Schweizer Bevölkerung mit Bargeldinfrastruktur zufrieden
Von:mm/f24.ch
Im Herbst 2022 führte die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihre dritte repräsentative Zahlungsmittelumfrage bei Privatpersonen durch. Im Rahmen der Umfrage wurden rund 2‘000 Personen mit Wohnsitz in der Schweiz in einem Interview zu ihrem Zahlungsverhalten befragt. Im Anschluss daran erfassten die Personen in einem Zahlungstagebuch ihre alltäglichen Zahlungen (z.B. Ausgaben im Supermarkt, im Restaurant oder im Online-Handel). Zusätzlich wurden die Befragten dazu aufgefordert, Angaben zu regelmässig wiederkehrenden Zahlungen (z.B. Ausgaben für Miete oder Versicherungsprämien) zu notieren.
Die wichtigsten Ergebnisse der Zahlungsmittelumfrage bei Privatpersonen 2022 lauten:
Trend
Die Zahlungsmittelnutzung verschiebt sich weiter von Bargeld hin zu bargeldlosen Zahlungsmitteln – jedoch langsamer als in den Jahren zuvor. Die Mehrheit der Befragten geht davon aus, dass sich diese Entwicklung in den kommenden Jahren fortsetzen wird. Insbesondere Bezahl-Apps dürften für die Bevölkerung in Zukunft eine noch wichtigere Rolle spielen.
Bargeld bleibt wichtig
Trotz dieser Veränderungen möchte ein Grossteil der Bevölkerung, dass Bargeld weiterhin als Zahlungsmittel zur Verfügung steht. Eine klare Mehrheit der Bevölkerung möchte Bargeld auch in Zukunft unverändert als Zahlungsmittel nutzen können. Selbst Personen mit geringer Bargeldnutzung wollen, dass es weiterhin zur Verfügung gestellt wird. Nahezu die gesamte Bevölkerung möchte also auch künftig zwischen Bargeld und bargeldlosen Zahlungsmitteln wählen können.
Breite Akzeptanz
Dank einer breiten Akzeptanz und dem hohen Besitzanteil unterschiedlicher Zahlungsmittel kommen Zahlungen nur sehr selten nicht zustande. Es gibt nur selten Situationen, in denen eine gewünschte Zahlung wegen Akzeptanzeinschränkungen oder technischer Störungen nicht zustande kommt.
Voraussetzung für eine reibungslose Zahlung ist einerseits der Besitz unterschiedlicher Zahlungsmittel. Andererseits ist die breite Akzeptanz von Bargeld an Verkaufspunkten wichtig, da Bargeld oft auch dann verwendet werden kann, wenn bargeldlose Zahlungsmittel aufgrund technischer Störungen nicht eingesetzt werden können.
Die Zufriedenheit mit der Akzeptanz von Bargeld ist weiterhin hoch, obwohl Bargeld an vereinzelten Verkaufspunkten nicht mehr angenommen wird. Auch der Zugang zu Bargeld, der mehrheitlich über Geldautomaten erfolgt, ist für die Bevölkerung derzeit zufriedenstellend.
Allerdings würde ein Abbau der Bargeldbezugsstellen viele Personen dazu bewegen, ihre Bargeldnutzung einzuschränken. Insgesamt fühlt sich ein sehr grosser Teil der Bevölkerung in der Zahlungsmittelwahl derzeit nicht eingeschränkt.
Im Detail kommt die Zahlungsmittelumfrage bei Privatpersonen 2022 zu folgenden Ergebnissen:
Bargeld und Debitkarte
Das Bargeld und die Debitkarte sind weiterhin die beiden Zahlungsmittel, deren Besitz in der Wohnbevölkerung der Schweiz am verbreitetsten ist. Die Befragten geben zu 96% an, Bargeld im Portemonnaie oder zu Hause für alltägliche Ausgaben zu halten, und sie besitzen im Durchschnitt vier unterschiedliche bargeldlose Zahlungsinstrumente. 93% der Befragten besitzen eine Debitkarte (2020: 92%) und 76% eine Kreditkarte (2020: 78%). Während die Verbreitung von Bargeld und Zahlkarten in der Bevölkerung konstant hoch blieb, wurde beim Besitz von Bezahl-Apps ein starker Anstieg um mehr als 20 Prozentpunkte auf 68% verzeichnet.
Bezahl-Apps
Gemessen an der Anzahl getätigter alltäglicher Zahlungen nehmen Transaktionen mit Bargeld weiter ab, während Bezahl-Apps immer häufiger genutzt werden. Bargeld wird von der Bevölkerung bei 36% der Transaktionen eingesetzt und gehört zu den am meisten eingesetzten Zahlungsmitteln bei alltäglichen Zahlungen. Im Jahr 2020 hatte der Anteil der mit Bargeld beglichenen Transaktionen bei 43% gelegen und 2017 sogar bei 70%. Der Rückgang der Bargeldnutzung hat sich somit stark verlangsamt.
