Augusta Raurica lebte und bebte
Von: Hans Berger
Und einmal mehr kehrten vergangenen Samstag und Sonntag die Römer in ihr einst blühendes Augusta Raurica zurück. Offensichtlich noch mehr wie damals vermochte die Stadt mit ihrem Fluidum die Römer und deren Sympathisanten auch heuer wieder zu faszinieren, wie der „Statistik“ zu entnehmen ist. Denn zählte die regionale Metropole seinerzeit lediglich rund 15‘000 Einwohner, so wurden aktuell deren 20‘000 registriert.
Obelix
„Die spinnen, die Römer!“ ist der Lieblingsspruch von Obelix. Er verdeutlicht damit als Gallier sein Unverständnis über die Taten der römischen Legionäre. Der selben Meinung waren seinerzeit aber wohl viele Völker, als die Römer auf ihrem Weg zum Weltreich ein Gebiet nach dem anderen eroberten und die Besiegten versklavten. Angefangen mit der Vorherrschaft über Italien, führten die Römer im Laufe von 200 Jahren in weiten Teilen Europas, Vorderasiens und Nordafrika immer wieder erfolgreich ihre Eroberungskriege.
Manneskraft
Am vergangenen Wochenende indes zeigten sie sich so friedfertig wie vor rund 2‘000 Jahren in Augusta Raurica, das während der 300-jährigen römischen Herrschaft von jeglichem Krieg verschont blieb. Zugegeben - ganz ohne Gewalt ging‘s dann doch nicht zu und her, denn schliesslich wollten die Römer der Nachwelt verdeutlichen, dass sie ihr Weltreich ohne Gewehre, Kanonen, Panzer, Raketen, Flugzeuge oder gar Atombomben, sondern lediglich mit reiner Manneskraft erschaffen haben. Womit sie die rund 20‘000 Sympathisantinnen und Sympathisanten durchaus zu beeindrucken vermochten, wie jeweils deren enthusiastischem Applaus entnommen werden konnte.
Mensch bleibt Mensch
Klaro, Mann ist Mann, aber nur, weil er einen Gegenpol hat. Schon zu Römerzeit wusste die holde Weiblichkeit mit ihrem Charme und ihrer emotionalen Intelligenz die Männer an die Kandare zu nehmen und sie so in ihrem Sinne zum Handeln anzutreiben, woran das Römerfest keinen Zweifel liess.
Die männlichen Kids unter den zahlreichen Besuchern standen jedoch eher auf das Handfeste, während die Mädels - wie ihre Vorvorvorvor..fahren - doch in erster Linie die der Schönheit dienenden Angebote bevorzugten.
Ja, ja, in den vergangenen zweitausend Jahren hat sich diesbezüglich wohl wenig geändert: Die Männer protzen mit ihren Muskeln, die Frauen mit ihrer Schönheit, die Intelligenz ist indes seit jeher gewiss beiden gegeben, deren Anwendung könnte allerdings in vielen Bereichen wohl unterschiedlicher nicht sein. Aber eben: Mensch bleibt Mensch.
Die Römer hatten eine hochstehende Kultur, die nach dem Untergang deren Weltenreichs vergessen ging und von den Nachkommen mühsam wieder neu erarbeitet werden musste. Ein Paradoxem, das dem modernen Menschen in seiner 40‘000-jährigen Geschichte oft wiederfuhr. Auch dies war am grossen Römerfest - etwas abseits vom grossen Trubel – nachzuvollziehen.
Lukullisches
Kulinarisch konnten sich die Besucher mit einem Schlangenbrot über dem Feuer, einer römischen Wurst oder gleich mit einem mehrgängigen Menü auf dem Bett verwöhnen lassen. Die Neugier und den Wissensdurst der unzähligen Gäste stillten die Fachleute und die Darsteller in zahlreichen Gesprächen und Workshops. Der Mix aus Handwerkermarkt, Action und Wissensvermittlung bot für alle etwas.
Jäger und Sammler
Auch wenn vieles Standard ist, ist das Römerfest von Augusta Raurica alleweil eine Reise wert, weil zum einen der Jugend auf spielerische Art die Möglichkeit geboten wird, freudvoll in einen der vielen Aspekte der Menschheitsgeschichte einzutauchen und es zum anderen den Erwachsenen eindrücklich vor Augen führt, dass der Mensch trotz aller Wissenserweiterung und Entwicklungen letztendlich in seinem Kern ein Jäger und Sammler geblieben ist.
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