Mario Henzi - «Mein Steinleben» - Teil 10
Von: Mario Henzi
Die vorliegende mehrteilige Serie „Mario Henzi - mein Steinleben“ ist eine kurze Zusammenfassung meiner über 60-jährigen Sammlertätigkeit in Mineralien und Fossilien. Sie gibt einen Überblick über viele Fundstellen und ihre Fundmöglichkeiten. Viele davon sind Vergangenheit, weil sie geschlossen, zugeschüttet oder inzwischen verboten sind. Ein Grossteil der Verbote von für uns sehr interessanten Fundstellen sind durch Raubbau treibende Sammler verursacht worden. Es braucht halt auch in der Freizeit, im Hobby eine rechte Portion Ethik und Achtung vor der Natur. Man sollte nie den Dank vergessen, wenn einem die Natur eines seiner Wunder zum Geschenk macht! Ich für meinen Teil habe der Natur für meine gesamte Sammlung zu danken. Zusammen mit dieser Serie und unserem Kabinett in Wallbach möchte ich den an den Naturschönheiten interessierten Leserinnen und Lesern und Besuchern einen tieferen Einblick vermitteln und eventuell auch ein bisschen Freude bereiten.
Riesen-Septari, 80 cm, Wutach D
Robiei, Basodino TI: Quarz
25.7.1974
Ein besonderer Anziehungspunkt für unsere Familien war jahrelang die Robiei und der darüberliegende Basodino mit seinem Gletscher. Die Robiei kann man gemütlich mit der Kraftwerkseilbahn erreichen und notfalls im Kraftwerk-Hotel oder in der nahegelegenen SAC-Hütte günstig logieren.
Die schönsten Quarzfunde mit dem seltenen Tessiner-Habitus machten wir unmittelbar unterhalb des Basodino-Gletschers in den dort anzutreffenden tiefen Spalten. Quarzkristalle mit einer Länge von 30 cm waren keine Seltenheit.
Eine gute Quarzkluft konnten Franz und ich direkt unterhalb der SAC-Hütte im Bach ausbeuten. Sie lieferte uns viele kleinere Kristaligruppen und führt vermutlich heute noch weiter in den Fels hinein. Wir lagen im Wasser lang ausgestreckt und beuteten aus, soweit hinein ein Arm mit dem Krückchen reichte. Hier sollten wir nochmals vorbeischauen mit längerem Werkzeug.
Einmal sind wir mit Franzi und Ruedi Mühlemann und deren Sohn Axel zum Gletscher hoch gestiegen. Unterwegs erlebten wir beim Znünihalt eine grosse Überraschung. Als Franzi hinunterschaute und tief unter uns die Bergstation und das Hotel Robiei erblickte, erfasste sie eine starke Höhenangst, die uns veranlasste, den langsamen Abstieg wieder zu beginnen.
Der Ausflug war trotzdem für alle Beteiligten ein Erlebnis, das uns in Erinnerung bleibt.
Kleinkems D, Kalksteinbruch: Jaspis
14.8.1974
Jaspis zum sägen und schleifen wäre interessant. Als Fundort wurde uns das Zementwerk Kleinkems angegeben, welches wir einige Male besuchten und auch schön geformten Jaspis fanden, jedoch nur in heller, grauer oder weisser Farbe, welcher uns nicht besonders angesprochen hatte.
Münchenstein, Steinbruch: HahnenkammCalcit
20.8.1974
Die von uns lange gesuchte Grube mit Hahnenkamm-Calciten war endlich gefunden und auch einige schöne kleine Belegstücke.
An einem Pfingstsamstag jedoch war uns, Franz und mir das Glück besonders hold. In der Grubenmitte lag an diesem Tag plötzlich ein riesengrosser Felsbrocken, welcher aus Kalkstein-Brechzie bestand. Der Besitzer machte daraus Schotter für Gartenanlagen, indem er die Felsbrocken mit einer riesengrossen, an einem Kran hängenden Eisenkugel zertrümmerte.
