Freaktal Singers von Α bis Ω emotional, fesselnd
Von: Hans Berger
Das Lesen der Notenschrift ist vorerst eine intellektuelle Angelegenheit, sie zu interpretieren jedoch eine Herzenssache. Daraus schloss der österreichische Komponist Gustav Mahler (1860-1911) richtigerweise: „Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.“ Singen ist das eine, die Seele nach aussen kehren das andere, wer beides miteinander verknüpfen kann, steht im Minimum kurz vor dem Betreten jenes musikalischen Olymps, in den sich vergangenen Sonntag in der Röm.-kath. Kirche von Oeschgen Arthur Buck und seine Freaktal Singers hinaufsangen.
Freaktal Singers von Α bis Ω emotional, fesselnd
Dass Musik über die Noten hinausgeht und wie bereits erwähnt eine Herzenssache ist, vermittelte der Chor den vielen Besuchern schon im Vorfeld des Konzertes mit den unzähligen, Weihnachtsgefühle weckenden Teelichtern rund um die Kirche.
Intro
Der letzte Glockenschlag klang noch nach, als die vierköpfige Band mit Bob Barton (Piano/Vocal), Victoria Mozalevskaya (Saxophon), Det Baumann (Bass) und Simon Palser (Drums) den Einzug der Freaktal Singers und ihres Maestros Arthur Buck swingend rockig begleiteten und damit gleichzeitig auch die Stilrichtung des Konzerts markierten.
Im „Sauseschritt“
Mit der südafrikanischen Hymne „Siyahamba“ (wir gehen), welche in den 1990er Jahren in den nordamerikanischen Kirchen populär wurde, begaben sich alsdann die sechzehn Sängerinnen und elf Sänger unter Anführung von Arthur Buck auf den Weg Richtung musikalischem Olymp.
Wobei seitens des begeisterten Publikums in der Folge kaum auszumachen war, ob der Chor noch unterwegs ist oder bereits vom Olymp aus singt. Mit der gefühl- und gleichzeitig kraftvollen Interpretation von Leonard Cohens „Hallelujah“ erweckten die Freaktal Singers jedenfalls den Eindruck, als seien sie im „Sauseschritt“ direkt durchgestartet. So kann auch die Liebesbezeugung „I'll put you together again“ wohl kaum himmlischer bekundet werden, wie dies in Oeschgen Helen Schmid und Yvonne John taten.
Himmlisch
Ein Indiz für den „Direktflug“ war die „Latin Jazz Mass“, welche die Freaktal Singers mit soviel Herzblut sangen, als würden sie das Kyrie, Halleluja, Sanctus, Vater unser, Agnus dei dem Adressaten der Messe persönlich vortragen. Spätestens beim „Pie Jesus“ schien sich auch bei allen in der Kirche versammelten Heiligenstatuen deren eher trauriges in ein freudiges Antlitz zu wandeln.
Es verwunderte daher kaum, dass Helen Schmid und René Piccard „You raise me up“ so sangen, als seien sie im siebten Himmel. Womit sie auch die Erkenntnis des indischen Musikers und Religionsgelehrten Hazrat Inayat Kahn bestätigten, die da lautet: „Wer das Geheimnis der Töne kennt, kennt das Mysterium des ganzen Weltalls.“
Offenbarungen
Wieder auf irdischem Boden gelandet, begeisterte die Band mit einem rockigen Intermezzo, bei dem alle Mitglieder ihr Können unter Beweis stellten. Wohl niemand in der Kirche widersprach danach dem Chor, als er offenbarte: „An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit“.
Der durchs Programm führende Gemeindeleiter Bernhard Linder gestand, dass Simon & Garfunkels „Bridge over Troubled Water“ ein Lieblingslied von ihm sei, was die Freaktal Singers mit ihrer packenden Interpretation des Welthits vermutlich noch zu steigern vermochten.
Weihnachtlich
Passend zu den tiefsinnigen Weihnachtsgedanken von Helen Schmid betörte René Piccard das Publikum mit einer die Seele berührenden Version des zu den beliebtesten Kirchenliedern der Welt zählenden „Amazing Grace“ (Erstaunliche Gnade). Im Latin-Rhythmus wünschten die Akteure dem begeisterten Publikum mit „Feliz Navidad“ fröhliche Weinachten und abschliessend mit dem, vom Chorleiter gesungenen, Gänsehaut erzeugenden südafrikanisches Zulu-Lied „Ukuthula“ der Welt den dringend notwenigen Frieden.
Der Schlussapplaus war frenetisch und die standing Ovation unisono spontan, was die Freaktal Singers mit „Bridge over Troubled Water“ und zu derer eigenen Überraschung, wie Arthur Buck bekundete, mit dem Rock-Song „Route 66“ verdankten.
Auch wenn’s draussen kalt war, spendete beim Apéro auf dem Kirchenplatz die Erinnerung an das Konzert noch genügend Wärme, um vom reichlichen Angebot das eine oder andere zu köstigen und im Zwiegespräch von dem von „Kultur Oeschgen“ organisierte und Werner Hagen gesponserten Konzert zu schwärmen.
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