Sternstunden des Jazz im Schützen
Von: Hans Berger
Wer in den Memoiren von Oscar Peterson (1925-2007), dem wohl erfolgreichsten Jazz-Pianisten aller Zeiten stöbert, stösst irgendwann auf den 25 Jahre jüngeren, mit elf Jahren als Wunderkind gefeierten Drummer Alvin Queen, der den amerikanischen Traum verwirklichte und sich, zwar nicht vom Tellerwäscher, aber immerhin vom Schuhputzer zum königlichen Schlagzeuger entwickelte und mit vielen Grössen der Jazzmusik gemeinsam auf den grossen Jazzbühnen stand. Kein geringerer wie dieser Alvin Queen begeisterte vergangenen Montag im Rheinfelder Kulturkeller des Hotel Schützen mit seinem Quartett eine grosse Jazzgemeinde.
Sternstunden des Jazz mit dem Alvin Queen Quartett im Rheinfelder Hotel Schützen
Einmal mehr bot der Kulturkeller vom Rheinfelder Hotel Schützen das richtige Ambiente sowohl für die Musiker Alvin Queen dr, Jesse Davis as, Dezron Douglas b, Danny Grissett p als auch für die zahlreich erschienen Jazzfreunde, welche vom Jazz-Club Q4 organisierte Sternstunden des Jazz erleben durften.
Mehr wie nur Background
Der vordergründige Star war zweifelsfrei der Drummer Alvin Queen. Doch er hätte, wie das allgemein üblich ist, nicht so brillieren können, wenn die „Arbeiter im Hintergrund" nicht die selben Qualitäten hätten wie der Bandleader.
Ein Perkussionist der Sonderklasse, der mehrheitlich aus seinen Handgelenken, seelenruhig dasitzend, die kompliziertesten Rhythmen hervorzauberte und so dem Schlagzeug eine Stimme gab.
Am Flügel liess Danny Grissett seine Finger genauso akrobatisch auf den Tasten tanzen wie Dezron Douglas die seinigen auf dem Steg seines Kontrabasses oder Jesse Davis auf seinem Altsaxophon.
Mit ihrem melodischen, swingenden Repertoire eroberte die Band im Sturm die Herzen und Ohren des Auditoriums. Kaum ein Fuss im atmosphärischen Schützenkeller, der nicht im Takt mitwippte. Die Lust und der Spass, mit denen die Musiker spielten, übertrugen sich im Nu auch auf die Jazzgemeinde, wie an den strahlenden Gesichtern unschwer zu erkennen war.
Erleben, eintauchen, erfreuen
Was das Publikum zu hören bekam, ist mit Worten kaum zu beschreiben, aber selbst wenn, würde wahrscheinlich der Bericht dem Können und Sound vom Alvin Queen Quartett nicht gerecht. Es groovte eben einfach, mal klassisch, mal swingend, mal bluesig, mal jazzig.
Musik, die dazu einlud, die Augen zu schliessen und sich treiben zu lassen, was aber jeweils nicht von langer Dauer sein konnte, weil das Können der Musiker und wie sie ihrem Instrument die Töne entlockten ebenso faszinierend war wie die Musik selber. Erleben, eintauchen, erfreuen war dann auch das Motto des Abends.
Grenzenlos
Nein, das Alvin Queen-Quartett hat den Jazz nicht neu erfunden, es besitzt aber scheinbar eine schier unbegrenzte Virtuosität und ein unendlich erfinderisches Zusammenspiel, um dem Jazz eine andere, neue Dimension zu verleihen und vermag so auch Musikliebhaber anderer „Kasten“ an Bord zu holen.
Die rhythmischen Phantasien der Musiker und deren Improvisationsvermögen scheinen unbegrenzt und zeugen nebst dem Jazz auch von einem gründlichen Verständnis des Blues, der Latin-Rhythmen sowie deren harmonische Platzierung im Arrangement. Wärme und kreative Interaktion zwischen den Musikern, eine beruhigende gruppeninterne Sensibilität und eine unverfälschte Spielfreude zeichnet die Band aus und entwaffnet damit ihre Zuhörerschaft.
Wahrlich, das Publikum im Kulturkeller vom Schützen durfte grossartige und sympathische Musiker und eine phänomenale, fesselnde Musik erleben, was es auch mit frenetischem Applaus zu honorieren wusste.
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