An diesem Brocken war eine kleine Holzleiter angestellt und ein Mann thronte darauf, was für uns den Anschein erweckte, er wolle uns damit sagen, dass dieser Stein ganz ihm alleine gehöre. Wir kümmerten uns jedoch in keiner Weise darum und fanden unter dem überhängenden Teil des Felsens eine senkrecht nach oben verlaufende Höhlung von ca. 70 cm Durchmesser, welche mit querkristallisierten Calcittafeln ausgefüllt war.
Wir lösten vorsichtig eine Tafel nach der andern so gut es ging heraus. Allerdings zerbrachen dabei trotzdem noch viele Stufen, weil der Calcit als Sekundärmineralbildung sehr brüchig war. Trotzdem, Beweisstücke in dieser seltenen und nur an diesem Ort bekannten Kristallisationsart hatten wir nun genug.
Wie gut unser Fund war, erfuhren wir dann noch gegen Abend, als wir am einpacken waren und ein Mann erschien, welcher uns die Funde spontan abkaufen wollte. Es ergab sich dann aus dieser Begegnung eine jahrelang anhaltende gute Freundschaft mit Fritz Bögli aus Aesch, welcher mich dann in den kommenden Jahren in die Geheimnisse der Präzisionschleiferei einweihte. Spät am Abend begaben wir uns dann voller Stolz auf die Heimfahrt.
Eschach D, Bergrutsch: Septarien
20.9.1974
Der alte Bergrutsch bei Eschach in der Nähe von Blumberg lieferte uns viele schöne Septarien. Sie befanden sich zum Teil noch in der anstehenden Wand und mussten mühsam aus dem harten, grauen Ton herausgespitzt werden.
Eine einfachere Fundmöglichkeit haben wir dann im Bachtobel unterhalb Blumberg entdeckt, wo das Wasser die im Lehm enthaltenen Septarien freigeschwemmt hatte. Der Transport zum Auto gestaltete sich jeweils etwas schwieriger, denn die sehr steilen Abhänge waren immer feucht und deshalb extrem rutschig, d.h. zwei Schritte hinauf, einen hinunter. Die Septarien waren meistens so gross, dass wir sie nicht im Rucksack verstauen konnten, also griffen wir wieder einmal zu den bewährten Kartoffelsäcken zurück und packten sie hinein, aber jeweils nur einen und zogen sie den Hang hinauf.
Es war im Ganzen gesehen sicher einfacher, im Bach nach Septarien zu suchen, aber der Bach stank enorm nach den Abwässern der oberhalb liegenden Stadt Blumberg. Es bedingte fast einer Gasmaske.
Schauinsland D: Pyromorphit / Cerussit
15.3. 1974
Der „König“ vom Schauinsland, wie er von seinen Freiburger-Kollegen genannt wurde, unser Kollege Willy Fricker nahm uns mit zu seinem Pyromorphit-Fundort auf den Schauinsland. Es handelte sich um einen Aushub-Hügel eines ehemaligen Förderschachtes des alten Bergwerkes, welcher nun mitten im Grasland lag. Es wurde auf dem Schauinsland während langer Zeit Pyromorphit gefördert. Das sogenannte Grünbleierz, welches stark silberhaltig war. Heute ist es als Schaubergwerk offen für Besucher.
Auch diese Fundstelle, welche sehr ergiebig war, besuchten wir viele Male. Willy holte dort manch prächtige Museumsstufe hervor. Das besondere am Grünbleierz ist, dass die Kristalle, welche im Berginnern gewachsen sind, eine dunkelgrüne Farbe besitzen und die, die auf der Halde gewachsen sind, eine hellgrüne Farbe haben.
Das Graben in den lockeren Halden war heimtückisch und nicht ungefährlich. Ein gegrabenes Loch rutschte urplötzlich und ohne Vorwarnung zusammen. So hatte es auch einmal meinen Freund Franz erwischt. Ich konnte ihn nur noch blitzartig an den Beinen wieder aus dem Schutt hervorziehen.
Bei einem späteren Besuch fanden wir dort keine Steine mehr, aber dafür eine Weide und weiter oben unter grossen, mächtigen Schwarzwald-Wettertannen viele grosse, prächtige Schirmlinge, welche zu Hause ein feines Festmahl hergaben. Endlich Steine zum essen. Diese Fundstelle hatte uns über Jahre hinweg mit guter Ware versorgt.
Fortsetzung folgt...
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