Facelifting für Rheinfelder Bahnhofareal
Von: Hans Berger
Im Gegensatz zu herkömmlichen Gesichtsoperationen wollen die „Chirurgen“ des Faceliftings vom Rheinfelder Bahnhofareal die altersbedingten, das Gesicht prägenden Falten nicht glätten, sondern ihnen eine würdige Dominanz in einem modern gestylten Umfeld geben. So bleibt der Bahnhof, der Bahnhofsaal wie auch der Ronigerpark weitgehend unangetastet, wie Stadtrat Oliver Tschudin am Infoabend vom 31. Mai anlässlich des Startups zur Vernehmlassung „Strukturplan Bahnhof“ den rund 150 TeilnehmerInnen dozierte.
(v.l.) Franco Mazzi, Stadtammann; Oliver Tschudin, Stadtrat; Christoph Haller, Planer
Es ist beinah schwindelerregend, wie sich Rheinfelden in den vergangenen rund acht Jahren städtebaulich zu einem Bijou gemausert hat. Ein Blick auf die Webseite der Zähringerstadt zeigt, dass sich diese Entwicklung nicht zufällig vollzieht, sondern in über zwei Dutzend Detailkonzepten weitsichtig vorgeplant ist. Viele der Projekte sind noch nicht verwirklicht, wartet der Stadtrat mit dem am 31. Mai der Öffentlichkeit vorgestellten „Strukturplan Bahnhof“ mit einem neuen Konzept auf, mit der Absicht, den vielen Rheinfelder mustergültigen Visitenkarten eine weitere hinzuzufügen und zugleich für die brachliegenden Flächen Entwicklungsschwerpunkte zu setzen.
Ein Platz zum Platzen
Als der Bahnhof 1875 gebaut wurde, zählte die Stadt rund 3'000 Einwohner. Dank der technischen Entwicklung erfüllt er 136 Jahre später auch für 12'000 Einwohner noch immer seine Dienste. Laut der neusten Statistik der SBB wird das Areal im Schnitt täglich von 8'000 Menschen frequentiert, dazu kommen noch Busbenutzer und jene Menschen, die jemanden abholen oder hinbringen, war von Stadtammann Franco Mazzi nach seiner Begrüssung zu erfahren.
Mengenmässig mehr wie 2/3 der Rheinfelder Bevölkerung tummelt sich also täglich auf engstem Raum auf dem Bahnhoflatz, der seine Struktur mehr oder weniger zufällig, weil kostengünstig und nicht aufgrund durchdachter Planung bekam. Der Bahnhofplatz ist ein Platz zum Platzen, ohne jegliche Behaglichkeit und tatsächlich keine Visitenkarte.
Langer Weg
So konnte sich auch nie jemand mit dem Bahnhofareal richtig anfreunden und wohl kaum jemand wird ihm eine Träne nachweinen, wenn einst die Bagger auffahren. Der Weg dahin ist aber noch weit. Bis Ende Mai ist die Rheinfelder Bevölkerung aufgerufen, ihre Wünsche, Kritiken und Forderungen anzubringen, über Komplimente würden sich die Macher vermutlich auch freuen. Ab Juni werden die Eingaben gesichtet, darüber entschieden und gegebenenfalls in das Konzept integriert. In einem weiteren Schritt wird sich der Stadtrat damit befassen, der danach möglicherweise die Erarbeitung von Gestaltungspläne lanciert. Es folgen dann fünf weitere Etappen bis hin zum Regierungsrat, bevor der nun vorliegende Strukturplan eine rechtliche Gültigkeit erlangt.
Nix is fix
Der vorgängig beschriebene Werdegang zeigt somit, beim vorliegenden, von Christoph Haller (PANAR AG für Raumentwicklung, Zürich) kompetent vorgestellten Strukturplan ist noch nichts in Stein gemeisselt, aber - und das ist der massgebende Faktor - er ist mit den Grundeigentümern abgesprochen, welche jedoch den Zeitpunkt der Realisierung selber bestimmen können. Wie sich bei der Diskussion anlässlich der rund eineinhalbstündigen Infoveranstaltung zeigte, wird die Neugestaltung des eigentlichen Bahnhofplatzes die Gemüter nicht so erregen wie die Art der Überbauung und Nutzung der übrigen Flächen, welche mehrheitlich im Besitz der SBB sind.
Ein Dorn im Auge einiger Votanten war das aus den Überbauungen resultierende Verkehrsaufkommen. Da aber weder im Areal „Bahnhof Mitte“ (Güterschuppen), noch im Areal „Bahnhofsaal“, noch im Areal „Bahnhof West“ (Fournierwerk) und erst recht nicht im „Ronigerpark“ Verkaufsgeschäfte bewilligt würden, so Stadtrat Oliver Tschudin, sei kein übermässiger Verkehr für die ebenfalls vor einer Sanierung stehende Kaiserstrasse zu erwarten, da die Erschliessung des Bahnhofareals via Salmenkreisel erfolge.
Quintessenz
An Zünd- und Diskussionsstoff mangelt es den Rheinfeldern in den kommenden Monaten also nicht. Mit der Veröffentlichung vom Strukturplan Bahnhof ist zumindest dieser Grundstein mal gelegt. Bis sich jener vom ersten Bau dazu gesellt, dürfte noch viel Wasser den Rhein runter fliessen, manch heisse Debatte geführt werden und erfreulicherweise dem gefächerten Rheinfelder Visitenkartensortiment weitere Visitenkarten hinzugefügt werden.
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