Mario Henzi - «Mein Steinleben» - Teil 12
Von: Mario Henzi
Die vorliegende mehrteilige Serie „Mario Henzi - mein Steinleben“ ist eine kurze Zusammenfassung meiner über 60-jährigen Sammlertätigkeit in Mineralien und Fossilien. Sie gibt einen Überblick über viele Fundstellen und ihre Fundmöglichkeiten. Viele davon sind Vergangenheit, weil sie geschlossen, zugeschüttet oder inzwischen verboten sind. Ein Grossteil der Verbote von für uns sehr interessanten Fundstellen sind durch Raubbau treibende Sammler verursacht worden. Es braucht halt auch in der Freizeit, im Hobby eine rechte Portion Ethik und Achtung vor der Natur. Man sollte nie den Dank vergessen, wenn einem die Natur eines seiner Wunder zum Geschenk macht! Ich für meinen Teil habe der Natur für meine gesamte Sammlung zu danken. Zusammen mit dieser Serie und unserem Kabinett in Wallbach möchte ich den an den Naturschönheiten interessierten Leserinnen und Lesern und Besuchern einen tieferen Einblick vermitteln und eventuell auch ein bisschen Freude bereiten.
Binntal VS, Grube Lengenbach
14.5.1976
Die Mine Lengenbach wird als Fundstelle mit den meisten mikrokristallinen Mineralien der Schweiz bezeichnet. Das Vorkommen liegt im weissen, zuckerkörnigen Dolomit. Unsere ersten Funde waren aber nicht von Bedeutung, sodass ich das Interesse an diesem Fundort verlor.
Limburg bei Sasbach D: Opal
25.5.1976
Eine Exkursion mit Franz und Willy brachte uns eine neue Fundstelle in Sasbach am Kaiserstuhl näher. Zu finden gab es Limburgit, Augit, Hyolit (weisser Opal) und Aragonit-Drusen. Ich selber fand einige ausgezeichnete Opal-Stücke und war von diesem Tag voll befriedigt.
Campolungo, Lago di Tremorgio TI
2.7.1977
Mit den Säckinger Mineralienfreunde begaben wir uns mit der Kraftwerkseilbahn zum Lago di Tremorgio hinauf. Am See suchten wir nach Skapolith, fanden aber keinen. Von da an ging es zu Fuss weiter hoch zum Campolungo, wo allerdings bei der SAC-Hütte noch viel Schnee lag. Wir suchten dann weiter unten im weissen, zuckerkörnigen Dolomit nach grünem Turmalin, Skapolith, grauem Grammatit, Titanit, Rutil und vor allem nach vielfarbigem Korund.
Das Suchen nach Korund ohne grosse Chance etwas zu finden bewog mich bald einmal zum Rasten und mich gemütlich an einem ausgiebigen Znüni zu laben. Wie ich so auf einem Felsen sass, bemerkte ich direkt neben mir im Dolomit einen kleinen roten Stein. Ich rief dann die Anderen hinzu und fragte sie, ob sie nach so etwas suchen würden, worauf deren neidische Augen immer grösser wurden, denn was ich in der Hand hielt, war doch tatsächlich ein etwa drei Zentimeter langer zweifarbiger Korund, das Ziel unserer Suche.
Beim Abstieg fanden wir dann in unmittelbarer Nähe eines Starkstrommasten auch kleine grüne Turmaline. Die Ausbeutung an diesem Ausflug war nicht besonders ergiebig. Aber dennoch eine Reise wert, da uns die herrliche Bergwelt für die fehlenden Funde entschädigte. Willy Wehrli, der damalige Vorsitzende des Vereins, kam auf alle Fälle am Vorabend in der Hütte sicher auf seine alkoholische Rechnung - Bier und Wein flossen in Strömen.
Herznach, Abfailhalde des Bergwerkes
15.7.1976
Das Eisenbergwerk wurde bereits 1967 stillgelegt. Es wurde immer viel darüber gesprochen, dass von dort sehr schöne, und zum Teil auch grosse Ammoniten hervorgekommen seien. Also machten wir uns endlich auf, das alte Bergwerk zu besuchen. In der Halde, an der Strasse nach Wölflinswil gruben wir etliche Male tiefe Löcher und suchten nach Ammoniten. Gefunden haben wir einige Wenige. Dass der Hauptstollen durch den Hübstel durchgeht und auf der Ueker Seite wieder herauskommt, erfuhren wir nach und nach, aber wo?
Eines Tages suchten wir die nördliche Seite des Hübstels ab und fanden tatsächlich den Eingang, welcher aber in der Zwischenzeit zugemauert wurde. Also keine Chance reinzukommen. Als ich ein späteres Mal wieder dort war, entdeckte ich, dass jemand ein Loch in die Backsteinmauer gemeisselt hatte und vermutlich auch drinnen war. Wir trafen dann eine Woche später in der kleinen Tongrube auf der Staffelegg auf zwei Zürcher Sammler, welche uns schlussendlich dazu einluden, mit ihnen zusammen in den Stollen zu gehen. Sie seien schon letztes Wochenende drinnen gewesen und wollen nun nochmals hinein.
Also gingen Anton, sein Sohn Thomas und ich mit hinein. Man musste stellenweise über Haufen hineinkriechen, weil die Deckenschichten heruntergekommen waren. Viel Platz zum hindurchkriechen blieb selten. An der Decke hingen aber Ammoniten so gross wie Wagenräder. Man hätte sie mit dem Hebeisen leicht lösen können, aber niemand konnte uns sagen, wieviel Material dann vor oder hinter uns noch heruntergekommen wäre und wir wären dann unter Umständen lebendig und auf ewig begraben gewesen, also liessen wir es sein.
Mir wurde immer mulmiger zu Mute. Als dann bei einem weiteren Haufen die Zürcher so nebenbei bemerkten, dass diese Zeitungen, welche noch halb unter dem Haufen hervorschauten, von ihnen, von letzter Woche seien, löschte es mir ab. Ich packte Thomas und informierte Anton, dass mir mein Leben und das seine Sohnes wichtiger sei, als ein paar schöne Ammoniten und trat den Rückzug an.
Nach einer Weile kam dann aber Thomas' Vater doch auch noch ans Tageslicht. Die beiden Zürcher blieben aber noch weiterhin im Stollen drin. Gesehen haben wir sie seither nie mehr, aber vermutlich sind auch sie wieder heil herausgekommen. Der Eingang wurde dann später zubetoniert und ist heute zugedeckt.
Fortsetzung folgt...
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