Ein freier Tag, Banntag, Vatertag oder doch Auffahrt?
Von: Hans Berger
Mit Ausnahme vom 1. Mai, 1. August, Urlaub und von Samstagen haben alle anderen freien Arbeitstage einen religiösen Ursprung, deren Kern in unserer säkularisierten Hemisphäre kaum wahrgenommen, geschweige denn nachvollzogen werden kann. Gut, Weihnachten, an dem der Geburtstag dieses Religionsstifters namens Jesu gefeiert oder Karfreitag, an dem dessen Kreuzigung gedacht wird, kann noch zugeordnet werden, mit Ostern, Auffahrt, Pfingsten wird’s für Nicht- oder Andersgläubige dann schon schwieriger, deren Sinn zu verstehen.
Die Krux dieser Feiertage ist, dass sie mit dem Glauben verbunden sind und der Glaube nie Wissen ist, sondern etwas mit Erkenntnis zu tun hat. Dennoch, der Glaube ist letzten Endes ein Gefühl, ein subjektiver Eindruck, welcher jedoch, ist er vorhanden, alle Sinne betrifft.
Glaube bleibt glauben
Die Bibel beschreibt den Glauben im Hebräerbrief 11,1 wie folgt: „Der Glaube ist der tragende Grund für das, was man hofft: Im Vertrauen zeigt sich jetzt schon, was man noch nicht sieht.“ Ja, der Glaube ist subjektiv. Aber das muss er auch sein, denn er ist ja eine vertrauensvolle Reaktion auf Tatsachen, die nur den Gläubigen begegnen, respektive begegneten und genau das erscheint vielen Menschen etwas nebulös oder irreal.
Der Glaube ist jedoch kein haltloses Vermuten, er ist aber auch kein Schulbuchwissen. Es ist vielmehr der Glaube, auf etwas (oder jemanden) Vertrauenswürdiges zu bauen. Wer sich ohne Kontrolle auf seinen Stuhl setzt, „glaubt“, dass dieser hält. Wer sich abends den Wecker stellt, „glaubt“, dass er morgens aufwachen wird. Und wer das für vertrauenswürdig hält, was sie / er mit einer Gottheit erlebt hat, der glaubt eben an diesen Gott oder im Fall Auffahrt an diesen Jesus Christus. So oder so, der Glaube ist etwas alltägliches, jeder Mensch glaubt im Verlaufe eines Tages immer wieder an etwas und handelt nicht immer aus dem Wissen heraus.
Auffahrt
An Auffahrt, respektive „Christi Himmelfahrt" feiern die Christen die Aufnahme von Jesus in den Himmel und somit seine „Thronbesteigung“ an der Seite Gottes, wobei heutzutage mit „Himmel“ nicht ein geografischer Ort, sondern die Nähe und Verbundenheit mit Gott gemeint ist. Aus christlicher Sichtweise hat dieser Sohn Gottes die Menschen nicht verlassen, darum ist ein wesentlicher Aspekt von Auffahrt der Glaube, die Hoffnung, dass er wieder zu ihnen zurückkehren wird.
Bis in das 4. Jahrhundert hinein wurde Christi Himmelfahrt an Pfingsten quasi mitgefeiert. Ab dem Jahr 370 ist Auffahrt dann als eigenständiges Fest vierzigTage nach Ostern historisch belegbar. Zu diesem Zeitpunkt entwickelte sich auch der Brauch der „Himmelfahrtsprozessionen".
Regelmässig begangen wurde Christi Himmelfahrt dann etwa ab dem Jahr 400. Den „historischen" Hintergrund liefert die Bibel. Danach soll Jesus drei Tage nach der Kreuzigung (also drei Tage nach Karfreitag = Ostersonntag) auferstanden sein. Er erschien seinen Jüngern noch vierzig Tage lang und predigte vom Reich Gottes. Am 40. Tag wurde er vor den Augen seiner Jünger in den Himmel emporgehoben und verschwand in einer Wolke. Ursprünglich stand die Zahl 40 symbolisch für die Zeit bis zu einem Neubeginn. Erst später wurde Auffahrt an einem festen Termin vierzig Tage später fixiert.
Brauchtum
In früheren Zeiten wurde mancherorts am Ende des Gottesdienstes eine Christusfigur an Seilen in das Kirchengewölbe hinaufgezogen. Sobald sie aus dem Blickfeld verschwunden war, regnete es Blumen sowie kleine Heiligenbildchen und brennendes Material, welches die Feuerzungen des heiligen Geistes darstellen sollten, aus dem Gewölbe. Christus ist somit symbolisch in den Himmel geschwebt.
Manchmal wurde danach auch zusätzlich noch eine Teufelsdarstellung aus dem Kirchengewölbe-„Himmel“ hinabgeworfen und von der Kirchengemeinde getreten, zerstört und „erschlagen“. Damit wurde die Herrschaft des Bösen symbolisch überwunden und Jesus konnte seinen Platz im Himmel einnehmen. Diese beiden Bräuche wurden allerdings durch einen Kirchenerlass verboten. Stattdessen wird in manchen Gegenden bis heute eine Jesusfigur extra vom Hochaltar weggestellt oder vor der Kirchengemeinde demonstrativ hochgehoben, bzw. umhergetragen.
Ein anderer Brauch, um die Himmelfahrt Christi für die Menschen deutlicher zu gestalten, bestand im späten Mittelalter darin, dass zwei Priester während des Gottesdienstes ein Fass mit Weihrauch durch die Kirche schwenkten. Die entstehende Rauchwolke zog nach oben und symbolisierte die "Himmelfahrt".
Manche Menschen glaubten, dass wenn an Christi Himmelfahrt nur Fleisch von Geflügel („emporfliegendes Fleisch“) gegessen wurde, dadurch auch zu Hause Himmelfahrt „aktiv“ gefeiert werden konnte. Regional wurde auch Gebäck in Vogelform gebacken, welches dem gleichen Zweck diente.
Ein weiterer Brauchtum, welcher sich regional in manchen katholischen Gegenden teilweise bis heute erhalten hat, sind kleine Flurprozessionen. Bei diesen Himmelfahrtsprozessionen soll einerseits daran erinnert werden, dass sich die Christen auf "einer ständigen Wanderung zu Gott" befinden. Andererseits wandern Pfarrer und Kirchengemeinde durch die Felder, tragen ein Kreuz voran und beten an Wegkreuzen, Bildstücken und Kapellen, um Schaden wie Hagel oder Dürre von der Ernte fernzuhalten.
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