Feuerwehr Rheinfelden im Grosseinsatz
Von: Hans Berger
„Nanu - bin ich hier im falschen Film - das sieht ja aus wie während der fünften Jahreszeit im Zähringer Städtchen, wenn Frau Fasnacht am Oberturm hängt“, wird sich der Einsatzleiter der Feuerwehr Rheinfelden, Markus Flückiger am vergangenen Samstag gedacht haben, als er zwei Minuten nach der Alarmauslösung um 14.42 Uhr mit seiner neunzehnköpfigen Mannschaft auf dem Schadensplatz bei der Christkatholischen Kirche St. Martin eintraf. Und tatsächlich, am Turm der Stadtkirche hatte sich ein Gleitschirmsegler verfangen, der sehnlichst darauf wartete, aus seiner prekären Lage befreit zu werden.
Übung „Sainte-Mère-Église“ der Feuerwehr Rheinfelden
„Sainte-Mère-Église“
Nach einer kurzen Inspektion der Sachlage befehligte Flückiger den Einsatz der Autodrehleiter sowie die Bereitstellung des aufblasbaren Sprungretters. Inzwischen hatten sich zahlreiche „Schaulustige“ eingefunden, darunter der oberste Feuerwehrmann der Stadt, Stadtrat Hans Gloor und als ehemaliges Mitglied der Feuerwehr liess es sich auch Stadträtin Béa Bieber nicht nehmen, das Spektakel von „Sainte-Mère-Église“, so der Name des ersten Teils der Schlussübung der Feuerwehr Rheinfelden, zu verfolgen. Allesamt zeigten sie sich von der ruhigen, aber speditiven Arbeitsweise der Crew sowie deren Teamwork beeindruckt.
Obwohl es der erste derartige Einsatz war, gab’s keine Diskussionen. Die Spezialistinnen und Spezialisten für Höhenrettungen wussten was zu tun ist. Jeder Handgriff schien x-Mal geübt zu sein und so hatte der Gleitschirmsegler bereits dreizehn Minuten nach Alarmauslösung um 14.53 Uhr wieder festen Boden unter den Füssen. Kommandant Rainer Porschin zeigte sich dann auch zufrieden über die Leistung seiner Höhensicherheitsgruppe.
Master blaster
Der Name der zweiten Übung „Master blaster“ (Sprengmeister) verriet, dass es im Domizil der Kapo und Repol in der Marktgasse nicht weniger spektakulär zu gehen wird. Doch als der Zuschauertross auf dem Albrechtsplatz eintraf, erschien das prächtige Patrizierhaus noch in seinem vollen Glanz und nichts deutete auf die kommende „Katastrophe“ hin. Aber plötzlich, es war zwischenzeitlich 15.15 Uhr geworden, eine heftige Detonation - aus dem Fenster des dritten Bodens des Polizeiquartiers qualmte Rauch, ansonsten Totenstille, keine Hilferufe, nichts, die Polizei schien nicht zuhause zu sein. Zwei Minuten später durchdrangen die Sirenen der Feuerwehrautos die „gespenstige Ruhe“.
Taktik
Dank dem Rauch sowie den an den Fenstern angebrachten Hinweisschildern für Rettung und Feuer verlor der Einsatzleiter Sandor Kobelt wenig Zeit zur Bestimmung seiner taktischen Vorgehensweise, als er und seine Mannschaft fünf Minuten nach der Explosion die Marktsgasse in Beschlag nahmen.
Bis alles in die richtigen Bahnen geleitet war, herrschte rund um den Polizeiposten ein grosses Tohuwabohu. Wasserleitungen wurden erstellt, die Sanität richtete ihr Lager ein, der Verkehrsdienst sperrte die Strassen, der Atemschutz kleidete sich ein, während der Schnellangriff mit dem Auftrag halten bereits Position bezogen hatte. Weil die eigene Autoleiter sowie ein Teil der Sanität noch im Einsatz beim Kirchenturm war, organisierte Kobelt fiktiven Ersatz bei den Feuerwehren Möhlin und Badisch Rheinfelden und machte die Rega auf einen möglichen Einsatz aufmerksam.
Die erste Atemschutztruppe stürmte die Holztreppe hinauf, inspizierte das Innere des Hauses und meldete vier Verletzte sowie Feuer im vierten und Übergriffsgefahr auf den fünften Boden zurück. Wenig später kehrte auf dem Albrechtsplatz wieder Ruhe ein, da die Mehrheit der Feuerwehrfrauen und -mannen im Innern des Hauses ihren Auftrag erledigten. Sukzessive wurden zwei Bewusstlose mit Schleifsäcken sowie zwei Leichtverletzte der Sanität übergeben.
Finale
Um 15.50 Uhr war dann der „Spuk“ vorbei, die Patienten wieder wohlauf und das Haus konnte unversehrt der Polizei übergeben werden. In der Übungsbesprechung lobte Einsatzleiter Sandor Kobelt die Arbeit seiner Mannschaft, tadelte aber zuhanden von Stadtrat Hans Gloor die mit Autos verstellten engen Gassen, welche die Arbeit der Feuerwehr Rheinfelden, besonders bei einem Ernstfall, ungemein erschwere. Worauf der Magistrat versprach, dies in seinem Rat aufs Tapet zu bringen.
Rück- und Einzug
Zufrieden über den Verlauf der Schlussübung „blies“ Kobelt sodann zum Rückzug, um rund drei Stunden später mit seinen Kolleginnen und Kollegen Einzug in den Kurbrunnensaal zu nehmen, wo die Feuerwehr Rheinfelden mit Angehörigen zum Essen, Befördern und Feiern geladen war.
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