Brückenbauer und Glaubensvorbilder
Von: mm/f24.ch
Die Die Evangelisch/Römisch-katholische Gesprächskommission (ERGK) begibt sich mit einem Büchlein zum Thema «Heilig» auf ein ökumenisch spannendes und neues Terrain. Sie will damit auf die Brückenfunktion der Heiligen aufmerksam machen. Die Publikation enthält sechs sehr unterschiedliche Lebensbilder. Sie zeigen, wie wichtig authentische Vorbilder für den Glauben und die Kirche sind. Die Fotoporträts im zweiten Teil wollen sichtbar machen, dass Menschen nicht durch ihre Taten zu Heiligen werden, sondern durch die Liebe und die Schätze, die Gott in sie hineingelegt hat.
Die Idee
Im evangelisch/römisch-katholischen Dialog ist das Ansprechen konfessionstrennender Themen eine heikle Angelegenheit. Die Erfahrung hat in den letzten Jahren jedoch gezeigt, dass gerade die Bearbeitung von Differenzen die Erarbeitung einer tragfähigen gemeinsamen Position erst ermöglicht. Ein solches Thema ist die Heiligenverehrung.
Im Zuge der Entdeckung der Bedeutung der Spiritualität für die Ökumene sollte dieses Thema auch für das ökumenische Miteinander von Reformierten und Katholiken in der Schweiz fruchtbar gemacht werden; dies mit dem Ziel der gegenseitigen Bereicherung aus den jeweiligen Traditionen.
Die ERGK hat im Auftrag der Schweizer Bischofskonferenz und der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz das Thema «Heilige – Vorbilder des Glaubens» bearbeitet, das ihr selber sehr am Herzen lag. Jedes Mitglied der ERGK verfasste sodann für das nu erschienene Büchlein zum Thema «Heilig» einen Text über eine/n Heilige/n bzw. einen vorbildlichen Menschen seiner Wahl aus der christlichen Ökumene.
Mit Porträts der französischen Sozialarbeiterin, Schriftstellerin und katholischen Mystikerin Madeleine Delbrêl (1904–1964), der niederländisch-jüdischen Intellektuellen Etty Hillesum (1914–1943), der französischen Karmeliterschwester Therese von Lisieux (1873–1897), des deutschen evangelischen Theologen und Schriftstellers Jochen Klepper, der Gründerin der katholischen Fokolarbewegung Chiara Lubich (1920–2008) und des zweiten Generalsekretärs der Vereinten Nationen Dag Hammarskjöld (1905–1961) begegnen die Leser*innen Menschen, in deren Leben etwas von der Heiligkeit Gottes aufleuchtet. Alle führten sie ein Leben in Gegensätzlichkeiten, im Einsatz für die Nächsten, verändert durch einen entscheidenden Wendepunkt in ihrer Biografie.
Gestern ein kontroverses Thema – heute mit ökumenischem Potenzial
«Im Laufe unserer langen Beschäftigung mit dem Thema haben wir festgestellt: ‹Heilige› bringen unsere Kirchen nicht mehr auseinander, vielmehr einander näher. Sicherlich bieten Heiligenleben und Heiligenverehrung manches Befremdliche und sorgen für Gesprächsstoff innerhalb der katholischen Kirche und auch zwischen den Kirchen. Vielmehr aber birgt die Beschäftigung mit Menschen, die ihr Leben bewusst vor Gott gelebt haben, Potenzial für das gemeinsame Christ- und Kirchesein: Wir entdecken mehr Gemeinsamkeiten im Glauben und seine Relevanz für Menschen heute. Wir lernen, wie der Glaube Menschen verändern und in die Tiefe wie auch zu einem mutigen und weltzugewandten Leben führen kann.»
Auch Persönlichkeiten wie Pfarrer Walter Nigg für die reformierte Kirche oder Kardinal Kurt Koch für die römisch-katholische Kirche betonten, dass das Nachdenken über Heilige in der Ökumene weiterhilft.
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