Rheinfelder Herbstmarkt - bunt, brodelnd, zwieträchtig
Von: Hans Berger
Für die Regenschirm-, Hut- und Winterartikelverkäufer vom traditionellen Rheinfelder Herbstmarkt bot der vergangene Samstag vermutlich nicht die ideale meteorologische Voraussetzung für ein lukratives Geschäft. Umsomehr aber klingelten die Kassen bei den Strassenkaffees, Beizlis und Imbissbuden, da der Altweibersommersamstag förmlich zum promenieren einlud, um anschliessend den von vielen lukullischen Düften gereizten Magen sowie die ab dem warmen Wetter rebellierende, nach Flüssigkeit dürstende Kehle zu besänftigen. Am Sonntag allerdings klopften vor Freude über „den rollenden Rubel“ wohl eher die Regenschirm-, Hut- und Winterartikelverkäufer auf ihre Schenkel.
Mit den weichen und melancholischen Klängen ihrer Flöten versetzten beim Storchennestturm zwei Indiomusiker die Marktbesucher in beste Stimmung, welche hernach auf ihrem Rundgang ein ebenso vielseitiges Sortiment vorfanden wie dies das Duo musikalisch zu bieten hatte.
Feminin
Wobei das Angebot aber mehrheitlich auf die weiblichen „Wesen“ ausgerichtet war. Die Männer hatten eher eine Statistenrolle inne oder übernahmen allenfalls die Funktion eines Trägers. Na ja, manchmal durften sie vielleicht auch noch dem fragenden Blick ihrer Partnerin, nachdem sie sich aber bereits für den Kauf eines Produktes entschieden hatte, kopfnickend, lächelnd zustimmen.
„Wenn der arme Tropf ab dem vielen Nicken nur nicht die Halsstarre bekommt“, dachten einige der auf dem Beobachtungsposten sitzenden Gäste, denn Schmuck-, Accessoires-, Kleider- und andere, dem Gusto der Frauen entsprechende Stände waren alle paar Meter anzutreffen. Umsomehr freute er sich dann, wenn seine Holde ihm nach der Nickerei und Schlepperei ein Bierchen oder Gläschen Wein zugestand.
Masculin
Okay - zugegeben, ganz so „männerfeindlich“ war der Herbstmarkt dann doch wieder nicht. Dies allerdings aber auch nur dann, wenn er ein Gourmet ist oder gar das Kochen als sein Hobby bezeichnet. Gesetzt dies war der Fall, ja dann kam auch er voll auf seine Rechnung. Die Luft war geschwängert vom Duft orientalischer Gewürze. Beim Anblick des grossen Käsestandes lief ihm das Wasser im Munde zusammen. Eine Vielzahl unterschiedlichster Oliven und geräucherter Wurstwaren vermochte bei ihm mit Leichtigkeit den „Gluscht“ auf ein währschaftes Znüni zu wecken.
Geschlechtsneutral
Die Möglichkeit, einen gemeinsamen Nenner zu finden bestand dann bei den zahlreichen Anbietern von Produkten zur Verschönerung der eigenen vier Wände. Bestand dann die einzige Verbundenheit nur noch in einem negativen „Säure-Basen-Haushalt“, so war das Paar beim Gesundheitsforum Rheinfelden an der richtigen Stelle. Wie seit Jahren benutzt die Organisation auch heuer den Rheinfelder Herbstmarkt als Plattform, um gesundheitliche Themen aufs Tapet zu bringen.
Die Rheinfelder Einkaufsmeile erstreckte sich vom Storchennestturm zur Schifflände und zur Mitte der alten Rheinbrücke. Die Strassencafés feierten am Samstag Hochkonjunktur und deren Gäste hatten so viel zu beobachten, dass sich ein Gespräch mit den jeweiligen Partnern fast erübrigte, da die Passanten für genügend gedankliche Unterhaltung sorgten. Kurzum, der Rheinfelder Herbstmarkt war auch in seiner neusten Ausgabe wieder bunt, brodelnd und nur wettermässig etwas zwieträchtig.
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