Kaiseraugster Kirchgänger*innen mitten im „Krieg der Sterne“
Von: Hans Berger
Es vergeht kaum ein Gottesdienst, in dem nicht darum gebetet wird, dass der Allmächtige den Kriegen ein Ende setzt. Aber statt dies zu tun, mussten vergangenen Sonntag die Besucher*innen des Gottesdienstes in der Ref. Kirche von Kaiseraugst eine wahrhaftige Invasion kriegerisch gesinnter Wesen von irgendwelcher, Lichtjahre entfernten Galaxie erleben. Bedenklich daran ist jedoch, dass sowohl die unzähligen Besucher*innen wie ebenso der Pfaff und dessen Partner, der philosophisch artikulierende Affe Theobald die wohl kaum gutgesinnten Eindringlinge mit offenen Armen empfingen, so als ob wir nicht schon genug mit unseren hausgemachten Problemen am Hals hätten.
Kaiseraugster Grossstadtchnulleris mit Pfarrer Andreas Fischer, Jutta Wurm und Theobald
Deklaration
Und so kam’s dass, nachdem die „Chnulleri-Wars“ das Plenum mit der fadenscheinigen Erklärung „May the force be with you. Always.“ (Möge die Macht mit euch sein. Immer) musikalisch auf Anhieb eingelullt hatten, Pfarrer Andreas Fischer (der „Pfaff“) die Segel streckte und kurzum verlauten liess…
„Eigentli hani wele aafange im Name vo Gott, womer nach em tuet plange i aller Not – doch mer erntet nur Schpott. Pfaff, du laufsch im alte Trott, hätt er gseit, de Aff, de Theobald, will halt de neui Glaube tuet eim di alte Formle raube. Nüme vo Vater und Sohn redt die neu Religion, sondern si seit allein: „Möge die Macht mit euch sein“.
Logisch, wenn der Pfarrer das sagt, muss es auch so sein, womit dann noch allfällige Zweifel an der Richtigkeit der Invasion weggewischt waren. Das Eis war gebrochen, die Chnulleri-Wars, dr Pfaff und sin Aff konnten aus freien Stücken schalten und walten wie es ihnen grade gefiel. Na ja, zugegeben eben so richtig fasnächtlerisch.
Der philosophierende Affe Theobald ortete bezüglich der neuen Situation jedoch bald einen Aufklärungsbedarf und dozierte daher etwas überheblich: „Unser Pfaffe, es ist schitter, weiss nicht mal, was ist ein Jediritter. Und, ich seh es ein: Er ist damit nicht allein.“ Danach brillierte der Affe mit seinem Wissen über die vielen Star Wars (Krieg der Sterne), welchen das Universum in den letzten Jahren ausgesetzt war.
Inspiration
Inspiriert von Peter Maffays erstem grossen Hit „Du“ sprach Pfarrer Fischer das folgende, die Herzen der Besucher*innen berührende Gebet:
Gott, DU
Mich mit deiner Hand berühr,
dass ich deine Wärme spür,
dann weiss ich, was auch geschieht,
es wird gut,
so bist Du, Du, nur Du
Du verlangst oft viel von mir,
doch ich spür die Kraft in dir
und weiss, du verlangst nie mehr, als Du gibst
so bist Du, Du, nur Du.
Sag mir, wie du mich denkst,
die Liebe, die Du schenkst
ist so zärtlich und so gut und so tief
so wie Du, Du, nur Du
Und wenn ich schlaf, dann wach in mir
und wenn ich wach, schenk ich mein Leben dir.
Und wenn ich geh, geh meinen Weg mit mir
und wenn ich steh, bleibe Deine Wärme hier –
Du, Du, nur Du. Amen
Ein Gebet, das offensichtlich auch den Monstern aus dem Universum unter die Haut ging, ansonsten hätten sie wohl kaum den Maffay-Evergreen sofort gespielt.
Interpretation
Im Dialog mit der Expertin Jutta Wurm erfuhr Pfarrer Fischer, dass die Geschichten um „Star Wars“ einen religiösen Hintergrund, eine spirituelle Tiefe haben. Im Star Wars-Universum gebe es nicht Gut und Böse, sondern die helle und die dunkle Seite der Macht. Offensichtlich geht’s also dort oben ähnlich zu und her wie hier unten auf der Erde.
Dem Plenum wurde bald klar: das, was „Star Wars“ suggeriert kann auch anders gedeutet werden, wie ebenfalls der Song von Matthias Reim „Verdammt ich lieb dich“, wenn dieses „dich“ auf Gott bezogen wird. Ja, es ist eben alles eine Sache der Interpretation. Auf wen die „Chnulleri-Wars“ dieses „dich“ bezogen, als sie den Hit spielten, war jedoch nicht in Erfahrung zu bringen.
Reflexion
Natürlich wurden im Dialog zwischen der Expertin und dem Pfarrer auch einige negative Parallelen zum Geschehen auf dem blauen Planeten und besonders in der Schweiz aufgedeckt, welche die Sternenkrieger trotzdem bewogen, ihrem Gastland mit dem Traufer-Song „Sennesinger“ zu huldigen.
Abgeschlossen wurde der närrische, tiefsinnige, inspirierende Fasnachtsgottesdienst mit dem gemeinsamen „Vater unser“, einem Gedenken an die unlängst verstorbene langjährige Dorfschullehrerin Heidi Suter, dem Segen sowie dem, die Seele berührenden „Halleluja“ in der Version von Leonard Cohen.
Konsumation
Bei frühlingshaften Temperaturen genossen die Kirchgänger*innen den draussen offerierten Apéro ausgiebig und lobten sowohl die Kaiseraugster Grossstadtchnulleris wie desgleichen den „Pfaff“ und sin Aff. Diesbezüglich auffällig war bereits im Gottesdienst, dass das Plenum - entgegen der Kaiseraugster Tradition - nicht nur die Musik der „Chnulleri-Wars“, sondern auch die Worte vom „Pfaff“ und sim Aff mit Applaus bedachte.
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