Odd Fellows pflanzten die 6. Winterlinde
Von: Hans Berger
Weil die Linde ähnliche Werte symbolisiert wie die Waldstadt-Loge Rheinfelden, Teil des weltweiten Independent Order of Odd Fellows IO, war es für deren Vorstand vermutlich beinah selbstverständlich, dass er anlässlich des 100. Geburtstages der Loge dem Baum Ehre erweist und in jenen Gemeinden, in denen Mitglieder wohnhaft sind, eine Winterlinde pflanzen wollte, sofern dies auch im Sinne der betreffenden Kommunen ist und sie zudem einen Platz dafür zur Verfügung stellen würden. Acht der in Frage kommenden zehn Gemeinden nahmen das Angebot dankend an.
Odd Fellows pflanzten in Kaiseraugst die 6. Winterlinde
So auch die Gemeinde Kaiseraugst, wo sich vergangenen Dienstag einige der Odd Fellows bei der Sportanlage vom Schulhaus Liebrüti versammelten, um im Beisein von Gemeindepräsidentin Françoise Moser, Gemeinderat Jean Frei und Andreas Brühwiler, Leiter Bauverwaltung auf das gute Gedeihen der frisch gepflanzten Winterlinde und deren rund 800-jährige Zukunft anzustossen.
Obermeister (Präsident) der Waldstadt- Loge Amadé Franzen betonte in seiner Ansprache, dass das Lindenblatt auch mal das Wappen des nur vom 20. Februar 1802 bis 19. Februar 1803 existierenden Kantons Fricktal war. Wichtiger aber sei der ökologische Nutzen des Geschenkes.
Und tatsächlich: Bäume produzieren wie alle Pflanzen auf der Erde Sauerstoff. Schon ein kleiner Baum von nur rund zwanzig Metern Höhe produziert circa 10‘000 Liter Sauerstoff am Tag. Das reicht für 5 bis 10 Menschen, die am Tag je 500 bis 2‘000 Liter Sauerstoff benötigen.
Nicht zu vergessen ist ebenfalls: Bäume binden Kohlenstoffe und bremsen den Klimawandel. Grund ist die Photosynthese, die die Bäume betreiben, um überhaupt zu wachsen. Bei diesem Prozess nehmen Bäume das mit für den Klimawandel verantwortliche Kohlendioxid aus der Luft auf. Unter Lichteinfluss zerlegen sie das Gas in seine Bestandteile und verwandeln es in organische Materialen wie zum Beispiel Holz. Für einen Kubikmeter Holz verbraucht ein Baum dabei durchschnittlich eine Tonne CO2.
Der ökologische Wert der von den Rheinfeldern Odd Fellows gespendeten acht Winterlinden ist in Bezug auf ihre 800-jährige Lebenserwartung kaum zu erfassen. In Anbetracht dessen ist das Dietrich Bonhoeffer zugeschriebene Zitat: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“ nachvollziehbar.
In diesem Sinne wusste auch Gemeindepräsidentin Françoise Moser das Geschenk zu würdigen. In ihrer Dankesrede offenbarte die Magistratin, dass sie bis zur Anfrage der Waldstadt-Loge Rheinfelden von deren Existenz nichts wusste, sei aber zwischenzeitlich vom Leitbild der Odd Fellows sehr beeindruckt.
Mythen und Sagen
In Mitteleuropa kommen Linden häufig in Mythen und Sagen vor, wie z.B. in den Nibelungensagen, wo ein Lindenblatt zwischen den Schulterblättern Siegfrieds seine Unsterblichkeit verhindert. Oft war eine Linde am Dorfplatz der Ort des Zusammenkommens und des Gemeinschaftslebens, aber auch des Richtens.
Grundsätzlich gilt die Linde als Baum der Gemeinschaft. Wie kein anderer Baum haben die Linden die Dorfgemeinschaft in Mitteleuropa der letzten Jahrhunderte geprägt. Sie standen lange Zeit als Dorflinden im Mittelpunkt der Kommunikation im ländlichen Raum.
Unter ihrer Krone wurde getanzt, gefeiert, aber auch Gericht gehalten. Unzählige Mythen, Sagen und Lieder erzählen von dem 1000 - jährigen Baum und den Geschichten unter seinem Blätterdach. Lindenbäume gelten daher als Antennen der Kommunikation.
Die Linde ist der Baum der Traditionen. In den letzten Jahrzehnten ist sie aber leider oft von unseren Dorfplätzen verschwunden und musste Parkplätzen oder anderen versiegelten Flächen weichen. Gerade im Kampf gegen die Klimakrise gilt es nun, vermehrt Lindenbäume zu pflanzen.
Nicht nur Menschen, auch Bienen und zahlreiche andere Insekten suchen die Linden besonders gerne auf. Durch ihre relativ späte Blüte im Juni (Sommerlinde), bzw. Juli (Winterlinde) liefern Linden der Honigbiene und einer Vielfalt an anderen Insekten reichlich Nektar, wenn nur mehr wenige andere Blüten in der Landschaft zu finden sind.
Der typisch intensive Duft der Linde prägt den Geschmack des Honigs und macht ihn zu einer kulinarischen Spezialität. Typisch ist dabei eine einzigartig minzige Note und ein unverkennbar typischer Linden-Geschmack. Linden an Waldrändern, Alleen oder auf Dorfplätzen liefern einen wichtigen Beitrag zum Bienen – , Insektenschutz und letztlich auch zur Biodiversität.
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