noch mit Wärme. Geplant ist ein Wärmeverbund mit einer jährlichen Leistung von rund sechs Megawatt, was den Wärmebedarf von rund 600 Einfamilienhäusern abdecken, respektive 1'200'000 Liter Heizöl einsparen würde, woran zwar die Heizöllieferanten keine Freude hätten, umso mehr aber die Natur.
Bier und Wärme aus einem Haus
Das grosse Handicap am Projekt indes ist der Termindruck. „Die Frage ist nicht ob, sondern wie schnell kann der Wärmeverbund Rheinfelden Mitte gebaut werden?“, konstatierte Anselm Hagenbuch, Leiter Wärmecontracting der AEW Energie AG am Mittwochabend an einer Orientierungsversammlung im Rheinfelder Rathauskeller.
Die Crux
Anwesend waren rund siebzig von hundert potentiellen Kunden des Wärmeverbundes, welche den ihnen bereits zugestellten Vertrag nur noch bis spätestens 31. März unterschreiben müssten, damit im Juli dieses Jahres der Projektstart erfolgen könnte. Massgeblich für den Zeitdruck sind in Realisierung befindliche Überbauungen, deren Bauherren wissen müssen, ob sie sich an den Wärmeverbund ankoppeln können. Die Crux des Projektes ist, dass es ohne diese Anschlüsse nicht verwirklicht werden kann, diese aber für die Rentabilität nicht ausreichen.
Vision
Für Rheinfelden wäre der „Wärmeverbund Rheinfelden Mitte“ mehr wie nur willkommen, da die Stadt auf den geplanten Wärmeverbund Schifflände verzichten könnte, erklärte Stadtammann Franco Mazzi dem Plenum. Zudem käme man so dem grossen Ziel näher, dereinst mit einem grossen Wärmeverbund der bisherigen Wärmeverbünden 4'000 der insgesamt 6'000 Wohnungen abzudecken, was dann inklusive Grossbetriebe 90 Prozent des Energiebedarfs ausmache, meinte Mazzi.
Technisches
Genutzt wird im Feldschlösschen die Abwärme der Kältemaschinen, Abwasser und Abluft, was zusammen mit weiteren diversen Abwärmen eine thermische Leistung von 3'900 kW ergibt. Hinzu kommen 800 kW elektrische Leistung sowie für die Spitzenlast 1'200 kW aus dem Dampfnetz vom Feldschlösschen, woraus dann summa sumarum 5'900 kW resultieren. Die Investition dafür beträgt 12.5 Mio. Franken, welche innert dreissig Jahren, was der Lebensdauer einer solchen Anlage entspricht, abgeschrieben werden.
Vertraglich sei festgehalten, versicherte Anselm Hagenbuch, dass bei einer Stilllegung von Feldschlösschen als Ersatz dessen Wasserquellen zur Wärmeerzeugung genutzt werden können. Ebenso sei gegebenenfalls auch der weitere Verbleib im Bierkeller, dem Standort der Anlage, sichergestellt.
Erwägungen
Nachdem Hagenbach in einem ausführlichen Referat seine potentielle Kundschaft vom technischen Know-how des Wärmeverbundes zu überzeugen versucht hatte, oblag es dem Projektleiter der AEW, Jürg Frutiger, den Anwesenden das Projekt mit transparenten Preisvergleichen auch finanzseitig schmackhaft zu machen. Die Quintessenz: für jene Hausbesitzer, deren Heizanlagen vor dem Out stehen, kommt der lukrative Wärmeverbund sicherlich zur rechten Zeit. Wer aber erst „gestern“ eine Heizanlage installierte, dem kommt der Vorschlag mindestens fünfzehn Jahre zu früh. Ihm wird es auch schwerfallen, sich für 8'000 Franken einen späteren Anschluss zu reservieren.
Fazit
Ja, ja, einmal mehr bewahrheitet sich der Spruch: „Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst die niemand kann!“ Dem Projekt, aber vor allem der Umwelt ist zu wünschen, dass sich im Perimeter vom „Wärmeverbund Rheinfelden Mitte“ nur alte Heizungen befinden und die Hausbesitzer das nötige Kapital haben, diese zu ersetzen. Zudem gilt es auch noch die uralte Weisheit zu beachten: „Bier auf Wein, das lasse sein, Wärme vom Bier, das rat' ich dir!“
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