Heiligabend – das Fest des Friedens, des Lichtes, der Liebe?
Von: Hans Berger
Je nach Standpunkt wird die Frage unterschiedlich beantwortet. Aktuell jedoch ist Heiligabend in Anbetracht der Kriege in der Ukraine oder im Nahen Osten nicht das Fest des Friedens und wohl auch kaum das Fest des Lichtes. Die Liebe aber zwischen zwei Menschen, zwischen Eltern und Kindern, zwischen Menschen und Haustieren lässt sich trotz Widerlichkeiten nicht unterkriegen wie desgleichen der Konsumrausch. Heiligabend muss demnach also das Fest der Liebe und des Mammons sein. Menschen mit und ohne christliche Orientierung begehen ihn sodann auch im Kreise der Familie oder Freunden beim Kerzenschein, gepaart mit bunten Weihnachtsdekorationen als Festtag mit Bescherung und feinen Weihnachtsmenüs. In Wahrheit aber steckt mehr dahinter.
Ursprünglich zeigen christliche Menschen in ihrer religiösen Gemeinschaft damit ihre Vorfreude auf die Geburt von Jesus Christus. Der Heiligabend als Übergangstag zwischen der Adventszeit und den weihnachtlichen Feiertagen wird auch als „Vigilen“ begangen. Dieses Wort bedeutet, dass mit Nachtwachen der ersehnten Heiligen Geburt entgegengefiebert wird. Im christlichen Glauben wird Jesus Christus als Erlöser auf der Erde geboren und vergibt die Sünden der Menschen anstelle seines Heiligen Vaters.
Das Weihnachtsthema in Gottesdiensten, Krippenspiel lautet seit Jahrhunderten Vergebung, Nächstenliebe und Vorfreude auf göttlichen Beistand. Die Weihnachtsbräuche der Adventszeit werden allerdings nicht nur von Christen zelebriert. Vor allem die Bescherung und die festlichen Weihnachtsmenüs finden auch in nichtchristlichen Familien statt.
Mindestens evangelische Weihnachtsveranstaltungen am Heiligabend werden auch von ihnen rege besucht. Statistisch sind sie in vielen Regionen und Ländern damit die ganzjährig bestbesuchten Veranstaltungen in christlichen Gotteshäusern.
In der Christnacht warten Hirten, Könige und alle Menschen auf die Geburt eines Kindes, das von den Mächtigen seiner Zeit nach der Legende eigentlich getötet sein sollte (Bibelgeschichte um Herodes und den „Tag der unschuldigen Kinder“). Allein sein Überleben bedeutet seine göttliche Bestimmung nach dem christlichen Glauben. Für Menschen ohne religiösen Bezug ist der Heiligabend schon ein Feiertag. Daran ändert seine Bedeutung als Vorabend und Christnacht nichts.
Vor allem der Gedanke der Adventszeit von Nächstenliebe, Grosszügigkeit und gemeinsamer Freude verleiht dem Heiligabend seine besondere Bedeutung über den christlichen Glauben hinaus.
Eigentlich ist der Heilige Abend kein Feiertag. Doch in Firmen und Behörden hat sich seine Bedeutung als „stille Zeit“ vor Weihnachten eingebürgert. Spätestens um 14 Uhr schliessen Geschäfte. Alle Menschen haben ab jetzt eine freie Zeit.
Der Weihnachtsbaum
Der Weihnachtsbaum ist keine christliche Erfindung. Aber die Christen nahmen den eigentlich heidnischen Brauch in ihre religiöse Symbolik auf. Denn wie anderes Immergrün stehen Tanne oder Fichte für ewiges Leben, Ausdauer und Überleben. Der erste historisch beschriebene Weihnachtsbaum der Geschichte wurde 1419 auf einem öffentlichen Platz in Freiburg, Deutschland von der Bäckerschaft der Stadt aufgestellt. Eine weitere Beschreibung liefert eine Mainzer Chronik vom Weihnachtsbaum in Stockstadt am Main.
Richtig populär auch in Familien wurde der Christbaum erst ab dem 18. Jahrhundert. Mit der zunehmenden Beliebtheit entwickelte sich zum Weihnachtsbaum Brauch auch eine eigene Kultur des Baumschmucks sowie der Weihnachtsbaumbeleuchtung. Spätestens seit dem 19. Jahrhundert bringen christliche Menschen oder Menschen aus christlichen Regionen den Weihnachtsbaum in die ganze Welt.
Das Christkind
Das Christkind ist eine international auf bestimmte Regionen begrenzte Symbolfigur von Adventszeit und Weihnachtsfest. Ursprünglich war es dort der christlichen Legende nach bereits der Geschenkebringer am Namenstag des Heiligen Nikolaus, am Nikolaustag (6. Dezember). In anderen Regionen brachte es die Gaben für die Kinder am „Tag der unschuldigen Kinder“ (28. Dezember).
Mit der Reformation nach dem Wirken und Leben des Kirchenreformators Martin Luther im 16. Jahrhundert führte die evangelische Kirche den Heiligabend am 24. Dezember neu als Tag der Bescherung ein. Denn Heiligenverehrung neben Jesus Christus, etwa für den Heiligen Nikolaus, lehnt die protestantische Kirche nach den Lehren von Luther ab. Denn der Heilige Nikolaus ist nicht dem echten Heiligen – Jesu Christi – gleichzustellen. Der heilige Begriff ist allein dem Messias und keinem Bischof von Myra vorbehalten. So sagt der evangelische Glaube an Gott!
Das Christkind erfuhr dabei erheblichen Aufschwung. Es blieb an diesen Orten nicht nur der Geschenkebringer, die Reformation durch Martin Luther steigerte dessen Popularität sogar noch. Seine Symbolik wandelte sich im Laufe der Jahre freilich schon. Von der ursprünglichen Figur des heiligen Jesus in der Krippe wandelte sich das Christkind zum engelsgleichen Bringer der Geschenke.
Dieser Brauch ist ungebrochen sehr verbreitet auch in einigen katholisch geprägten Gegenden der Welt. Dazu zählen unter anderem der Süden und Westen von Deutschland, die Schweiz, Österreich, das polnische Oberschlesien, das italienische Süd-Tirol, ja sogar Teile des südlichen Brasilien. Nicht selten treten hier Christkind und Weihnachtsmann auf Adventsmarkt oder Weihnachtsfest auch schiedlich-friedlich gemeinsam auf.
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