Kaiseraugst feiert himmlische Fasnacht
Von: Hans Berger
Wenn drei Engel vom Himmel herabsteigen und sich explizit die Kaiseraugster Fasnacht aussuchen, um – wie am vergangenen Samstag - im Cortege für Furore zu sorgen, ja dann versteht es sich quasi von alleine, dass sie prächtiges Wetter mitnehmen und dem von unzähligen Zivilisten gesäumten Umzug ein himmlisches, närrisches Fluidum verleihen.
Vom Himmel hoch nach Kaiseraugst hinuntergeschwebt
Ein geschichtsträchtiger Tag
Aber damit nicht genug, nein, denn derweilen evaluierten und debattierten hoch oben über den Köpfen der Narrenschaft zwei verliebte Storchenpaare, wem sie nun unter den vielen holden Närrinnen ins Bein beissen sollen, damit die Kaiseraugster Fasnacht auch in rund zwanzig Jahren noch über genügend aktive Fasnächtler verfügt.
Es ist daher davon auszugehen, dass im 2020 die schweizerische Geburtenrate enorm ansteigen und es wieder ein echtes Babyboomerjahr geben wird, welches die AHV-Probleme zumindest kurzfristig mindern wird. Will heissen, rund 2000 Jahre nach der Römerzeit wird Kaiseraugst erneut in die Geschichtsbücher eingehen.
Übergrosse Relevanz
Auch wenn die vier Störche ab und an den Akteuren auf der Strasse die Show stahlen, waren sich vermutlich doch nur wenige der die himmlische Fasnacht fröhlich feiernden Menschen der Tragweite dieses Tages bewusst. In ein paar Wochen aber werden sie sich dessen bewusst werden. Und der Aargauer Regierungsrat wird in wenigen Jahren einmal mehr die Schulhausplanung umkrempeln müssen.
Da war doch noch was?
Na ja - was solls, am vergangenen Samstag war in Kaiseraugst, wie der ausführlichen Fotoreportage unschwer entnommen werden kann, Party angesagt und da wollte sich wirklich niemand den Kopf über noch ungelegte Eier zerbrechen. Zumal der irre Sound der fünf Guggenmusiken sowieso keine klaren Gedanken zugelassen hätte und die holde Weiblichkeit vor allem darauf bedacht war, von den Waggis eine Rose oder wenigstens ein, jeglichen guten Duft vermissendes Mimöschen zu erhaschen.
Die erotisch bezaubernden Chaipirinhas allerdings erinnerten zumindest die Herren der Schöpfung daran, dass es da doch auch noch andere schöne Sachen gibt... Aber was war denn das schon wieder...., fragten sie sich?
Schwarze Invasion
Nein, mit den noch letzten Sommer schweizweit Schlagzeilen machenden Krähen in der Liebrüti hat dies nichts zu tun, zeigten sie sich überzeugt. Obwohl vergangenen Samstag die pechschwarzen Vögel mit dem gelben Schnabel nun auch das alte Dorf scharenweise in Beschlag genommen hatten. Wer weiss, vielleicht war die Invasion ein himmlischer Fingerzeig, was der Kaiseraugster Bevölkerung bezüglich ihrer rapiden Vermehrung bevorsteht...
Teuflischer Pakt
Jedoch wurde auch diese Botschaft vom fröhlich feiernden, das frühlingshafte Wetter in vollen Zügen geniessenden närrischen Volk völlig ignoriert. Schuld an dieser oberflächlichen, teuflisch ausschweifenden Lebensweise ist vermutlich dem sich bei den beiden weissen Unschuldsengeln angebiederten, schwarzen Engel zuzuschreiben.
Auffällig war indes, dass bei der anschliessenden Beizenfasnacht die ansonsten das ganze Jahr durch das Geschehen im Dorf haarscharf beobachtenden Schnitzelbänkler diese augenscheinliche Problematik mit keinem Wort erwähnten.
Was wiederum die Mutmassung zulässt, dass sie mit dem Teufel einen teuflischen Pakt eingegangen sind, damit sie einmal mehr satanische Verse unters stets anständige, Gesetzen und Obrigkeit unterwürfige Volk bringen können.
Das Finale
Es ist in Kaiseraugst zur Tradition geworden, sich am Montag die Schnitzelbänke und andere Darbietungen der samstäglichen Strassen und Beizenfasnacht in aller Ruhe nochmals zu Gemüte führen zu lassen. Ab der grossen Aufmerksamkeit, die den Akteuren hier geschenkt wird, übertreffen sie sich in ihrer Leistung nochmals oder machen gar zusätzliche Einlagen.
Ein bombastisches Feuerwerkt an Rhythmik lieferten zum Auftakt die Kaiseraugster Kindergugge „Hölle-Brätscher“. Nicht wegzudenken an der Kaiseraugster Fasnacht sind die Waldhäxe, welche sich heuer jedoch in Krähen verwandelt hatten, ihrem Ruf als Garanten für schönen Schnitzebankgesang und humorvolle Texte aber trotzdem vollumfänglich gerecht wurden. Auch Schnitzelbänkler „Sabrenas“ sang sich von der Seele, was sich ihm im vergangenen Jahr so alles im Chropf angesammelt hatte. Den Saal zum Rocken brachten mit irrigem Sound die „Bohneschränzer“ aus Meltingen.
Im Nu kehrte jedoch Ruhe ein, als Schnitzelbänkler „Ueli“ das Jahr Revue passieren liess und danach das Newcomer-Duo „Näggis“ selbiges tat und mit einem Rap das Plenum im vollen Saal begeisterte. Danach zelebrierten die „Ryburger Tambouren“ ein Rädäbäng der Sonderklasse und brachten damit das Publikum regelrecht in Rage. Die jazzige Formation „Flickwerk“ startete mit einem fetzigen Dixieland und empfahl abschliessend dem Auditorium beschwingt: „Liebeskummer lohnt sich nicht“.
Anspruchsvolle Melodien, ausgefeilte, tiefsinnige Texte sind die Markenzeichen vom Schnitzelbank-Duo „Deux Pièces“, womit die beiden, etwas gar konservativ gekleideten „Damen“ die Zuhörerschaft genauso zu begeisterten vermochten wie die vier farbenfrohen, viel Sex-Appeal versprühenden „CHAIpirinhas“. Einen frenetischen Applaus erntete indes ebenso der aus Pratteln eingeflogene Schnitzelbänkler „Schindu“. Die Halle zum Beben brachten abschliessend die Kaiseraugster Gugge „Grossstadtchnulleri“.
Das Finale nach dem Finale
Kaiseraugst wäre aber nicht Kaiseraugst, wenn das Finale wirklich ein Finale wäre, denn heute Nachmittag um vierzehn Uhr geht das närrische Treiben in der Turnhalle Dorf mit einem Kindermaskenball inklusive Umzug weiter.
Morgen Mittwochabend wird um neunzehn Uhr auf dem Rhein das obligate Fasnachstsfeuer entzündet und beim Fährihüüsli begleitet von derben Versen Holzscheiben geschossen. Bei mystischem Ambiente wird zudem auf die himmlische Fasnacht angestossen und irgendwann dann dem himmlischen Klamauk mit einem vielleicht ähnlichen Vers wie etwa „Schibi Schiba, flieg übere Rhy, d’Chaiseraugschter Fasnacht isch verbi!!!“ ein endgültiges Ende gesetzt...
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