Akkordeon-Orchester Frick weckte Glücksgefühle
Von: Hans Berger
Am vergangenen Samstag gastierte das Akkordeon-Orchester Frick (AOF) unter der Leitung von Priska Herzog und Doris Erdin mit seinem Jahreskonzert in der römisch-katholischen Kirche in Wittnau und am Sonntag in jener von Frick. Wie Barbara Dubuis am Schluss des Konzertes offenbarte, muss sich ein musikalisches Ohr zuerst an den Klang eines Akkordeon-Orchesters gewöhnen. Dies dürfte anfänglich auch für einige Zuhörer in der beinah voll besetzten Kirche St. Peter und Paul in Frick zugetroffen haben, bis es „Klick“ machte und die grosse Königskrone über dem Altar zum Synonym der vorgetragenen Musik wurde.
Akkordeon-Orchester Frick weckte Glücksgefühle
Schattendasein
Das Akkordeon, auch Ziehharmonika, Ziehorgel, Handorgel, Handharmonika, Quetschkommode oder Schifferklavier genannt, ist in der Unterhaltungsmusik nicht wegzudenken. Bis zur Erfindung der Keyboards war es das Instrument, welches den Sound der zum Tanz aufspielenden Bands bestimmte. Ein Comeback feierte das Akkordeon im sogenannten Alpenrock.
In der klassischen Musik allerdings fristet es ein Schattendasein. Ein möglicher Grund dafür: Das Akkordeon ist ein Chamäleon der Töne, das sich auch unter anderem mal als Flöte, Saxofon oder Geige tarnt. All diese Möglichkeiten in einem Orchesterwerk effizient unter einen Hut zu bringen ist eine kompositorische Herausforderung, zumal ein Akkordeon beinah schon ein ganzes Orchester ersetzen kann.
Kommt hinzu, dass einige der grossen klassischen Komponisten wie Mozart, Beethoven, Bach, Haydn das Akkordeon noch gar nicht kannten, dass es erst im Jahre 1825 vom Wiener Instrumentenbauer Cyrill Demian (1772-1847) „erfunden“ wurde.
Tanz der Tänze
Das von Heinz Wäfler, Barbara Dubuis und Vreni Hochreuter moderierte Jahreskonzert startete mit Jacob de Haans „Pasadena“ und beschreibt zuerst bedächtig, dann swingend die kalifornische Stadt nahe dem Fuss der San Gabriel Mountains im Raum Los Angeles.
Grossartig arrangiert folgte dann der von Maurice Ravel für die seinerzeit zu den schillerndsten Künstlerpersönlichkeiten gehörende Tänzerin Ida Rubinstein (1885-1960) komponierte Boléro. Das Akkordeon-Orchester Frick suggerierte damit Bilder eines anfänglich schwebenden, in der Ekstase endenden Tanzes.
Grossartige Komponisten - grossartiges AOF
Obwohl er, wie bereits erwähnt, das Akkordeon gar nicht kannte, kam dann bei „Zauberflöte in Rhythm“ Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) zum Zuge. In einer poppigen Version gab das Orchester einige der grössten Melodien der meist aufgeführten Oper wieder, darunter die „Arie der Königin der Nacht“, „Der Vogelfänger bin ich ja“ oder „Papageno“.
Als Antonín Dvořák(1841-1904) sein aus acht Zyklen bestehendes, wohl bekannteste Klavierwerk „Humoresken“ schrieb, muss sein Herz bei jenem Zyklus (7.?), den ein Quintett des AOF vortrug, besonders grosse Luftsprünge gemacht haben, was gewiss auch viele Konzertbesucher verspürten.Selbiges beruhigte sich beim träumerischen „Chant sans Paroles“ von Peter Tschaikowski (1840-1893) jedoch im Nu wieder.
Zu den Höhepunkten des Konzertes gehörte gewiss „Palladio“ des 1944 in Penclawdd, Wales) geborenen Komponisten Karl Jenkins, der damit den bedeutendsten Architekten der Renaissance in Oberitalien, Andre Palladio (1508-1580) huldigte, das AOF stand Jenkins diesbezüglich in nichts nach.
Ergreifend spielten fünf ehemalige AOF-Mitglieder Mozarts „Ave verum“. Gänsehaut erzeugte das erweiterte Orchester danach mit Jacob de Haans „Air und Tune“ und verleitete in der abgedunkelten Kirche mit Robert Schumanns „Träumerei“ zum Träumen.
Märchenhaft
Während Vreni Hochreuter sieben Szenen eines Märchens las, in dem ein böser Zauberer eine schöne Prinzessin entführte und in seinem Zauberschloss gefangen hielt, erzählte selbige das Orchester musikalisch nach. Märchenhaft war indes auch in der wiederum abgedunkelten Kirche „Das Lied an den Mond“ aus Antonín Dvořáks erfolgreichsten Oper „Rusalka“.
Symphonisch, packend, listig und optimistisch beendete das Akkordeon-Orchester Frick sein Jahreskonzert erfolgreich mit der vertonten Version der Märchen Kalif Storch, Aschenputtel, Das tapfere Schneiderlein und Hans im Glück, zusammengefasst in der Märchensinfonietta des grossen deutschen Akkordeonisten und Komponisten Rudolf Würthner(1920-1974).
Fazit
Mit seinem Konzert bewies das Akkordeon-Orchester Frick einerseits zweifelsfrei, dass das Akkordeon nicht nur für Umtata- und Dicke-Backen-Musik eingesetzt werden kann und andererseits entliess es das Publikum mit demselben Glücksgefühl das jener Hans im Glück erfahren hatte. „So glücklich wie ich“, jubelte Hans im Glück‚ „gibt es keinen Menschen unter der Sonne.“ Mit leichtem Herzen und frei von aller Last machte er sich auf den Weg nach Hause.
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