Doppelausstellung im Hotel Eden, Rheinfelden
Von: Roswitha Frey
Zu dieser Jahreszeit, in der alles etwas besinnlicher zugeht, passt die neue Doppelausstellung im Hotel Eden in Rheinfelden. Zu sehen sind seit 22. November bis zum 28. Februar ruhige Bilder in dezenten Weissgrautönen von Margrit Imper sowie aufwändig gestaltete Lampen aus alten Milchkannen von André Wiekert, die ein wärmendes Licht ausstrahlen. Die Kombination aus Malerei in lichten Farbnuancen und den Kannenobjekten mit alpinen Motiven wirkt sehr harmonisch.
Doppelausstellung im Hotel Eden, Rheinfelden, Margrit Imper und André Wiekert (Fotos: zVg)
Weisse Phase
Margrit Imper, die aus dem Emmental stammt und seit längerem in Rheinfelden lebt und dort in der ehemaligen Fabrik Wuhrmann ihr Atelier hat, zeigt neue Arbeiten aus ihrer «weissen Phase»
Es sind Acrylbilder, die prozesshaft in vielen Schichten entstehen. Schicht um Schicht wird die Farbe aufgetragen, wieder abgeschliffen, wieder neu aufgebracht mit Spachtel und Schleifwerkzeug, bis sich feinste Strukturen bilden.
Auf den weissen Flächen tauchen Figuren auf, abstrahierte, silhouettenhafte, schmale und überlängte Figuren, die Margrit Imper mit Pinsel oder Stift fein konturiert. «Mensch Menschen» heisst ein Bild, auf dem Gruppen von Figuren dargestellt sind, elegante Damen, Sportler, verliebte Paare, in dem auf wenige Linien reduzierten Stil.
In dem Bild «Zusammen» sieht man zwei Figuren am Bildrand stehend, dazwischen einen Seiltänzer, der schwerelos mit einem Stab in der Hand über ein Seil balanciert. In anderen Bildern entdeckt man schemenhaft angedeutete, filigrane, lang gezogene Figuren mit Hut und Handtasche oder fünf Frauen einträchtig nebeneinander.
Manchmal sind die Figuren in eine Landschaft eingebettet, so wie in dem Bild «Fernweh», in dem ein Mensch winzig klein auf einer Anhöhe steht und auf die endlose Weite der Landschaft blickt, auf Felsen, Wasser und Himmel. In «Auf dem Fluss» erzeugt die Malerin eine geheimnisvolle Atmosphäre und lässt in fliessenden Bewegungen eine Dschunke auf dem Wasser ruhig dahingleiten, unter einem bewegten Himmel.
Wasser, Boote, ein Wasserfall, aber auch ein winterlicher Wald mit kahlen Bäumen tauchen in verschiedenen Bildern auf, in denen Margrit Imper mit feinsten Nuancen von Weiss, Grau- und Brauntönen eine meditative Stimmung schafft.
Von Natureindrücken inspiriert ist auch das Bild, in dem der Nebel Wasser und Berge wie in einen Schleier einhüllt, oder das Werkbeispiel «Arktis», in dem die Malerin durch die besondere Spachteltechnik, das Abschleifen und die weissen Schichten eine Eislandschaft hervorzaubert.
Auch ein Dorfplatz und eine Himmelskirche finden sich unter den Motiven, die frei aus dem Malprozess heraus entstehen und dem Betrachter Freiraum für eigene Geschichten lassen. Weisse lichte Bilder wie «Winter» und «Stille» mit unendlichem weitem Himmel laden zum meditativen Schauen ein.
Künstlerisches Recycling
Ergänzend dazu sind im Ausstellungsbereich elf Milchkannen-Lampen von André Wiekert sowohl auf Tischen als auch am Boden aufgebaut. Für Wiekert, der aus Reinach stammt und in Zürich lebt, wo er seit neuestem in der öffentlichen Metallwerkstatt «Masswerk» seine Objekte anfertigen kann, sind diese alten Milchkannen ein wichtiges Zeugnis traditioneller alpiner Geschichte und ein Stück erhaltenswerter bäuerlicher Kultur. Es gibt immer weniger Bauern, die in Zeiten von Melkmaschinen noch solche Milchkannen verwenden.
So kam André Wiekert auf die Idee, diesen Behältnissen aus Aluminium, die zwischen zehn und vierzig Liter fassen und die er auf Bauernhöfen aufstöbert, neues Leben einzuhauchen: eine Art künstlerisches «Recycling».
Wiekert gestaltet aus den silbrig glänzenden Kannen wunderschöne Boden- und Tischlampen, in denen er handwerklich aufwändig mit einem Plasmaschneider Motive herausschneidet, was auch etwas an Scherenschnitte erinnert.
Die Motive, die erst fein säuberlich vorgezeichnet und dann ausgeschnitten werden, sind aus dem bäuerlichen Umfeld und der alpinen Welt herausgegriffen: Da sieht man viele florale Formen, ornamentale Blumen, Edelweiss, Wiesen, Gebirgsszenen, Kühe, Bernhardiner, Steinböcke im Gebirge, das Matterhorn, springende Hirsche.
Auf einer Milchkannen-Lampe ist sogar rundum ein ganzer Alpaufzug zu sehen, eine eindrucksvolle Szene, in der die Bauern und Hirten ihre Kühe auf die Alp bringen. Alle Motive, mit denen die Kannen verziert sind, haben einen direkten Bezug zur Landschaft, den Bergen, der Tierwelt und Natur in den Alpen.
Altes Handwerk, bäuerliche Tradition und modernes Lichtdesign durch LED-Lampen verbinden sich in diesen ebenso kunstvollen wie originellen Leuchtobjekten. Auch in dieser vorweihnachtlichen Ausstellung verbreiten sie ein warmes Licht.
Die Ausstellung im Hotel Eden in Rheinfelden ist bis 29. Februar zu sehen.
«Fürs Fricktal – fricktal24.ch – die Internet-Zeitung»