Kirche der Hoffnung – grosse Aufgaben – guter Wille
Von: Stefan Treier
So lässt sich das Fazit nach einer Begegnung mit dem nordmazedonischen Bischof Kiro Sto-janov wohl am besten umschreiben. Auf Einladung des Hilfswerks “Kirche in Not (ACN) besuchte der Geistliche einige Schweizer Pfarreien, um über sein Bistum und seine Arbeit im kleinen Balkanstaat zu berichten. Im Fricktal war er kürzlich zu Besuch in der Pfarrei Eiken, wo er eine aufmerksame Zuhörerschaft fand.
Seelsorger Berthold Kessler, Bischof Kiro Stojanov und Pfarrer Stephanus Wolo Itu am Altar (Fotos: zVg)
Pfarrer Stefanus Wolo Itu und Pfarreiseelsorger Berthold Kessler freuten sich, den Hohen Gast zu begrüssen, welcher in Begleitung des Informationsbeauftragten Tobias Höppel von “Kirche in Not (ACN)” ins Fricktal gekommen war. Dieser stellte den Bischof vor, welchem die Vermittlung des Glaubens an junge Menschen ein wichtiges Anliegen darstellt. Bischof Stojanov steht auf dem Gebiet seines Landes zwei besonderen Diözesen vor.
Wenn es eine offizielle “Grenzlinie” zwischen katholischer Kirche mit lateinischem Ritus und solcher mit byzantinischem Ritus gäbe, so würde sie quer durch das einzige Bistum von Nordmazedonien verlaufen, doch eine strikte Trennung zwischen den beiden katholischen Teilkirchen gibt es nicht.
Bischof Kiro Stojanov ist für beide Riten in seinem Bistum verantwortlich, was wohl ein weltweites Unikat darstellt. Er ist das Oberhaupt für die Katholiken der mazedonischen-griechisch-katholischen Kirche, wie auch der Katholiken im römischen Ritus.
Zwei Riten – keine Trennung der Gläubigen
Bischof Kiro Stojanov zeigte sich hocherfreut, mit Gläubigen im Fricktal Eucharistie zu feiern und bedankte sich bei “Kirche in Not (ACN)”, wie auch bei der Gastgeberpfarrei, für die wohlwollende Aufnahme. Er zeigte sich begeistert über die Vielfalt der Schweiz, deren Natur, Kultur und den Menschen. Dabei erwähnte er auch den Landesheiligen Niklaus von Flüe. – Ueber die Heimat des nordmazedonischen Bischofs ist zweimal eine christliche Botschaft nach Europa gelangt, u. a. durch den Apostel Paulus, was durch Papst Johannes Paul II gewürdigt wurde. “Als Geschenk an die Kirche dafür erbrachte Mazedonien Mutter Teresa” so der Gast aus dem Balkan.
Der Bischof stellte sein kleines, einzigartiges Bistum vor, in welchem nach zwei unterschiedli-chen Riten Ostern gefeiert wird. Während in Skopje am 31. März im lateinischen Ritus der Auferstehung Christi gedacht wird, ist dies in Strumica nach byzantinischem Ritus erst fünf Wochen später der Fall. Trotz dieses Unterschiedes besteht keine Trennung der Gläubigen. Man pflegt ein gutes gegenseitiges Einvernehmen.
Im Gespräch zwischen dem Bischof und den Gläubigen gab es nach der Messfeier Interessantes aus dem kleinen südosteuropäischen Land zu erfahren. Bemerkenswert ist ein Unterschied zwischen beiden Riten. Priester im byzantischen Ritus können ohne Zölibat leben, wenn sie sich vor der Subdiakonatsweihe, nicht jedoch später, verheiraten. Fühlt sich ein Priester dazu berufen, seine Tätigkeit in beiden Riten auszuüben, geht dies nur mit besonderer Erlaubnis des Vatikans. Ohne diese ist nur eine Konzelebration möglich.
Grosse Armut – auf ausländische Hilfen angewiesen
Von den rund zwei Millionen Einwohnern Nordmazedoniens gehören etwa zwei Drittel der or-thodoxen Kirche an, nahezu ein Drittel der Bevölkerung sind Muslime. Zu den übrigen zählen unter anderm die Katholiken, welche mit etwa 1 % der Bevölkerung, also rund 20’000 Personen, beziffert werden. Ein Hauptproblem der katholischen Gemeinschaft ist die Armut, unter welcher sie leidet. Sie ist auf ausländische Unterstützung, insbesondere des Hilfswerks “Kirche in Not (ACN) angewiesen, Die Grosszügigkeit dieses Hilfswerks wurde von Bischof Stojanov gewürdigt und verdankt.
Tobias Höppel, der im vergangenen Sommer Nordmazedonien bereiste, verwies auf die Kirchge-meinde in Kumanovo, der zweitgrössten Stadt des Landes, wo es kein katholisches Gotteshaus gibt. Dort müssen die Gläubigen in einem feuchten Keller Gottesdienst feiern. Schimmel bedroht gar die Gesundheit der Gottesdienstteilnehmer und -Teilnehmerinnen. Darum möchte “Kirche in Not (ACN)” den Bau eines neuen Gotteshauses unterstützen.
Ferner bemüht sich das Hilfswerk, der armen Kirche auf dem Balkan durch Existenzbeihilfen für Ordensleute zu helfen. Diese wiederum bemühen sich um arme und kranke Menschen, welche auf Beistandschaft angewiesen sind. Zudem unterstützt “Kirche in Not (ACN)” die Förderung kichlicher Jugendarbeit. Alles was etwas kostet, ist für die Kirche eine grosse Herausforderung.
Kirche und Staat getrennt – interkonfessioneller Dialog
Die kleine, aktive Gemeinschaft der Katholiken in Nordmazedonien schätzt die Religionsfreiheit. Durch ausländische Hilfe wurde ihr der Betrieb von “Radio Maria” ermöglicht, was von den Gläubigen geschätzt wird. Kirche und Staat sind getrennt. Religionsunterricht wird einzig durch die Kirche erteilt. Der Staat engagiert sich hier nicht. In 14 Pfarreien sind etwas über 20 Priester für die Gläubigen als Seelsorger tätig. Bestehen Priesteramtskandidaten, wenden sich diese nach einem zweijährigen Gymnasiumsbesuch im eigenen Land dem weiteren Studium in Deutschland oder Italien zu.
Von Bedeutung ist der interkonfessionelle Dialog durch direkte Kontakte zwischen den Verant-wortlichen der einzelnen Glaubensrichtungen. Mit den Führungskräften der mazedonisch-ortho-doxen Kirche, den Muslimen, wie auch mit den Vertretern der israelitischen Glaubensgemeinschaft, finden mindestens zweimal pro Jahr Treffen zum Austausch statt, im Bedarfsfall gar häufiger. In gutem Einvernehmen werden gemeinsame soziale und caritative Projekte wie andere Aufgaben von öffentlichem Interesse erörtert.
Selbst wenn die katholische Kirche in Nordmazedonien eine kleine Gemeinschaft darstellt, wird sie von ihren Angehörigen, insbesondere von jungen Menschen guten Willens, aktiv gelebt. So ist sie auch eine “Kirche der Hoffnung”.
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