Sonne und Schatten überm Alpehof
Von: Hans Berger
Da soll noch einer sagen: „Auf der Alp, da gibt’s kei Sünd“! Jedenfalls wurde diese These am vergangenen Samstag im, vom Theaterensemble Bernerverein Frick aufgeführten Stück „s’Gritli vom Alpehof“ zweifelsfrei widerlegt, dies im Gegensatz zu Werner Gassers, Präsident des Vereins, Kurzbeschrieb des Lustspiels: „Man muss auf diesen herumtrampeln, die schon am Boden liegen!“
Theaterensemble vom Bernerverein Frick
Eine prächtige Alpenwelt tat sich den Zuschauern auf, als sich in der Mehrzweckhalle 58 in Frick der Vorhang öffnete. Weil es hierzulande regnerisch, kalt und trist war, mochte man fast neidisch werden ob der idyllischen Kulisse und dem eitlen Sonnenschein auf dem Alpehof. Als jedoch Gritli Läupi, die Wirtin von Alpehof (Brigitte Schneider) über ihre Situation klagte, war die allfällig vorhandene Missgunst schnell verflogen. „Dann lieber sorglos im Fricktal, wie sorgenvoll in der angeblich heilen Welt leben“, war wohl das dominierende Fazit im Saal.
Sonne überm Alpehof
Sicher, die Suche nach geeignetem Personal kann beschwerlich sein, ist aber nichts im Vergleich zu Schulden; wenn dann aber beides noch zusammenkommt, dann kann dies schon einigen Kummer bereiten. Durch ihr adrettes, jugendliches Aussehen, ihren natürlichen Charme und nicht zuletzt auch aufgrund ihrer sozialen Kompetenz erfreute sich die Wirtin grosser Beliebtheit und hatte zum Vornherein desgleichen die Sympathie des Publikums auf ihrer Seite.
Auch der arbeitsscheue „Dorfmuser“ (Martin Schneider) war von der frischen Art der Wirtin angetan, weshalb er schlussendlich einwilligte, sein Faulenzerleben zu unterbrechen, um Gritli für kurze Zeit, wie er ausdrücklich betonte, beizustehen. Der zum Inventar vom Alpehof gehörende Knecht Köbel Stirnimann (Walter Schwarz) war um die Unterstützung dann auch dankbar. Da der alternde Mann äusserst schwerhörig war, verstand er manche Worte falsch und gab dadurch, zum Amüsement der Alpehofgäste wie ebenso des Publikums dem Gesagten oftmals einen neuen Sinn.
Schatten überm Alpehof
Soweit schien ja die heile Welt eigentlich doch heil zu sein. Als diese jedoch vom gierigen Grossbauern Urs Dünner (Hans Imhof) betreten wurde, fing sie an zu bröckeln. Er wusste um die Situation der schönen Wirtin und plante, sich den Alpehof preiswert unter den Nagel zu reissen, wofür er seinen Sohn Peter (Jonas Freiermuth), wie der Vater ebenso ein gemeiner Charakterlump, einsetzte.
Doch noch war es nicht soweit, die drei Stammgäste Monika Stierli, Agnes Zimmermann und Hedy Wiss (Monika Gasser, Claudia Adler, Hildi Schwarz) brachten durch ihren täglichen Besuch doch immer wieder etwas Geld in die Kasse. Wie die Wirtin misstrauten auch sie dem Grossbauern, als er ihr anbot, seinen Sohn vorbeizuschicken, um ihr unter die Arme zu greifen.
In der Hoffnung, damit den drohenden Bankrott zu verhindern, blieb dem armen Gritli Läupi gar nichts anderes übrig, als den Vorschlag, ganz nach dem Motto „In der Not frisst der Teufel auch Fliegen“ anzunehmen. Weil der geistig behinderte Schnurzi Kari (Daniel Schmid) die beiden Schurken belauscht hatte, kannte er als Einziger die verheerenden Folgen des Deals. Da ihm aber der bösartige Grossbauer mit einer Heimversorgung drohte, behielt er sein Wissen für sich.
Hoffnung überm Alpehof
Auf der Such nach Arbeit kommt der Bauernsohn Martin Stalder (Thomas Krebs) auf den Alpehof und verliebt sich Knall auf Fall in die schöne Wirtin. So steht für ihn, gegen den Willen seiner Angebeteten ausser Frage, dass er nicht von dannen zieht, bevor über dem Alpehof die Sonne wieder scheint. Doch das Böse ist eben überall, ihm Herr zu werden zerrt gehörig an den Kräften. Hilfe erhofft sich der Bauernsohn von seiner verwitweten Mutter Gertrud Stalder (Veronika Schneider). Mit ihrer Ankunft scheint sich dann die Sache auch zum Besseren zu wenden.
Sonne überm Alpehof
Es wäre ja kein Lustpiel, was sich die Autorin Cornelia Amstutz ausgedacht hat und von den beiden Regisseuren Edi Schneider und Daniel Schmid inszeniert wurde, wenn es kein Happy End gäbe. Der Weg dorthin ist aber beschwerlich, spannend und unterhaltsam. Irgendwann, soviel sei verraten, sorgte das ausgezeichnet spielende Theaterensemble vom Bernerverein Frick dafür, dass die Sonne überm Alpehof wieder aufging...
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