Lauschige Adventsfeier im Fricktaler Museum
Von: Hans Berger
Langsam wich der Tag der Nacht. Im Zähringerstädtchen war Ruhe eingekehrt. Die weihnachtliche Beleuchtung in der Marktgasse und der grosse Tannenbaum vor dem Rathaus verbreiteten auf die vor dem Fricktaler Museum geduldig wartenden Menschen, welche der Einladung der Institution Folge geleistet hatten, eine wohlige Adventsstimmung.
Im „Haus zur Sonne“, wie das Domizil des Fricktaler Museums genannt wird, da es von 1422 bis 1840 fast beständig ein Wirtshaus und eine Herberge war, waren Türe und Fensterläden noch geschlossen. Ein Engelchen erschien, öffnete zuerst den einen Laden und machte den Blick auf das Rheinfelder Adventsfenster vom 2. Dezember frei. Just in dem Moment, als es auch den zweiten Fensterladen aufmachte, ertönte aus dem Innern festliche Musik. In diesem stimmigen Ambiente, das nicht passender zur Jahreszeit hätte sein können, hiess die Hausherrin und Konservatorin Kathrin Schöb Rohner ihre Gäste willkommen und gewährte ihnen Einlass.
Aufgrund des lauschigen Auftaktes begaben sich die rund sechzig Besucher wohl mit einer anderen Empfindung in den Dachstock, wie bei einem „normalen“ Museumsbesuch. Die Würde der einstigen Edelherberge, welche die Erben von Carl und Marie Habich-Dietschy der Einwohnergemeinde 1929 schenkten, war spürbarer wie sonst.
Weihnachtsmusik
Die sich einer grossen Beliebtheit erfreuende, jeweils themenorientierte Weihnachtsfeier im Fricktaler Museum hat eine über zehnjährige Tradition. Am vergangenen Freitag stand die Musik im Fokus, ohne die Weihnachten undenkbar ist und genauso dazu gehört wie der geschmückte Tannenbaum und die darunter liegenden Geschenke. Mit dem gewählten Thema machte das Fricktaler Museum gleichzeitig auch auf seine umfangreiche Sammlung an alten Musikinstrumenten aufmerksam, darunter auch einige Unikate wie ein Fagott, eine Posaune oder eine Vorfahrein der Trompete, wie von Stephanie Berger zu erfahren war.
In allen christlichen Kulturen bildete sich seit dem Mittelalter ein Bestand an speziellen volkstümlichen Weihnachtsliedern heraus, die zumindest anfangs in engem Zusammenhang mit der Kirche standen und von ihr auch in Gottesdiensten eingebunden wurden. Mit Versionen in etwa 300 Sprachen und Dialekten hat das 1818 erstmals aufgeführte Weihnachtslied Stille Nacht, heilige Nacht die größte Verbreitung gefunden. Ebenfalls weltweit bekannt ist das Lied O du fröhliche. Im englischsprachigen Raum ist We wish you a merry christmas hervorzuheben, es bestehen aber auch traditionelle Bräuche wie das Singen von Carols (alte englische Weihnachtslieder). Jingle bells ist allerdings kein Weihnachts-, sondern ein Winterlied, ohne jeden Bezug auf den christlichen Kern des Festes.
Auch in der über die Jahrhunderte sich entwickelnden Kirchenmusik entstanden zahlreiche, speziell weihnachtliche Werke, die zum Teil bis heute bekannt und beliebt sind, zum Beispiel Heinrich Schütz' (1585 bis 1672) Weihnachtshistorie, und natürlich allen voran Johann Sebastian Bachs (1685 bis 1750) Weihnachtsoratorium, ferner die auf Weihnachten bezogenen Teile des Messias von Georg Friederich Händel (1685 bis 1759). Diese Zeitepoche wird als Barock (1575 bis 1770) bezeichnet und war nach der Renaissance die dominierende Strömung der europäischen Architektur und Kunst.
Festliche Musik
Dieser Stilrichtung hat sich die „Oboen Band“, ein Ensemble, das sich aus Studenten der Schola Cantorum Basiliensis zusammensetzt, verschrieben, welche ihr Können dem begeisterten Auditorium im Fricktaler Museum kundtaten. Die seinerzeit sehr moderne Instrumentalbesetzung dürfte für die Gemäuer des Hauses nicht fremd gewesen sein, doch deren Klangfarbe für das Publikum eher ungewöhnlich. Obwohl die Werke in ihren Harmonien und Melodien ganz den Kompositionen der zuvor genannten Meistern entsprachen, beinhalteten sie durch die Art der Darbietung eine Spur der orientalischen Musik, voller Dynamik und Rhythmus, aber gleichwohl so beruhigend, dass ein Kind schnarchend in einen wohligen Tiefschlaf versank.
Wunschliste
In einer rührigen Weihnachtsgeschichte machte Ute W. Gottschall, wissenschaftliche Mitarbeiterin sowie zuständig für Inventar und Öffentlichkeitsarbeit, darauf aufmerksam, dass die Weihnachtswunschlisten der Kinder jener Barockzeit nicht kleiner waren wie die Heutigen. Wünschte sich der Junge doch damals unter anderem ein Pferd, eine Rüstung, ein Schwert, ein Zelt und gar auch noch Kanonen. Tröstlich für die Zuhörerschaft war, dass zu den Begehrlichkeiten des Jungen, seinem Alter entsprechend, auch Stifte zum Malen oder ein Märchenbuch gehörten.
Zum Abschluss der feierlichen Stunde lud das Fricktaler Museum seine Gäste zu einem Apéro ein, der Gelegenheit bot, die frisch gewonnenen Einsichten und Eindrücke in gemütlicher Runde gegenseitig auszutauschen.
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