Die Nutzungsanteile von Debit- und Kreditkarten (33% resp. 13%) bleiben indes sehr stabil. Diese Zahlkarten werden bei nahezu jeder zweiten alltäglichen Transaktion eingesetzt, in den häufigsten Fällen unter Anwendung der Kontaktlos-Funktion (75%). Bezahl-Apps werden von der Bevölkerung immer häufiger genutzt und haben ihren Transaktionsanteil deutlich auf 11% gesteigert (2020: 5%). Bezahl-Apps ersetzen dabei je nach Anwendungsfall sowohl Bargeld als auch bargeldlose Zahlungsmittel.
Debitkarte
Gemessen am Transaktionswert der alltäglichen Zahlungen bleibt die Debitkarte das wichtigste Zahlungsmittel. Der Wertanteil der Debitkarte bleibt mit 33% unverändert hoch, gefolgt von Bargeld mit 20% (2020: 24%). Die grösste Veränderung zeigt sich bei den Bezahl-Apps, bei denen sich der Wertanteil auf 8% verdoppelt hat. Die Steigerung der Wert- und Transaktionsanteile zeigt, dass Bezahl-Apps unabhängig vom Zahlungsbetrag von der Bevölkerung häufig eingesetzt werden.
Online Banking
Das Zahlungsverhalten bei der Begleichung von regelmässig wiederkehrenden Zahlungen hat sich in den letzten zwei Jahren wenig verändert, und Überweisungen per Online Banking haben weiterhin die grösste Bedeutung. Gemessen am Wert der Transaktionen werden 52% aller regelmässigen Zahlungen per Online Banking beglichen. Seit der letzten Umfrage hat eBill aufgrund zunehmender Bekanntheit leicht an Nutzungsanteilen gewonnen und folgt nach dem Dauerauftrag (14%) mit einem Wertanteil von 10%.
Bargeldlose Zahlungen
Der Trend zu bargeldlosen Zahlungen dürfte sich in den nächsten Jahren fortsetzen. Gemäss der Selbsteinschätzung der Befragten werden in Zukunft insbesondere vermehrt Bezahl-Apps für alltägliche Zahlungen eingesetzt. Zur Frage, welches Zahlungsmittel in Zukunft öfter benutzt wird, werden Bezahl-Apps (48%) sogar zum ersten Mal häufiger als die Debitkarte (35%) genannt.
Technische Störungen
Akzeptanzeinschränkungen und technische Störungen führen nur selten dazu, dass Zahlungen nicht zustande kommen. Obwohl je rund die Hälfte der Bevölkerung in den vergangenen zwölf Monaten eine Akzeptanzeinschränkung oder eine technische Störung erlebt hat (47% resp. 52%), konnte in den meisten Fällen die Zahlung trotzdem durchgeführt werden.
Nur 3% resp. 7% der Personen haben eine Situation erlebt, in der eine Zahlung nicht getätigt werden konnte. Bargeldlose Zahlungsmittel sind verhältnismässig häufiger von solchen Situationen betroffen, während Bargeld oft als alternatives Zahlungsmittel zum Einsatz kommt.
Zufriedenheit
Trotz zunehmender punktueller Einschränkungen ist die Bevölkerung zufrieden mit der Bargeldakzeptanz in der Schweiz. Ein Viertel der Bevölkerung hat mindestens eine Situation erlebt, in der Bargeld bei einer Zahlung nicht akzeptiert oder erwünscht war.
Diese Situationen betrafen insbesondere die Gastronomie (32%) oder Veranstaltungen wie Messen, Festivals oder Konzerte (24%). Trotz dieser Zunahme ist nahezu die gesamte Bevölkerung grundsätzlich mit der Bargeldakzeptanz in der Schweiz zufrieden.
Vorzug
Die Bevölkerung zeigt sich zufrieden mit der Bargeldinfrastruktur, würde aber als Reaktion auf einen Abbau ihre Bargeldnutzung reduzieren. Ein Grossteil der Bevölkerung (92%) ist der Ansicht, dass es genügend Bargeldbezugspunkte in der Schweiz gibt.
Bei der Einzahlung von Bargeld zeigen sich aber Lücken, denn nur 70% der Befragten finden, dass dazu genügend Möglichkeiten vorhanden sind. Auf einen Abbau der Infrastruktur oder eine Gebührenerhöhung für Bargeldbezüge würden viele Personen mit einer eingeschränkten Bargeldnutzung reagieren (28% resp. 36%).
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