Pfarrerin Esther Borer-Schaub - Ausdruckstarker Abschied
Von: Hans Berger
Aus welchen Gründen auch immer ist es bei uns nicht Sitte, während eines Gottesdienstes zu klatschen, woran sich die Kirchenbesucher - oft widerwillig - auch halten. So auch am vergangenen Pfingstsonntag, beim Abschiedsgottesdienst der Reformierten Pfarrerin von Kaiseraugst, Esther Borer-Schaub - zumindest anfänglich. Die Begeisterung vom Gehörten, Gesehenen und Erlebten war im Auditorium indes derart gross, dass es es sich irgendwann, alle Regeln missachtend, einfach nicht mehr verkneifen konnte, seine Freude klatschend zum Ausdruck zu bringen.
Pfarrerin Esther Borer-Schaub - Ausdruckstarker Abschied
Nach 26 Jahren als Pfarrerin im Dienste der Reformierten Kirchgemeinde Rheinfelden, Kaiseraugst, Magden, Olsberg, zuständig für die Teilgemeinde Kaiseraugst, fängt für Pfarrerin Esther Borer-Schaub die Zeit des Ruhestands an, den sie zusammen mit ihrem Mann Martin in Zuzgen geniessen will (f24.ch berichtete).
Konfirmandin
Zum Abschied schenkten ihr am vergangenen Pfingstsonntag die Gemeindemitglieder, die Kirchenpflege, das Pfarrerteam, die Katechetinnen, der Gemeinde- und Frauenverein sowie das Trio Arpiné einen die Sinne berührenden Gottesdienst, den die Pfarrerin freudvoll offenbaren liess: „Ich fühle mich wie eine Konfirmandin!“
Intro
Mit ihrem beschwingten, fröhlichen, gleichsam wehmütigen Eingangsspiel legte das Trio Arpiné den Grundstein des Gottesdienstes. Es war bereits spürbar; der Applaus lag in der Luft, eine Person missachtete das ungeschriebene Gesetz bereits und spendete dem Trio einen Minibeifall.
Analog dem Bibeltext Prediger 3 „alles hat seine Zeit“ eröffnete Pfarrer Peter Senn den Gottesdienst mit sonorer, ernsthafter, beinah klagender Stimme. Kirchenpräsidentin Catherine Berger hingegen malte mit blumigen Worten die Zukunft des Rentnerpaars aus. So zeigten die beiden in einem munteren Dialog die unterschiedlichen Perspektiven aus Sicht der Kirchgemeinde, welche den Abgang der Pfarrerin bedauert und aus Sicht des Ehepaars, das sich auf die neugewonnene Freiheit freuen kann. Und wieder lag der Beifall in der Luft. Akklamation hätte allerdings auch der Gesang der rund zweihundert Besucher verdient, aber man beklatscht sich selber ja nicht.
Pfingstwind
Den religiösen Teil eröffnete Pfr. Klaus-Christian Hirte mit einem Gebet, worauf Pfrn. Christine Ruszkowski-Hauri einen Teil der Pfingstgeschichte las, um danach die Kanzel Esther Borer-Schaub für ihre letzte Predigt als Kaiseraugster Pfarrerin zu überlassen.
Ausgehend von Wind und Wolken und deren Wirkung knüpfte sie Verbindungen zu jenem Brausen, von dem in der Pfingstgeschichte die Rede ist sowie zum eigenen Abschied. Die Pensionierung bedeute für sie Loslassen von der ihr liebgewordenen Gemeinde, ein Zurückschauen auf das, was gelungen sei und barmherzig mit dem umzugehen, was nicht so geraten sei.
Die Pfarrerin dankte ihrem Ehemann, der ihr stets als Stütze, Kritiker, Berater und Organisator zur Seite gestanden sei, sowie dem grossen Team vor und hinter den „Kulissen“. Der Kirchgemeinde wünschte die Pfarrerin Offenheit, um neue Wege zu begehen, einen langen Schnauf für die nächsten Schritte und die nötige Energie für ein Engagement zugunsten der Mitmenschen, Gesellschaft und Kirche.
Pfingsterlebnis
An einem musikalisches Pfingsterlebnis liess das Trio Arpiné die Festgemeinde mit armenischer Volksmusik teilhaben, welche trotz „fremdländischem“ Klang von allen verstanden wurde. Fürs Brausen sorgte dann das Publikum mit einem frenetischen Applaus.
Würdigung
Kirchenpräsidentin Catherine Berger wusste die Leistungen der scheidenden Pfarrein gebührend zu würdigen und die Kaiseraugster Kirchenpflegerin Brigitte Niederberger gestand, die langen Gespräche mit ihr würde sie missen. Auch Vizedekan Peter Weigl lobte das Wirken von Esther Borer-Schaub und Gemeindevereinspräsident Bruno Wartmann erinnerte sich humorvoll an sein erstes Zusammentreffen mit der Pfarrerin, bei dem sie sich als „Schleckmäulchen“ entpuppt habe. Diakon Stephan Kochinky, röm. kath. Pfarrei Kaiseraugst, würdigte die gute Zusammenarbeit innerhalb der Ökumene und die Katechetinnen verbanden die Kraft der Kräuter mit den guten Wünschen für das Rentnerpaar.
Apérobuffet
Nach dem Festgottesdienst konnten sich die Besucher an einem lukullischen Apérobuffet verköstigen und dabei so, wie die ehemalige Frau Vizeammann Barbara Schätti via Mikrofon bestimmt bilateral viele Erinnerungen austauschen. Viel Aufmerksamkeit zollte die Gesellschaft Beatrice Gyssler, die das Pfarramt Kaiseraugst vom 1.7.2014 bis 30.9.2014 betreuen wird.
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