Sisseln rief – die „Alliierten“ kamen in Scharen
Von: Hans Berger
Wenn alle Militärkonvois so friedlich unterwegs wären und sich alle Soldaten dieser Welt nur so zum eigenen Spass versammeln würden wie dies vergangenes Wochenende anlässlich vom zweiten Internationalen Armeefahrzeugtreffen in Sisseln der Fall war, dann hätte am Samstag Papst Franziskus bei seinem Besuch in Sarajevo, der Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina, angesichts der vielen bewaffneten Konflikte wohl kaum von einem sich anbahnenden dritten Weltkrieg warnen müssen.
Internationales Armeefahrzeugtreffen in Sisseln
Natürlich wirkten die echten Panzer bedrohlich, die Atmosphäre im Sissler Militärcamp hatte jedoch eher Ähnlichkeit mit der heilen Welt, welche der am Samstag verstorbene Pierre Brice als Häuptling der ansonsten eher kriegerisch gesinnten Apachen zu suggerieren vermochte.
Kameradschaft
Der Papst hat selbstverständlich recht, am Krieg gibt’s nichts zu verherrlichen, ausser vermutlich die daraus hervorgegangenen Kameradschaften. Diesem Aspekt schenkten die „Sissler Soldaten“, darunter auch ein paar Soldatinnen, dann auch besondere Aufmerksamkeit.
Trotzdem, Mitglieder der GSoA (Gruppe für eine Schweiz ohne Armee) mieden den letztes Jahr - im Gedenken an den 70. D-Day, der Landung der Alliierten am 6. Juni in der Normandie - zum ersten Mal durchgeführten Treff vermutlich genauso wie der Teufel angeblich das Weihwasser. Dies obwohl die „Alliierten von Sisseln“ keinerlei feindliche Absichten hegen und ihren alten Fahrzeugpark aus eigener Tasche finanzieren und ihn keinesfalls modernisieren wollen.
Sonntagsvergnügen?
Einen zentralen Stellenwert hatten gewiss die, meist aus den Zeiten vom Zweiten Weltkrieg stammenden, rund hundert Militärfahrzeuge. Mit ihnen herumzukutschieren ist weder für Fahrer, noch für Passagiere ein wirkliches Sonntagsvergnügen, zumal die Abfederung, wenn überhaupt vorhanden, auf ein absolutes Minimum beschränkt ist. Im Vergleich dazu jedenfalls ist eine Fahrt mit einem alten Postauto geradezu luxuriös.
Händisch
Für die Chauffeure bedeutet es harte Arbeit, zum einen weil die Fahrzeuge ohne Servohilfe manövriert und zum anderen die Gänge mit Zwischengas beinah ertastet werden müssen. Die nicht selten zu hörenden Kratzgeräusche vermochten dann bei den „alten Hasen“ schon mal ein verschmitztes Lächeln abzuringen. Ja, da wird eben noch alles so richtiggehend von Hand gemacht und zudem sind Motor wie Getriebe noch überschaubar.
Damit diese beinah schon „mittelalterlich“ anmutenden „Vehikel“ überhaupt in Fahrt kommen, ist weniger der Elektroniker als vielmehr der Mechaniker gefragt und vor allem gefordert. Der den Besitzern ins Gesicht geschriebene Stolz ist verständlich, zumal die Ersatzteile rar geworden sind und vieles händisch nachgemacht werden muss.
Spritztour
Klaro, das Internationale Armeefahrzeugtreffen in Sisseln wird gerne zum Fachsimpeln und zur Erweiterung des Wissenstands genutzt. Hinzu kommt, dass solch Gleichgesinnte nicht an jeder Ecke anzutreffen sind. Und wo anders ist dieser einmalige Motorensound zu vernehmen wie in Sisseln, wenn sich einige Dutzend Militärfahrzeuge zur Inspektion des Lagerumfelds auf eine einstündige, aufsehenerregende Spritztour begeben und dem Konvoi ab und zu so freudig zugewunken wird, als wären sie Befreier eines unterjochten Volks.
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