Fricktalischer Sängerbund lud zum Open Air
Von: Hans Berger
Mit seinem jährlich rund 12'000 Besucher anziehenden Festival ist Schupfart geradezu prädestiniert für ein Open Air, wird sich der Fricktalische Sängerbund wohl gedacht haben und lud auf vergangenen Samstag die ihm angeschlossenen Chöre zum traditionellen „Freiluftsingen“ ein. Da gemäss Wilhelm Busch Bescheidenheit eine Zier ist, versammelten sich die Sängerinnen und Sänger nicht beim Flugplatz oben, wo sich jeweils im Herbst die Grossen ein Stelldichein geben, sondern ein paar Meter tiefer bei der Mehrzweckhalle des 1259 erstmals urkundlich erwähnten, heute 809 Einwohner zählenden schmucken Dorfes.
Männerchor Sängerbund Wittnau
Die Terrainwahl war gewiss richtig, denn obwohl sich vergangenen Samstag mit vierzehn Chören genauso viel Akteure die Bühne teilten wie am kommenden Festival zwischen dem 22. und 24. September, war das dem Gesang lauschende Auditorium doch rund vierzig Mal kleiner wie jenes auf dem Flugplatz oben. Wenn das Publikum am Open Air auch nicht ganz so euphorisch war wie jenes am Festival, liess es sich doch ab und an zum Schunkeln und Mitklatschen animieren. Die Vorträge indes quittierte es - phonmässig zwar unterschiedlich – jedoch ohne Aufforderung immer mit einem Applaus.
Mannigfaltig
Das Wetter war prächtig, das Ambiente mediterran, beides motivierte die Chöre offensichtlich, ihr Bestes zu geben. Dadurch, dass jedem Chor nur drei Stücke, respektive rund zehn Minuten zugestanden wurden, war das dreieinhalbstündige Programm sehr abwechslungsreich, so dass nie Langeweile aufkam. Vielfach wurde die mediterrane Stimmung mit entsprechenden Liedervorträgen noch verstärkt.
Beinahtumult
Einmal mehr fiel auf, dass die Zeiten, in denen Männerchöre nur Wein, Weib, Heimat, Freundschaft und Kameradschaft besangen vorbei sind. So gab die Chorgemeinschaft Landfrauenchor Zurzibiet und Männerchor Full-Reuenthal jeder Zuhörerin, jedem Zuhörer den Tipp „Dini Seel e chli la bambälä la“.
Was aber nicht umzusetzen war, weil der Männerchor Gipf-Oberfrick sie ins Rotlichtmilieu entführte, in dem während eines Tangos ein Schuss knallte.
Na ja, die Knallerei wäre vermutlich noch verkraftbar gewesen, aber die kleine zauberhafte Ballerina, von deren Chic und Charme der Männerchor Schupfart schwärmte, verunmöglichte - zumindest der einen Hälfte des Publikums - die Seele „bambälä“ zu lassen. Jedenfalls war’s sicher gut, dass sich diese Marina nicht zeigte, denn es wäre bestimmt zu einem Tumult gekommen, weil wohl alle Männer mit ihr hätten tanzen wollen, als der Frauenchor Buus mit „e Bromba und e Gige“ dazu aufforderten.
Einigkeit
Mit ihren Ratschlägen „Probiers mal mit Gemütlichkeit“ und „d Wält wär voll Blueme,
we se nume würdsch gseh“ vermochte der Gemischte Chor Staffeleggtal die Wogen vorerst wieder zu glätten. Doch als der Männerchor Wittnau, welcher das Open Air der Fricktaler Chöre vor zwölf Jahren ins Leben rief, der Veronika trotz sommerlichen Temperaturen klarmachte, dass der Frühling da ist und der Spargel wächst, beschlich den einen und anderen Mann doch wieder ein eigenartiges, unruhiges Gefühl. So schnell wie’s gekommen war, verschwand es auch wieder, weil es der Erkenntnis der beiden Männerchöre von Leibstadt und Full-Reuenthal „Mit Musik geht alles besser“ einfach nichts entgegenzusetzen gibt.
Fazit
Das von den Friday Night Singers, dem Gemischten Chor Hausen sowie der Chorgemeinschaft der Männerchöre Eiken, Obermumpf, Zeiningen um achtzehn Uhr eröffnete Open Air offenbarte einmal mehr die Vielfältigkeit der Fricktaler Chöre. Wer das Haar in der Suppe suchen will, findet es einzig in der nicht optimalen Beschallung. Schön, wenn die Tradition vom kleinen fricktalischen Gesangsfest beibehalten werden kann, wünschenswert wäre auch darum mehr Publikum.
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