Mario Henzi - «Mein Steinleben» - Teil 15
Von: Mario Henzi
Die vorliegende mehrteilige Serie „Mario Henzi - mein Steinleben“ ist eine kurze Zusammenfassung meiner über 60-jährigen Sammlertätigkeit in Mineralien und Fossilien. Sie gibt einen Überblick über viele Fundstellen und ihre Fundmöglichkeiten. Viele davon sind Vergangenheit, weil sie geschlossen, zugeschüttet oder inzwischen verboten sind. Ein Grossteil der Verbote von für uns sehr interessanten Fundstellen sind durch Raubbau treibende Sammler verursacht worden. Es braucht halt auch in der Freizeit, im Hobby eine rechte Portion Ethik und Achtung vor der Natur. Man sollte nie den Dank vergessen, wenn einem die Natur eines seiner Wunder zum Geschenk macht! Ich für meinen Teil habe der Natur für meine gesamte Sammlung zu danken. Zusammen mit dieser Serie und unserem Kabinett in Wallbach möchte ich den an den Naturschönheiten interessierten Leserinnen und Lesern und Besuchern einen tieferen Einblick vermitteln und eventuell auch ein bisschen Freude bereiten.
Macrocephaliten, Ueken, Hübstel
Arvigo GR, Calancatal
1.5. 1980
Mit den Mineralienfreunden Bad Säckingen unternahm ich einen Ausflug nach Arvigo in den legendären Steinbruch. Mit viel Arbeit, das heisst spitzen, kam ich zu Funden von Epidot, Quarz, Adular und auch Prehnit-Stüfchen, welche meine Sammlung weiter bereicherten.
Wittnau, Hangrutsch, Ammoniten
15.2. 1981
Von zuverlässiger Seite erfuhren wir, dass es in Wittnau irgendwo einen grossen Hangrutsch gegeben und Ammoniten führende Schichten freigelegt haben soll. Franz und ich suchten intensiv die ganze Gegend danach ab und fanden den Rutsch dann nach einiger Zeit auch.
Das Wasser der langen Regenzeit hatte die Lehmschicht zwischen Fels und Humus derart glitschig gemacht, dass tatsächlich ein grosser Teil des nördlichen Hanges mitsamt der Strasse talabwärts gerutscht war. Dabei wurden bis anhin noch unbekannte Felsbänke freigelegt, in welchen sich Versteinerungen befanden.
Wir suchten und fanden dann auch einige sehr schöne Ammoniten. Mein Fund krönte ein Faziesstück, auf welchem sich zwei Ammoniten befanden. Beat Imhof aus Trimbach begab sich dann später mit dem Zürcher Paläontologen Prof. Rieber an diese Fundstelle. Worauf Rieber auf das Negativ meiner Stufe stiess und feststellte, dass es sich beim einen um einen sehr seltenen Ammoniten handelte. Er suchte dann in seinen Halbschuhen den Hang ab, worauf ihm Beat erklärte, wenn er diesen Ammoniten suche, dann müsse er schon nach Wallbach gehen, denn dort befände er sich bereits in meiner Sammlung.
Ueken, Hübstel, Macrocephaliten
15.3.1982
Auf dem Hübstel in Ueken haben wir schon lange Zeit auf einem Acker Ammoniten gesucht, sogenannte Macrocephaliten und auch gute gefunden. Unter dem Hübstel liegt das alte Eisenbergwerk von Herznach.
Interessant wurde es aber für uns erst, als uns der Grundeigentümer erklärte, er wolle demnächst im hinteren, westlichen Teil den Humus von Bord abstossen, um hernach das Ganze mit Schutt aufzufüllen und wieder humusieren. Wir sollen dann schauen, ob dort auch Ammoniten zum Vorschein kommen würden.
Als es soweit war, waren wir natürlich prompt zur Stelle und haben dann dort auch tagelang in der anstehenden Schicht, welche schräg nach innen verläuft, nach Ammoniten gegraben. Wir fanden in dieser Zeit sehr viele und schöne Ammoniten, welche sehr gut erhalten waren und sich auch gut haben präparieren lassen.
Einmal war auch meine Frau Pia mit dabei. Plötzlich rief sie mir zu, ich solle ihr doch bitte diesen grossen Stein herausnehmen, welcher ihr zum Weitergraben im Weg stünde. Stein ist gut, es handelte sich um den grössten Macrocephalus, den wir je auf dem Hübstel gefunden hatten! Wir nannten ihn dann die „Grossmutter“. Viel später dann habe ich noch einen etwas kleineren, den „Grossvater“ dazu gefunden, sodass das Paar nun beisammen in meiner Sammlung liegt.
Gefunden haben wir auch verschiedene Perisphinctes sowie Oxycerites aspidoides. Weiter unten auf dem Acker am Nordhang findet man hin und wieder Seeigel und Trigonia.
Holderbank, alter Steinbruch
12.4.1982
In den oberen Schichten dieser alten Grube kann man Ammoniten der Gattung Stephanoceras und Nautiliden finden. Wenn man Glück hat, auch einen der gekammert ist und in dessen Kammern sogar schöne Hämatitkristalle auf den Calcitkristallen aufsitzen.
Gansingen, Cheisacher
12. 1. 1985
Der Cheisacher ist seit neustem für seinen Holzturm bekannt, aber lang vorher für verschiedene Ammoniten-Arten. Wir suchten und fanden auch Trigonias, zum Teil sogar Paare. Vom ansässigen Bauern hatten wir die Erlaubnis, im Herbst auf den Äckern nach Fossilien zu suchen, was an den oberen Berghängen im Wald von der Gemeinde Gansingen aus verboten ist. Einige Sammler hatten dort in den Schichten gegraben und dabei wie üblich das Wurzelwerk der Bäume unterhöhlt, sodass etliche Bäume im Sturm umgefallen sind. Sie haben damit grosse Schäden angerichtet für welche wir - die Bräveren - nun auf unabsehbare Zeit büssen müssen.
Dabei wäre dies für viele anständige Fossiliensucher eine lohnenswerte und interessante Fundstelle, die in ihrer Art im Jura einmalig ist. Auf dem Berg befindet sich auch die aargauische Sternwarte sowie auch eine grosse Fledermauskolonie in einem alten Militärstollen, welcher durch den Berg hindurch geht.
Fortsetzung folgt...
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