Akkordeon-Orchester Frick animierte und begeisterte
Von: Hans Berger
Leicht und beschwingt speedete vergangenen Samstag das Akkordeon-Orchester Frick (AOF) in sein Jahreskonzert unter dem Motto „Speed up“ (dt. Beschleunigung). Auch wenn das Motto eigentlich ein Begriff aus der Informatik ist, der den mathematischen Zusammenhang zwischen der seriellen und der parallelen Ausführungszeit eines Programmteils beschreibt, war das Konzert fernab von der Digitalisierung und jeglicher Künstlichen Intelligenz (KI), denn in der Mehrzweckhalle von Frick wurde die Musik tatsächlich noch von leibhaftigen Frauen und Mannen gemacht.
Grossformation: Schluss-Bouquet Jahreskonzert vom Akkordeon Orchester Frick (AOF)
Spitzentanz
Auch wenn das Hintergrundbild mit vielen zierlichen, Tutus tragenden Ballerinas statisch war, schien es doch, als ob sie auf den Zehenspitzen tanzten, als das Akkordeon-Orchester Frick unter der Leitung von Doris Erdin zum würdevollen, dynamischen, feurigen „Ballettabend“ von Rudolf Würther lud.
Gleichzeitig verdeutlichte das Orchester mit dem beinah schon symphonischen Stück, dass aus Akkordeonsicht die Bezeichnungen Quetschkommode oder gar Heimatluftkompressor im höchsten Grade diskriminierend ist und daher eigentlich via Anti-Rassismus-Gesetz strafrechtlich dagegen vorgegangen werden müsste.
Märchenhaft
Das Märchen von der bezaubernden Amélie ist eine perfekt designte französische Bilder-Droge, die heftigste Glücksgefühle beschert. Der grandiose Erfolg des Films hat selbst die Franzosen überrascht. Amélies Erscheinung - Kulleraugen, Ponyfrisur, schüchtern-verschmitztes Lächeln - ist das Inbild der romantischen Französin. Genau in diese fabelhafte Welt der Amélie entführte das Akkordeon-Orchester seine begeisterte Zuhörerschaft und drückte damit dem Konzert nach dem „Ballettabend“ einen zweiten Highlightstempel auf; weitere folgten.
Nachwuchs
Viel Freude vermittelten indes auch die Nachwuchs-Akkordeonisten und Schwyzerörgelispieler der beiden Musikschulen von Frick und Laufenburg. Jedenfalls schafften sie es bei einigen der bekanntesten Volksliedern, das aufgestellte Publikum ohne Aufforderung zum Mitsingen zu animieren.
Wiedereinsteiger
Im November 2013, bei der Verabschiedung als langjähriger Fricker Gemeindeammann, bekam Anton Mösch von der Gemeinde eine Golfausrüstung geschenkt, womit eigentlich klar war, wie er künftig seine gewonnene Freizeit verbringen wird. „Vermeintlich klar!“, denn zwischenzeitlich ist er auch im Jodlerklub Frick als Sänger und Präsident aktiv. Für eine weitere Überraschung sorgte er jedoch vergangenen Samstag am AOF-Jahreskonzert, als er verkündete, dass er nach 55 Jahren mit seinen Fingern wieder auf den Knöpfen des Akkordeons herumtanzt. Zusammen mit drei weiteren Wiedereinsteigern und zwei Aktivmitgliedern vermittelte er dann im Dreivierteltakt die Botschaft: „Alls was bruchsch uf der Wält“, der das Plenum singend zustimmte.
Dem AOF ist es aber nicht nur gelungen, ehemalige Akkordeonspieler zu reanimieren, sondern auch Schwyzerörgeler, welche mit ihrer lüpfigen Musik ebenfalls zur guten Stimmung im Saal beitrugen.
Rockpalast
Seinen zweiten Auftritt, diesmal unter der Leitung von Priska Herzog, eröffnete das Akkordeon-Orchester Frick mit Hardy Schneiders, flinke Finger voraussetzenden, zartem, jazzig angehauchten „Rondo in Rhythm“. Der beschwingte „Walzer aus 1001 Nacht“ von Johann Strauss (Sohn) erinnerte danch wohl einige der Konzertbesucher an Filme von Kaiserin Sissi, als sie mit den Grossen Fürsten und Königen jener Zeit über das spiegelglatte Parkett schwebte.
Die Träumereien verflogen jedoch rasch, als das Orchester vom Kaiserlichen Ballsaal in den Rockpalst dislozierte und mit Fredy Mercurys „Bohemian Rhapsody“ dessen Wände zum Beben brachte. Kurz vor dem Zusammensturz wechselten alle Akteure des Abends ins Örgelihaus und vermeldeten der Welt musikalisch, dass sie heil und glückselig „im Örgelihus“ von Ernst Jakober angekommen sind, wo nun nach dem erfolgreichen Konzert ein gemütliches Beisammensein angesagt war.
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