Mitten im „tierischwilden“ Urwald
Von: Hans Berger
Er war ein armer Tropf, dieser junge Mann (Sven Kistler) aus Bözen, welcher zu seiner eigenen Verwunderung sowohl am vergangenen Freitag wie Samstag zu tiefer Nachtstunde um zwanzig Uhr mit zerschlissenem Hemd und verrissenen Jeans mitten im Urwald, umringt von wilden Tieren erwachte. Was der bedauernswerte Kerl jedoch nicht wusste: sein verzweifelter Überlebenskampf wurde zum Gaudi der Anwesenden live in die Mehrzweckhalle von Bözen übertragen.
Mitten im „tierischwilden“ Urwald vom Turnerchränzli Bözen
Es war gewiss ein Schreckensmoment für den Bözer, als er umgeben von Quallen mitten im Dschungel aus seinem Tiefschlaf erwachte und konstatierte, wohin es ihn verschlagen hatte. Die Daheimgebliebenen indes fanden grossen Gefallen an den sich graziös bewegenden Nesseltieren und zeigten daher kaum Mitleid mit ihrem Mitbewohner.
Integration
Nichts zu befürchten hatte der Vertriebene jedoch seitens der niedlichen Löwenbays, was ihn wohl dazu ermutigte, an der „tierischen Party“ aktiv teilzunehmen. Geradezu schnuckelig fand er die kleinen Äffchen und beinah schon hätte er sich akklimatisiert, wenn da nicht urplötzlich die beiden wenig wohlgesinnten Gorillas mit einem Heidenspektakel aufgetaucht wären. So richtig den Garaus brachten ihm dann aber die haarigen Urwaldbewohner bei.
Bologna-Test
Friedlich hingegen, ganz ihrem Naturell entsprechend, gaben sich die Chamäleons, welche den Eindringling nicht einmal mit ihrer langen Zunge belästigten. Überrascht war das Publikum von der Einspielung einer Schulstunde aus dem Urwald - allerdings ist zu befürchten, dass die Schülerinnen und Schüler inklusive der Lehrerin einen Bologna-Test kaum bestehen würden.
Essenskultur
Bildung ist eben nicht alles, dachte wohl der Bözer Urwaldmensch und zeigte sich richtiggehend vom flatterhaften Tanz der sich von Glühraupen zu Schmetterlingen wandelnden Insekten entzückt. Dass die Dschungeltiere wenig von der abendländischen Essenskultur halten, taten sie unmissverständlich kund, indem sie den für eine Touristin weiss eingedeckten Tisch, an dem sie, bedient von einem Butler, vornehm dinieren wollten, immer wieder aufs Neue zerstörten, dies ganz zum Vergnügen des Publikums.
Betrug?
Dieses hinterfragte allerdings wenig später völlig zu Recht die Authentizität der Live-Übertragung, denn bekanntlich sind die Kängurus ausschliesslich in den Steppen- und Wüstenregionen Australiens und Neuguineas beheimatet und keinesfalls im Urwald.
„Wir werden hier TV-mässig doch gleichermassen hinters Licht geführt wie damals von den Chinesen anlässlich der olympischen Schlussfeier in Peking“, argwohnten einige Zuschauer in der Mehrzweckhalle von Bözen, als der eher beleibte, haitische König Kamehameha der Grosse (1758-1819) im Urwald auftauchte und so temperamentvoll tanzte wie dies eigentlich nur der Bözer Turnverein kann.
Mittendurch
Na ja, sei‘s drum, dachte der zwischenzeitlich hungernde Urwaldeindringling, dem die fünf „Crazy Chicken“ gerade zur rechten Zeit über den Weg liefen. Da er weder Strichhölzer noch ein Feuerzeug besass um das Poulet goldgelb braten zu können, war er glückselig, als im richtigen Moment eine Horde Feuervögel dahergeflogen kam.
Wieder gestärkt und voller Tatendrang grub er sich zusammen mit den Erdmännchen durch den blauen Planeten und tauchte kurz vor dem grossen „Tierischwild-Finale“ vom Turnerchränzli Bözen auf heimischem Boden wieder auf.
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