‘Einsatz’ der Kantonspolizei im ref. Kirchgemeindehaus Frick
Von: Yvonne Müller
«Haben Sie ein ungutes Gefühl? Rufen Sie die 117», so lautet auf den Punkt gebracht die Botschaft von Marco Dössegger von der Polizeilichen Beratungsstelle der Kantonspolizei Aargau. Rund 100 Besucherinnen und Besucher durfte Pfarrer Christian Vogt am vergangenen Mittwochabend im reformierten Kirchgemeindehaus in Frick begrüssen.
Marco Dössegger, Spezialist für Kriminalprävention (Fotos: zVg)
Das Thema «Cyberkriminalität» und wie man sich davor schützt, sprach die Fricktalerinnen und Fricktaler an. In einer kurzweiligen und unterhaltsamen Präsentation führte Marco Dössegger (Spezialist für Kriminalprävention) in das Thema ein.
Konkret und klarverständlich erklärte er, wie man sich wirkungsvoll schützt. So zeigte er, wie sich auf einfache Weise ein hochkomplexes Passwort erstellen lässt, das man sich gut merken kann. Man nehme einen leicht zu memorisierenden Satz, wie beispielsweise «Die reformierte Kirche Frick, besteht aus neun politischen Gemeinden, bietet ein super Programm!» und zieht daraus die Anfangsbuchstaben, Satzzeichen und Zahlen zusammen. Es entsteht das Passwort: «DrKF,ba9pG,besP!». Dies ist ein sehr sicheres Passwort wie der Versuch mit www.passwortcheck.ch zeigt. Ein Computer bräuchte bei heutiger Rechenleistung mehrere Millionen Jahre, um es zu knacken.
«Sichere Passwörter sind das eine, der Umgang damit das andere!» fährt Marco Dössegger fort. Auch das sicherste Passwort nützt nichts, wenn man es aufschreibt oder gar weitergibt! Häufig ist im Bereich Cyberkriminalität nicht die Technik der Schwachpunkt, sondern der Mensch. «Love-Scammer – also digitale Liebesbetrüger – wissen ganz genau, wie sie ihr Opfer einwickeln und den gesunden Menschenverstand ausschalten,» warnt er eindringlich. Aus Erfahrung wissen die Kriminellen, welche Knöpfe sie drücken müssen: «Der Arzt in humanitärer Mission im Krisengebiet, der Kapitän auf den Weltmeeren und der höhere Offizier im Friedenseinsatz ziehen bei vielen Frauen!» Bei den Männern sei es anders – «jung und gut aussehen, dass genügt», meint der Präventionsfachmann nicht ohne Schmunzeln.
Was amüsant klingt, hat einen ernsten Hintergrund. Erst wird Kontakt hergestellt, dann eine Beziehung aufgebaut, bevor der eigentliche Betrug mit kleinen, finanziellen Gefälligkeiten, die sich langsam steigern, beginnt. Bald sind auf diese Weise einige hundert oder tausend Franken weg. Mit einem aktuellen Fallbeispiel illustriert Marco Dössegger dieses Vorgehen. So bezahlte ein Betrogener erst eine kleine Busse für die vermeintliche Liebe seines Lebens, dann grössere Rechnungen bis hin zu einer angeblich lebensrettenden Operation. «Die Deliktsumme beläuft sich auf mehr als Fr. 900'000,-. Dabei hatte der Mann nur per Social Media und E-Mail mit dieser Frau Kontakt. Er wird sie nie persönlich kennenlernen. Genauso wenig, wird er das Geld je wiedersehen, denn die professionell organisierten Täter sitzen im Ausland.»
An zahlreichen Beispielen zeigte Marco Dössegger, dass es keine typischen Opfer gibt. Unabhängig von Geschlecht sind alle Altersgruppen (vom Jugendlichen bis zum Senior) und alle Bildungsschichten gleichermassen betroffen. «Die Opfer sind weder dumm, debil, naiv noch dement! Es kann jeden und jede treffen!» warnt er eindrücklich. Der beste Schutz bestehe darin, sich nicht darauf einzulassen. «Löschen Sie verdächtig E-Mails. Hängen sie bei komischen Telefonanrufen sofort auf! Versuchen Sie sich nicht als Ermittler. Der Betrüger ist Profi!»
Auf die Frage aus dem Publikum, was man stattdessen tun soll, meinte er: «Wenden sie sich an die Polizei. Besser, Sie wählen die 117 einmal zu viel, als einmal zu wenig!»
Mit kräftigem Applaus endet der Präventionseinsatz der Kantonspolizei im reformierten Kirchgemeindehaus Frick.
Wichtige Websites zum Thema:
Ref. Kirchgemeinde Frick
«fricktal24.ch – die Online-Zeitung fürs Fricktal»