Die Vereinten Nationen haben 2010 zwar zum Jahr der Biodiversität erklärt. Doch die biologische Vielfalt erleidet Jahr für Jahr markante Verluste. Die Ausbreitung von gebietsfremden Pflanzen, den so genannten invasiven Neophyten, ist ein Grund dafür. Sie verdrängen die einheimische Flora und Fauna. Die Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW widmet sich daher der Erforschung von invasiven Neophyten mit dem Ziel, eine für die Biodiversität nachteilige Ausbreitung zu verhindern.
Grenzgebiete und Agglomerationen sind besonders betroffen Auf der «Schwarzen Liste» für Pflanzen steht, dass eine Mehrheit der unerwünschten Arten vor allem in den Grenzregionen der Verkehrsachsen und in den Agglomerationen Fuss fassen. Dies steht in den Infoblättern der Schweizerischen Kommission für die Erhaltung der Wildpflanzen SKEW. Die Ausbreitung der Neophyten ist somit eine Folge menschlicher Aktivitäten im Bereich der Mobilität und des globalen Warenaustausches, der zwar im 15. Jahrhundert begonnen hat, aber nur in den letzten sechzig Jahren um das Dreissigfache gestiegen ist.
Heikle Situation im Tessin Die geografische Situation und die klimatischen Bedingungen machen die Alpensüdseite der Schweiz zu einer besonders von Neophyten betroffenen Region. Im Tessin sind relativ bekannte Arten wie die Ambrosia (Ambrosia artemisiifolia) und der Riesen-bärenklau (Heracleum mantegazzianum) relativ häufig und stellen zusätzlich zur unkontrollierten Verbreitung ein Gesundheitsproblem für die Bevölkerung dar (Pollenallergie resp. Hautverätzungen). Diese zwei Arten sind seit einigen Jahren Gegenstand von Kampagnen, die vom kantonalen Pflanzenschutzdienst in Zusammenarbeit mit Agroscope in Cadenazzo jedes Jahr an mehreren Standorten durchgeführt werden. Bei Ambrosia hat sich die Zunahme der Anzahl Befallsherde im Vergleich mit früheren Jahren verlangsamt, ausserdem ist eine Verlagerung in das Sottoceneri zu beobachten. Die Fundstellen des Riesenbärenklau haben dagegen stark zugenommen (+ 63%).
Künftige Problempflanzen Vermehrt Sorgen verursachen im Tessin auch eher unbekannte Arten. Zu diesen gehören der Japanische Staudenknöterich (Reynoutria japonica), die Kudzu oder Kopoubohne (Pueraria lobata) und der Götterbaum (Ailanthus altissima). Diese drei Arten besitzen ein erstaunliches Ausbreitungspotenzial. Bei Kudzu hat man im Tessin bereits ein tägliches Längenwachstum von 26 cm gemessen. Beim Japanischen Staudenknöterich konnte man die Ausbreitung mitten in einer Getreidekultur beobachten, obwohl die Pflanze bis anhin vor allem als Ufer- und Heckenpflanze galt.
Lösungsansätze
Schon genannt wurde die Information der Bevölkerung. Bis jetzt beschränkte sich die Öffentlichkeitsarbeit auf die Ambrosia und den Riesenbärenklau. In Kürze wird u.a. ein Merkblatt erscheinen, das sich der Bekämpfung von Kudzu widmet.
ACW hat Strategien gegen Kudzu mit mehreren Verfahren getestet in Zusammenarbeit mit der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART. Es hat sich herausgestellt, dass mit gezieltem Einsatz von Herbiziden die Verbreitung von Kudzu verhindert werden kann. Mit mechanischen Massnahmen war dies leider nicht der Fall. Noch nicht gelöst ist die Bekämpfung in Ufernähe und in Wasserschutzzonen.
Neophyten-Symposium im Tessin 2011 Auf viele Fragen hat man noch keine Antwort. Ist der Japanische Staudenknöterich nun eine Problempflanze für die Umweltbehörden, weil sie die Biodiversität massiv gefährdet, oder für die Agronomen, weil sie zu Ertragseinbussen führen kann, oder gar für die Forstwissenschafter, weil sie ganze Hecken überwuchern kann? Um Lösungen näher zu kommen, findet im Herbst 2011 ein internationales Neophyten-Symposium am Kongresszentrum Monte Verità in Ascona statt. Im Organisationskomitee befinden sich Vertreter von ACW und WSL, von kantonalen Institutionen, von Pro Natura und internationalen Universitäten und Fachgremien. Biodiversität geht eben alle an.
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