Theater Münchwilen mit Politsatire «E verhängnisvolli Nacht»
Von: Hans Berger
Da verstehe einer noch die Welt!!! In einer verhängnisvollen Nacht verprasste Münchwilens Gemeindeammann Toni Sieger die gesamten Lohngelder des Gemeindepersonals im Rotlichtmilieu und in Spielhöllen und in der voll besetzten Turnhalle lachten sich die Einwohnerinnen und Einwohner Münchwilens ab der Geschichte den Buckel voll. Doch damit nicht genug, wie der Geschichte vom Theater Münchwilen „E verhängnisvolli Nacht“ am vergangenen Samstag entnommen werden konnte.
das Ensemble vom Theater Münchwilen «E verhängnisvolli Nacht»
Wahrheit oder Trug?
Nein, nein, es ist kein Reality-Theater, was Peter Lanz hervorragend inszeniert hat und das Ensemble beinah schon authentisch, aber mit komödiantischem Können spielt. Auch Toni Sieger (Urs Schumacher) ist nicht der wirkliche Gemeindeammann von Münchwilen, denn dieses Amt hat nach wie vor Willy Schürch inne. Also Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig. Auch geht aus keinen Akten hervor, dass sich je ein Gemeindeammann vom Dorf an Gemeindegeldern vergriffen hätte und weder mit dem Rotlichtmilieu noch Spielhöllen auf Tuchfühlung ging. Aber dennoch...
Nur eine Persiflage
In gewissen Massen ist die Komödie von Armin Vollenweider „nur“ eine Persiflage auf die Classe-Politique. Toni Sieger und dessen Freund Emil Pfund (Dieter Zimmermann) verkörpern indes hervorragend jenen Typus von Politiker, wie ihn sich Ottonormalverbraucher vorstellt. Sie sind nie um eine Antwort verlegen und verstehen es vortrefflich, zum Gaudi des Publikums Negatives ins Positive umzudrehen. Beide haben somit das Format für einen Auftritt in der Arena von SF1.
Im Dilemma
Das Stück bestätigt auch die allgemein gültige Erkenntnis, dass hinter jedem „starken“ Mann eine noch stärkere Frau steht. Frida Sieger (Gabriela Caviezel) ist die Managerin ihres Mannes und will, weniger um der Politik willen, als vielmehr zur Stärkung des eigenen Ansehens und, um dem Tratschweib von einer Nachbarin Silvia Huber (Nelly Utzinger) zu zeigen „wo Gott hockt“, ihren Mann zum Grossrat machen. Allerdings weiss Frida (noch) nicht, dass ihr Gatte in der verhängnisvollen Nacht nicht nur fremde Gelder verschleudert, sondern auch noch einen Schuldschein unterschrieben, mit 2.7 Promille im Blut den Fahrausweis verloren und - das Fass zum überlaufen bringend - auch noch die Erotiktempelbesitzerin Olga La Bouche (Barbara Reinhard) adoptiert hat.
Durchtriebene Listigkeit
Am Tag nach der langen Nacht leidet der Gemeindeammann im höchsten Grade unter Amnesie. Die Welt wäre somit in Ordnung, wenn ihn nicht sein Freund und Hansdampf in allen Gassen sukzessive aufklären würde. Ohne dessen durchtriebene Listigkeit würde Toni Sieger die Politbühne als Verlierer verlassen müssen und wäre ein gebrochener Mann. Wie nicht anders zu erwarten ist, schmieden die beiden Filous einen vermeintlich raffinierten Plan, um sich aus ihrer misslichen Lage zu befreien.
Lügengebilde
Als dann aber die Adoptivtochter mit Sack und Pack Einzug hält, der seinem Namen gerecht werdende Gangster Mario Brutelli (Hanspeter Wirz) auftaucht, um den Schuldschein einzulösen, muss ein neuer Plan her und tausend neue Ausreden erfunden werden. Ein Normalbürger hätte im Gegensatz zu den beiden Politikstrategen das sich zu einem überdimensionalen Lügengebilde entwickelnde Szenario längst nicht mehr im Griff. Das Fantasiepotenzial von Toni und Emil scheint jedoch unbegrenzt zu sein. Das muss es auch, denn als Gemeindeschreiberin Renate Kern (Rita Mühlemann) die Lohngelder abholen und der Polizist Karl Kanter (Fritz Gisin) den Vorfall von vergangener Nacht zu Protokoll nehmen will, zusätzlich auch die Journalistin Martina Baumann (Sarah Wirz) von der Sache Wind bekommen hat und unbequeme Fragen stellt, sind neue Erklärungen gesucht.
Ende gut, alles gut???
Ob und gegebenenfalls wie sich die beiden Schlingel aus der Schlinge ziehen, sei an dieser Stelle nicht verraten, sondern kann am kommenden Samstag um 20.00 Uhr in der Münchwiler Turnhalle in Erfahrung gebracht werden, wenn das Theater Münchwilen die ganze Geschichte von „E verhängnisvolli Nacht“ nochmals wahrheitsgetreu erzählt. Das Stück ist vor allem auch angehenden Möchtegernpolitikern zu empfehlen, denn es ist exemplarisch dafür, wie man eben nicht politisieren sollte und, dass Lügen zwar oftmals, aber eben doch nicht immer kurze Beine haben.
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