Theater Kaiseraugst trumpft auf und brilliert
Von: Hans Berger
Obwohl sie, zumindest in Kaiseraugst, den Bekanntheitsgrad des in einem solchen Vergleich oft zitierten „roten Hundes“ haben, sind die acht Laienschauspieler*innen vom Theaterverein Kaiseraugst in dessen aktueller Produktion „Das Spiel beginnt“ weder charakterlich, noch in ihrer gewohnten Gestik wiederzuerkennen. Sie spielen die vom Autor Ken Ludwig ausgedachten Personen nicht, sondern sie sind sie leibhaftig und vermögen so ihr Publikum von der ersten bis zur letzten Sekunde in ihren Bann zu ziehen. Der Regisseurin Nicolaia Marston ist es gelungen, aus Laienschauspieler*innen Profidarsteller*innen zu machen.
Ensemble vom Theaterverein Kaiseraugst
Mit einem Theaterstück im Theaterstück überrascht und verwirrt das hervorragende Ensemble vom Theaterverein Kaiseraugst sein Publikum gleich im ersten Akt. Denn kaum hat die Krimikomödie ihren Anfang genommen, fällt ein Schuss. Der Knall, der alle zusammenzucken lässt, gilt Charlotte Gilette (Katja Widrig), eine Schauspielerin, die jahrelang im New Yorker Palace Theatre Sherlock Holmes verkörperte und sich nun allzu sehr mit dieser Rolle identifiziert.
Eine turbulente Kriminalkömodie nimmt ihren Lauf. Die Zuschauer erleben hautnah, wie sich Charlotte Gilette in ihrem mondänen Landsitz am Connecticut River im Kreise ihres zur Weihnachtsfeier geladenen Schauspielensembles von dem Streifschuss erholt, bevor die Geschichte so richtig in Fahrt kommt.
Krimi-Stimmung
Yolanda Hassler spielt mit Hingabe die etwas exzentrische Mutter Martha der gefeierten Schauspielerin Charlotte Gilette. Bald kommt Krimi-Stimmung auf, als die spitzzüngige Marlene Geisel (Evi Wellauer) mit ihrem, etwas gar überspannten Ehemann Felix (Thomas Obrist) erscheint und beim Publikum den Blitzgedanken suggeriert: „Irgendetwas ist doch faul an diesem Paar..!“
Auch Sophie Wheeler (Martina Schneider) scheint nicht so süss zu sein wie sie aussieht. Recht schnell nach dem tödlichen Skiunfall ihres superreichen Mannes hat sie ihren Kollegen Simon Bright (Roland Zbinden) geheiratet.
Smalltalk
Die eher blasierten, hochgetakelten, versnobten Gäste sind versammelt, führen einen Smalltalk, sind jedoch zwischendurch immer wieder bemüht, sich mit Szenen aus der grossen Theaterliteratur gegenseitig zu übertrumpfen.
Die grosse schauspielerische Leistung dabei ist, dass die Spielenden in einem Sekundenbruchteil bravourös von einer Rolle in die andere schlüpfen und gleichzeitig auch noch von Mundart ins geschliffene Schriftdeutsche wechseln können.
Empörung
Das Spiel findet aber ein jähes Ende, als die Gastgebein Charlotte Gilette ihren Gästen gesteht, dass auch die Theaterkritikerin Daria Chase zur Feier geladen ist. Allesamt sind höchst empört ab der Ankündigung– hat dieses Luder doch in ihren Kritiken schon jeden von ihnen zutiefst beleidigt, erniedrigt. Käthi Hossli spielt die Rolle der gehässigen, die Macht der Worte genüsslich auslebenden Journalistin Daria Chase.
Gruselstimmung
Trotz der gereizten Stimmung wird auf Drängen der Gastgeberin eine spiritistische Sitzung begonnen – natürlich mit Daria als Medium.
Im Theatersaal kommt derweilen Gruselstimmung auf. Blitz und Donner tun ihr Übriges.
Kurz nach Beendigung der turbulenten Séance wird der destruktiven, nur auf sich bedachten Daria ein Messer in den Rücken gestossen. Charlottes Schrei ruft ihre Mutter auf den Plan, die in aller Seelenruhe erklärt, sie habe Daria getötet.
Das Verzwickte an dem Geständnis für Charlotte Gilette ist, dass sie kurz zuvor telefonisch der Polizei den Mord gemeldet hat. Und weil die Polizei nun einmal dein Freund und Helfer ist, dauert’s nicht lange, bis Inspektorin Goring (Nadja Budmiger) vor der Tür steht. Somit beginnt das Spiel aufs Neue...
Halbzeit
Mehr sei an dieser Stelle aber nicht verraten, nur soviel noch: die Mutter widerruft ihr Geständnis und so erwacht in Charlotte Gilette der Geist von Sherlock Holmes, worauf sie sich mit Tabakpfeife und Lupe daran macht, den konfusen Fall zu lösen, denn wie in der berühmten „Mausefalle“ von Agatha Christie gehören alle im Hause Versammelten zu den potenziellen Tätern.
Wer, wie, wo, was, wird heute und morgen ab 20.00 Uhr und am Sonntag ab 17.00 Uhr sowie vom 21. bis 23. November ab 20.00 Uhr im Kaiseraugster Kulturzentrum Violahof aufgedeckt (Die Vorstellungen sind mehrheitlich ausverkauft). Gleichzeitig kann auch in Erfahrung gebracht werden, dass solche Boshaftigkeit und Niedertracht wie in „Das Spiel beginnt“ sehr viel Spass machen kann.
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