Fricker Bernerchörli singt, der Bernerverein spielt
Von: Hans Berger
Obwohl vergangenen Samstagnachmittag in der Mehrzweckhalle 1958 von Frick rechts der Bühne ein Fuchs sich derart angsteinflössend, fauchend gebärdete, dass selbst der bärenstarke Bär auf der linken Seite hechelnd reissaus nahm, zeigte sich das Bernerchörli Frick couragiert, positionierte sich zwischen die wildgewordenen Tiere und meinte mit einem scheuen Blick zum aufgebrachten Reineke „I wot jo nüd gseit ha.“ Umsomehr aber plauderte wenig später der Bernerverein mit seiner Komödie „Mit Verluscht muesch rächne“ aus dem Nähkästchen des Gesundheitswesens.
Das Bernerchörli Frick bietet Fuchs und Bär die Stirn
Bevor aber die Theatercrew loslegte, sehnte sich - nur wenige Minuten, nachdem der Winter sein kaltes Gesicht gezeigt hatte - das Bernerchörli unter der Leitung von Catherine Gasser nach dem warmen Süden und flog auf dem Rücken von Schwalben dem Frühling entgegen. Allerdings konstatierten die Sängerinen und Sänger, dass es auch besonders schön ist, auf Heimaterde stehen zu können und bekundeten dies mit einem die Herzen berührenden bimbam, bimbam, bimbam….
Werbekampagne
Regisseur Werner Gasser seinerseits bekundete, dass das Theaterensemble vom Bernerverein zu neuen Ufern aufgebrochen sei, heuer für einmal dem bäuerlichen Milieu den Rücken zugedreht habe und stattdessen dem Publikum einen vertieften Blick in den gewöhnlichen Alltag eines Spitals gewähren wolle.
Womit sie jedoch dem Spitalwesen bestimmt einen Bärendienst erwiesen, da zu befürchten ist, dass die Zuschauer inskünftig einer ambulanten Behandlung durch den Hausarzt den Vorzug geben. Was ja letztlich aber auch ganz und gar den Interessen der Gesundheitspolitik entspricht, weshalb dem Bernerverein eigentlich nur geraten werden kann, beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) an die Tür zu klopfen und einen gehörigen Batzen für die erfolgreiche Werbekampagne einzufordern.
eHeat
Weil sie jedesmal nach der Berührung der Türklinke selbige putzt, hinterlässt die etwas resolute Putzfrau Ruth (Myrtha Ackle) anfänglich einen guten Eindruck, den sie aber mit ihrer Schnüffelei in offen herumliegenden Patientendossiers schnell zunichte macht. „Wie kommt dies nach der Einführung von eHeat (elektronische Patientendossier) denn raus, wenn so Putzfrauen wie Ruth die Passwörter knacken?“ dürften sich manche im Saal besorgt gefragt haben. Mussten sich gleichzeitig, angesichts des zerstreuten Professors (Peter Imhof) auch dessen Vorteile eingestehen.
Zickenkrieg
Schädigend für den guten Ruf der Schweizer Spitäler ist gewiss auch der Lustmolch Chefarzt Dr. Marc Keller (Marek Siegrist) mit seinem Machogehabe, wogegen Krankenschwester Klara (Andrea Frangi) und ihre Kollegin Lisa (Brigitte Schneider) trotz anfänglichem „Zickenkrieg“ geradezu Sympathieträger sind, obgleich sich im Saal wohl niemand finden liess, der sich in ihre Hände begeben wollte.
Marter
Andererseits ist dem Krankenschwesternduo doch wieder zugute zu halten, dass sie mit dem Hypochonder Werner Schnitzler (Walti Schwarz) - bis auf eine an Folter grenzende Massage - recht ordentlich umgehen. Zeigen aber auch viel Verständnis für die recht sonderbaren Marotten des Psychiatrie-Patienten Padi (Daniel Schmid). „Gut, gibt es noch die Dame von der Krankenkasse, Erika Holzer (Hildi Schwarz), die wird sicher alles wieder ins richtige Lot rücken“, war die Hoffnung des arg gebeutelten Publikums, welche sich jedoch bald in Luft auflöste.
Der einzige Lichtblick im chaotischen Spitalteam ist eigentlich nur die nicht sonderlich adrett wirkende Sekretärin des Professors, Ariane Berger (Svenja Wüthrich), allerdings lassen sich auch in ihrem Reinheft mühelos einige rabenschwarze Tolggen finden.
Fazit
Aber eben, ganz wie die Autorin Uschi Schilling prophezeit „Mit Verluscht muesch rächne“, für die Zuschauer allerdings ist der Besuch der Komödie sicherlich ein Gewinn, obgleich ihre Lachmuskeln dabei arg strapaziert werden. Was am kommenden Samstag ab zwanzig Uhr nochmals möglich ist, sofern dem Vorhaben durch einen richterlichen Beschluss aufgrund der Befürchtung eines Kollapses des Schweizerischen Gesundheitssystems nicht der Riegel vorgeschoben wird, darum muss an dieser Stelle mit allem Nachruck nochmals darauf hingewiesen werden: „Mit Verluscht muesch rächne“.
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